Industrie 5.0 beginnt beim Menschen
Interview mit Andreas Tobisch, Operativer Geschäftsführer der DE software & control GmbH

Software, die nicht nur Prozesse optimiert, sondern Menschen verbindet – das ist das Ziel der DE software & control GmbH aus Dingolfing. Mit Andreas Tobisch als neuem operativen Geschäftsführer setzt das Unternehmen auf zukunftsorientierte Technologie, flache Hierarchien und eine Arbeitskultur, die auf Vertrauen und Verantwortung basiert.
Mehr als Software
1997 gegründet, hat sich die DE software & control GmbH als Lösungsanbieter für industrielle Software mit Beratungs- und Implementierungskompetenz etabliert. Der Fokus liegt auf Prozessoptimierung im Shopfloor-Bereich – weit über das klassische Softwaregeschäft hinaus. „Wir sehen uns nicht als typisches Softwarehaus“, erklärt Andreas Tobisch, Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und seit Juni 2024 operativer Geschäftsführer. „Neben der Softwareentwicklung bieten wir auch die strategische Beratung und begleiten unsere Kunden dauerhaft in der Umsetzung.“ Andreas Tobisch selbst stammt nicht aus der IT, sondern aus der Industrie: „Ich war mein ganzes Berufsleben lang Bindeglied zwischen Produktion und Administration. Das hat mir gezeigt, wo die echten Herausforderungen liegen – und wie Software wirklich helfen kann.“
Genau diese Perspektive bringt er nun bei der DE software & control GmbH ein – und wurde von einem ehemaligen Projektpartner gleich ins Unternehmen geholt. Seitdem gestaltet er aktiv den Generationenwechsel im Führungsteam.
KI, Industrie 5.0 und die Workstation der Zukunft
Ein Herzstück der Innovationsstrategie ist die Entwicklung der sogenannten „workstAItion 5.0“ – ein Arbeitsplatzkonzept, das Mensch und Maschine enger zusammenbringt. Visualisierte Arbeitsschritte, Chatbot-Interaktion in der Muttersprache, sprachgesteuerte Prozesse: „Damit ermöglichen wir ein Onboarding in Rekordzeit – unabhängig von Sprache oder Qualifikation. Die Intelligenz liegt im System“, so Andreas Tobisch. Basis für solche Entwicklungen ist eine starke Unternehmensgruppe: Neben dem ‘Mutterschiff’ in Dingolfing gehören die auf Optimierungsalgorithmen spezialisierte DE Computing (Stuttgart) sowie das auf künstliche Intelligenz fokussierte Partnerunternehmen Erium (München) zur DE group. Gemeinsam arbeiten rund 100 Mitarbeiter an individuellen Softwarelösungen – von Auftragssteuerung über Instandhaltung bis zur KI-gestützten Analyse ganzer Prozessketten. „Die Produktionsautomatisierung ist vielerorts ausgereizt“, sagt Andreas Tobisch. „Die echte Herausforderung liegt heute in der Administration und Instandhaltung. Unsere KI-Lösungen helfen, Fehler dort zu erkennen, wo sie entstehen – nicht erst, wenn die Anlage steht.“ Die Digitalisierung der Arbeitswelt wird dabei nicht nur als technologische Aufgabe verstanden. Mit der Kampagne ‘Boomer Z’ adressiert das Unternehmen ganz bewusst den Generationenwechsel in der Arbeitswelt. Ziel: Ein besseres Verständnis zwischen Babyboomern und Generation Z – etwa durch die Nutzung von Handyvideos erfahrener Fachkräfte, die von einer KI in editierbare Arbeitsanweisungen umgewandelt werden. „Das Know-how bleibt erhalten – und ist für alle verständlich und jederzeit abrufbar“, erläutert Andreas Tobisch.
Vom familiären Team zum dynamischen Wachstum
Die Unternehmenskultur spielt eine zentrale Rolle. „Ich war beeindruckt von der Qualität und der Loyalität der Belegschaft. Die Kollegialität hier ist wirklich außergewöhnlich – wir sind wie eine große Familie“, sagt Andreas Tobisch. Um dieses Miteinander auch in der Zukunft zu sichern, wurde 2024 eine mittlere Managementebene installiert – ausschließlich mit Mitarbeitern aus der eigenen Stammbelegschaft. Diese neue Struktur fördert nicht nur die Transparenz in Entscheidungen, sondern gibt der Belegschaft mehr Mitsprache. „Wir diskutieren heute im Team, warum Entscheidungen getroffen werden und holen Feedback ein – das war früher anders, und die Kollegen schätzen das sehr“, bemerkt der Operative Geschäftsführer. In den kommenden Jahren möchte die Unternehmensgruppe weiter wachsen – personell, umsatztechnisch und in ihrer technologischen Bandbreite. Insbesondere Cloudlösungen und webbasierte Lizenzmodelle stehen auf der Roadmap. „Wir entwickeln aktuell Produkte, die künftig einfach über unsere Website heruntergeladen und im Unternehmen installiert werden können“, so Andreas Tobisch. Auch in der Kundenstruktur setzt das Unternehmen auf Kontinuität: Der Fokus liegt auf dem deutschsprachigen Raum, doch viele Kunden betreiben internationale Standorte. „Unsere Lösungen werden intern skaliert. Dafür schicken wir auch unser eigenes Personal ins Ausland, um vor Ort zu unterstützen.“ Messen wie die Motek oder Automatika bespielt das Unternehmen derzeit nicht – stattdessen plant man für 2025 zwei eigene Events, bei denen Neuheiten gezielt dem Kundenstamm präsentiert werden. „Das gibt uns mehr Fokus und erlaubt einen intensiveren Austausch“, sagt Andreas Tobisch. Für die Zukunft zeigt sich er sich optimistisch: „Unsere Branche verlangt stetige Innovation – und genau das motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Wir wollen nicht nur Schritt halten, sondern vorneweg gehen.“