Logistik- und Technikdienstleister mit Blick für das Ganze

Interview mit Bruno Boes, Alexander Boes und Stephanus Bernholt

Als Bruno Boes das Unternehmen 1979 gründete, ahnte er nicht, welch dynamische Entwicklung es nehmen würde. Mit einem Lkw startete er im Nachbarort als klassische Spedition – heute steht der Name BTR für eine Gruppe mit den vier Unternehmen Linz GmbH, Bee-Trans GmbH, Wiechers Tank- und Spezialtransport GmbH und der BTR -Transportlogistik GmbH, drei reine Speditionen sowie die BTR als Servicegesellschaft. Das Portfolio ruht auf den Säulen Fahrzeuglagerung, Automotive Services, Fahrzeugtransporte, KV-Umschlag, Güterlagerung und Gütertransport.

Das große Ganze im Blick

Entscheidend für die Entwicklung hin zur größten Logistikdrehscheibe Niedersachsens war der im Jahr 2000 erfolgte Erwerb eines ehemaligen Bundeswehrgeländes. 270 ha groß, komplett eingezäunt und nicht einsehbar, bietet es ideale Voraussetzungen für die Lagerung von Fahrzeugen; BTR ist einziger Nutzer des Geländes.

Eine Hälfte der Fläche wird zur Lagerung genutzt, die andere zur Forstwirtschaft; Totholz wird zum Befeuern des eigenen Hackschnitzelkraftwerks genutzt. „Wir sind als Spedition groß geworden und haben mit Erwerb des Geländes den Fokus stärker auf die Fahrzeuglagerung gerichtet“, so Bruno Boes. „Anfangs waren es 200 Autos, heute sind es zu Spitzenzeiten 35.000.“

Das Angebot wurde im Laufe der Zeit kontinuierlich ausgebaut und die Voraussetzungen für optimale Lagerungen und flankierende Services geschaffen. Das komplett eingezäunte Gelände wurde asphaltiert, das Sicherheitskonzept angepasst; es gibt einen Perimeterschutz durch Wärmebildtechnik sowie eine flächendeckende Kameraüberwachung mit Bewegungssensoren. Jeden Tag fahren bis zu 200 Lkw auf das Gelände und verlassen es wieder; hinzu kommen Einzelabholungen und damit verbunden weitere 200 Personen am Tag.

Entwicklung hin zum Technikdienstleister

Auf dem riesigen Areal mit eigenem Bahnanschluss bietet die BTR eine Vielzahl von Automotive Services an. „Heute haben wir die notwendige Größe und Infrastruktur, um auch als Technikdienstleister unter anderem Übergabeinspektionen, Reifenmanagement, technische und optische Aufbereitungen, Fahrzeugreparaturen, Nacharbeits- und Flashaktionen und das Anfertigen von Verkaufsfotos anzubieten“, resümiert Stephanus Bernholt. „Mit Einzug der Elektromobilität ist ein weiteres Geschäftsfeld hinzugekommen, das an Bedeutung gewinnt. Zum Beispiel werden Neufahrzeuge durch das Aufspielen von Softwareupdates modifiziert. Für einen der größten deutschen Fahrzeughersteller haben wir inzwischen mehr als 20.000 Fahrzeuge veredelt; auch weitere Premium-Automobilmarken zählen zu unseren Kunden.“

Für Autovermieter übernimmt BTR Übergabeinspektionen. Neuwagen werden aus den Werken in Rehden angeliefert, BTR übernimmt die Softwareaktualisierung, bringt Fahrzeuge auf den neuesten Stand, macht sie ready-to-rent, meldet sie an und übergibt sie an Endkunden oder Achsüberführer.

Alles aus einer Hand

240 Mitarbeiter in der gesamten Gruppe stehen hinter diesem Angebot aus einer Hand. Ihr Know-how ist eines der wichtigsten Assets. „Dank unserer Infrastruktur und unseres Know-how konnten wir uns zum Technikdienstleister transformieren und damit einen Meilenstein setzen“, betont Alexander Boes. „Hinzu kommen kurze Entscheidungswege und damit verbunden eine hohe Flexibilität.“ Viele Mitarbeiter sind seit vielen Jahren für BTR tätig; Lkw-Fahrer zum Teil seit 40 Jahren. Ihr Wohl liegt dem Unternehmen am Herzen. „Wir sind sehr darauf bedacht, lange Partnerschaften mit unseren Mitarbeitern zu pflegen und diese gut zu versorgen“, unterstreicht Alexander Boes. „Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Das gilt auch für unsere Kunden. Mit ihnen sind wir groß geworden, mit ihnen möchten wir nachhaltig zusammenarbeiten.“

Die Zukunft ist nachhaltig und unabhängig

Vor diesem Hintergrund fühlt sich BTR für die Zukunft gut aufgestellt – auch wenn der bürokratische Aufwand zu- statt abnimmt und der Markt härter wird, wie Bruno Boes feststellt. Um Prozesse zu vereinfachen, wird das Thema Digitalisierung in Zukunft weiter in den Vordergrund rücken. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen eine neue Softwarelösung implementiert; noch befindet man sich im Umstellungsprozess. „Wir sind momentan dabei, ein Yard-Management einzuführen, um bestimmte Prozesse wie das Rechnungswesen weiter zu automatisieren“, sagt Alexander Boes. „20% wurden bereits umgestellt, noch testen wir und feilen an bestimmten Aspekten. Um von außen nicht angreifbar zu sein, spielt Sicherheit bei allem eine zentrale Rolle.“

Auch in Zukunft will BTR wachsen – nachhaltig und aus eigener Kraft, so wie seit der ersten Stunde. „Um die Grundlage für weitere Innovationen zu schaffen, haben wir einen zweiten Standort mit einer Größe von 9 ha und 17.000 m2 Hallenfläche in Stemwede NRW erworben. Wir sind ein gesund aufgestellter Betrieb und können Investitionen aus eigenen Mitteln finanzieren“, betont Bruno Boes. „Die finanzielle Unabhängigkeit war uns immer sehr wichtig. Ich habe das Unternehmen auf dieser Grundlage geführt, werde mich nun Schritt für Schritt zurückziehen und das Tagesgeschäft der nächsten Generation überlassen.“ Mit Sohn Alexander Boes und Stephanus Bernholt stehen dafür zwei engagierte Geschäftsführer bereit.

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