Der Da Vinci-Code: „Die Arbeit muss Spaß machen!“

Interview mit Massimiliano Cava, Geschäftsführer der Da Vinci Engineering GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Cava, Sie haben Da Vinci Engineering 2005 als Ein-Mann-Unternehmen gestartet. Wie war diese Zeit für Sie?

Massimiliano Cava: Anfangs war ich alles in ‘Personalunion’: Buchhalter, Vertriebler und Putzmann. Als ich dann Mitarbeiter hatte, musste ich tatsächlich erst einmal lernen, Aufgaben zu delegieren an Menschen, die sie besser erledigen konnten als ich. Als Erstes habe ich die Buchhaltung an meine Assistentin abgegeben, nachdem sie mir bewiesen hatte, dass ihr System viel besser war als meines – sie ist heute meine Frau (lacht).

Wirtschaftsforum: Heute besteht Ihr Team aus 560 Mitarbeitern – was ist für Sie wichtig, wenn Sie an die Entwicklung Ihres Unternehmens denken?

Massimiliano Cava: Wir sind in den 18 Jahren seit der Gründung kontinuierlich gewachsen und ich bin sehr zufrieden. Unser Umsatz lag 2022 bei knapp über 40 Millionen EUR, für 2023 erwarten wir noch mehr. Trotzdem stehen für mich die Zahlen nur an zweiter Stelle. Mir ist wichtig, dass das Unternehmen gesund wächst und meine Mitarbeiter zufrieden sind. Denn wenn das gegeben ist, stimmen auch die Zahlen.

Wirtschaftsforum: Gibt es außer Ihrem Firmensitz in Stuttgart weitere Standorte?

Massimiliano Cava: Ja, wir haben zwei weitere Standorte in Langen und Sindelfingen, einen im rumänischen Timișoara und einen mit 30 Mitarbeitern in meiner Heimat, in Sarno bei Salerno. Letzteres kam so: Bei italienischen Mitarbeitern hatten wir oft das Problem, dass sie nach einiger Zeit nach Italien zurückkehrten – hier fehlten ihnen die Freunde, die Familie, das Meer und die Sonne. Für Italiener sind das aber wichtige Dinge! Deshalb habe ich die Pandemiezeit genutzt, um eine Kooperation mit der Universität Salerno aufzubauen und Projekte zu starten, bei denen junge Mitarbeiter Erfahrung sammeln können, ohne ins Ausland gehen zu müssen. Wenn sie genug Erfahrung haben, können sie von Italien aus auch an deutschen Projekten mitarbeiten. Das ist für beide Seiten eine Win-win-Situation: Die italienischen Mitarbeiter können zu Hause bleiben, trotzdem spannende Projekte betreuen und werden auch gut bezahlt. Da Vinci wiederum kann seinen deutschen Kunden eine Mischkalkulation mit niedrigeren Stundensätzen anbieten, was einen Wettbewerbsvorteil im Preis bedeutet.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie heute Ihre eigene Rolle und Ihre Aufgaben im Unternehmen?

Massimiliano Cava: Ich fühle mich eigentlich nicht so sehr als der Chef, sondern versuche, meine Manager zu unterstützen und ihnen bei Problemen zu helfen. Mein Ziel ist, die persönlichen Ziele meiner Mitarbeiter und die des Unternehmens miteinander in Einklang zu bringen: Wenn das Geschäft wächst, kommt das auch den Mitarbeitern zugute, weil sie dann mehr verdienen und sich die Dinge leisten können, die sie sich wünschen. Es ist ein gemeinsames Wachstum der Firma und ihrer Menschen. Mir ist wichtig, dass meine Mitarbeiter gut sind in dem, was sie tun, und dass sie wirklich dafür ‘brennen’.

Wirtschaftsforum: Das ist schon eine ganz besondere Kultur des Umgangs, die Sie pflegen – sehr positiv. Und selten.

Massimiliano Cava: Leistung ist wichtig, aber ebenso wichtig ist Wertschätzung. Die Arbeit muss Spaß machen! Diese Mischung bringt uns den Erfolg.

Wirtschaftsforum: Wo möchten Sie Ihr Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren sehen?

Massimiliano Cava: Bis 2025 soll Da Vinci Engineering auf 700 Mitarbeiter wachsen. Wir wollen in Baden-Württemberg und insgesamt in Süddeutschland die Nummer 1 bei Ingenieurdienstleistungen im Automobilsektor werden.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit an?

Massimiliano Cava: Unabhängig zu sein. Ich gebe meinen Mitarbeitern viel Freiheit, weil ich selbst Freiheit brauche. Ich arbeite nicht nur bei, sondern immer auch an Da Vinci, und das macht mir Spaß! Ich möchte nirgendwo anders arbeiten. Noch vor einiger Zeit bekam ich fast jede Woche über Xing Anfragen von Großunternehmen, ob ich die Firma nicht verkaufen möchte. Das kommt natürlich nicht infrage, und deshalb habe ich mich irgendwann in meinem Xing-Profil als Praktikant bei Da Vinci eingetragen. Nun sprechen mich die Recruiter an, ob ich mir nach 18 Jahren als Praktikant nicht eine richtige Stelle suchen möchte!

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