Mehr Frachtgut, mehr Nachhaltigkeit, niedrigere Kosten
Interview mit Jeroen Naalden, CEO der Burgers Carrosserie BV

Wirtschaftsforum: Herr Naalden, seit über 100 Jahren genießt Burgers Carrosserie großes Vertrauen in der Logistikbranche – und wird dabei getreu seinem Leitbild unermüdlich von Innovationen getrieben.
Jeroen Naalden: Natürlich hat sich in einer so langen Zeit viel verändert – schließlich bildeten vor einem Jahrhundert vielfach noch Pferdekutschen das Rückgrat der Logistik. Demgemäß konzentrierte sich unser Unternehmen in den Anfangsjahren hauptsächlich auf den Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse, bis nach dem 2. Weltkrieg der Fokus auf die Herstellung von Lkw mit geschlossener Karosserie verlagert wurde. Ab den 1960er-Jahren wurden schließlich die weltberühmten niederländischen Blumen zum Haupttransportgut unserer Fahrzeuge – denn nur wenige Kilometer entfernt von unserem Hauptsitz Aalsmeer befindet sich auch das größte Tulpenauktionshaus in ganz Holland. Viele Jahrzehnte lang entwickelten wir deshalb Lkw, die speziell auf die besonderen Anforderungen beim Transport von Blumen durch ganz Europa zugeschnitten waren.
Wirtschaftsforum: Heute zählen hingegen vor allem Einzelhandelsketten zu Ihren Hauptkunden.
Jeroen Naalden: Das Blumengeschäft entwickelte sich ab den 1990er-Jahren zunehmend rückläufig. Um die Jahrtausendwende hat dann Ton Burgers in der 3. Unternehmergeneration mit dem europaweit aktiven Bekleidungshändler Zeeman und einem der größten niederländischen Lebensmitteleinzelhändler, Jumbo, zwei besonders attraktive Kunden für unser Unternehmen gewinnen können – und in diesem Zuge auch unseren Doppeldecker-Anhänger entwickelt, der noch heute unser Kernprodukt darstellt. Im Jahre 2010 wurde schließlich auch Action unser Kunde, nachdem dessen Anhängerlieferant Insolvenz anmelden musste. Burgers übernahm daraufhin dessen bestehende Gewährleistungsverpflichtungen und begann zugleich mit der Lieferung weiterer Anhänger, um Action bei seinem enormen Wachstum in den Niederlanden sowie in Deutschland, Polen und inzwischen auch in Italien und Spanien zu unterstützen. Heute stammen mittlerweile 90% der 1.500 Anhänger starken Fahrzeugflotte von Action von Burgers.
Wirtschaftsforum: Mit welchen Vorteilen kann Ihr Doppeldecker-Anhänger überzeugen?
Jeroen Naalden: Verglichen mit einem regulären Anhänger lässt sich in unserem Produkt 60% mehr Fracht transportieren – rein rechnerisch kann somit auf jede dritte Tour verzichtet werden, was mit enormen Mautkosten- und Kraftstoffersparnissen sowie dementsprechend auch mit einer wirksamen Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz einhergeht. Gleichzeitig reduziert sich der Personalaufwand erheblich, was in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels ebenfalls ein gewichtiges Argument darstellt. Bei Fahrtdistanzen von über 250 km hat sich die Anschaffung in den meisten Fällen bereits innerhalb eines Jahres amortisiert. Derzeit arbeiten wir zudem an weiteren Verbesserungen, damit sich unsere Lösung noch nahtloser in die bestehenden Logistikprozesse unserer Kunden einfügen kann: So wollen wir zur Hundertjahrfeier von Burgers einen Dock-to-Dock-Anhänger vorstellen, der auch ohne externe Hebevorrichtung be- und entladen werden kann.
Wirtschaftsforum: Fast zeitgleich führen Sie außerdem ein neues smartes Telematiksystem im Markt ein.
Jeroen Naalden: Dabei handelt es sich um eine Plug-and-Play-Lösung, bei der die Mikroprozessoren auf der Leiterplatte durch Epoxidharz vor Feuchtigkeit und Stößen geschützt sind, wie sie beim Lkw-Transport auf der Straße eben bisweilen auftreten. So kann auch unter diesen bisweilen widrigen Umständen stets eine stabile, aber kabellose Verbindung sichergestellt werden. Dieses System ermöglicht dabei nicht nur ein gezieltes Monitoring von wichtigen Kennzahlen wie dem Reifendruck oder Batteriestatus, sondern schafft zudem eine wichtige Grundlage für die Preventive oder Predictive Maintenance. Gleichzeitig bietet das System einen wichtigen Schutz vor Beschädigungen oder Schwund, indem etwa auch ungewöhnliche Bewegungen der Heckklappe erfasst werden – da wir unsere Seitenwände aus einer robusten Holzkonstruktion herstellen, ist das nämlich der einzige Weg, auf dem Frachtgut abhandenkommen könnte.
Wirtschaftsforum: Was hält die Zukunft außerdem noch für Burgers bereit?
Jeroen Naalden: Inzwischen fahren unsere Anhänger nicht nur auf europäischen Straßen, sondern sind auch schon in Japan und Südamerika im Einsatz. Damit haben wir bereits unter Beweis gestellt, dass wir unsere Lösung problemlos an die spezifischen Verkehrsanforderungen auf anderen Kontinenten anpassen können. Pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft 2026 möchten wir dann auch in Nordamerika ein wichtiges Statement für mehr Nachhaltigkeit setzen und befinden uns dazu bereits in ersten Gesprächen. Diese weitergehende Erschließung neuer Märkte wird dabei auf den fünf Kernwerten basieren, die uns nun schon seit einem Jahrhundert stark machen: Kooperation, klare Kommunikation, eine wirksame Beteiligung von Mitarbeitern und Kunden, Respekt und Leistungsbereitschaft.