Schlechtes Employer Branding: Fachkräftemangel hausgemacht
Interview mit Maik Schulze, Geschäftsführer der BleckmannSchulze GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schulze, Sie sprechen von ‘schlechtem Employer Branding“’ und eigens kreiertem Fachkräftemangel der Unternehmen – Wie geht beides einher?
Maik Schulze: Employer Branding verfolgt in positivem Sinne das Ziel, qualifizierte Bewerber für Ihr Unternehmen zu begeistern und gute Mitarbeiter langfristig zu binden. In Zeiten des Fachkräftemangels stellt Employer Branding so Ihr wesentliches Werkzeug dar, um mittel- bis langfristig Aufträge erfüllen, das heißt Ihre Unternehmensziele erreichen zu können. Denn: Erfolgreiche Unternehmen brauchen die besten und motiviertesten Mitarbeiter. Betreiben Unternehmen ‘schlechtes Employer Branding’, verstärken sie den Arbeitsmarkt-bedingten Fachkräftemangel – und bringen sich um die letzten top Kandidaten.
Wirtschaftsforum: Was machen viele Unternehmen in ihrem Employer Branding konkret ‘falsch’?
Maik Schulze: Zwei Themen spielen eine Rolle: Auffassung und Prozesse. Häufig erlebe ich, wie Führungsetagen eine sehr enge Definition von Employer Branding verfolgen – Hochglanz-Website mit Unternehmensphilosophie – that’s it. Ihre Website ist einer von vielen Bausteinen in der Entscheidungsfindung von Kandidaten für oder gegen Ihr Unternehmen. Wie wirkt Ihr Unternehmen laut Google auf Sie und damit Ihre zukünftigen Bewerber? Allen voran: Wie stehen Sie in gängigen Bewertungssystemen, wie kununu, glassdoor, StepStone, Google My Business, 11880 und so weiter dar? Vielen Unternehmen bleibt der Blick über den Tellerrand ihrer Website verborgen – von ihrer dortigen, oft negativen Außenwirkung ganz zu Schweigen. Das i-Tüpfelchen: Interne Prozesse sind Mangelware. Im Laufe ihres Bewerbungsprozesses springen dann auch noch die letzten Bewerber ab.
Wirtschaftsforum: Was müssen Unternehmen für ihr positives Image, ihr gutes Employer Branding, tun?
Maik Schulze: Employer Branding ist Chefsache! Das Bewusstsein für die relevanten Stellschrauben sowie die Definition und Kontrolle interner Prozesse gehören hier vorgelebt und vorangetrieben. Welche Prozesse sind in Ihrem Unternehmen vonnöten, um qualifizierte Bewerber zu gewinnen und Mitarbeiter zu binden? Reflektieren Sie Ihren Status Quo: Wie gehen Sie mit Bewerbern um, welche Inhalte kommunizieren Sie, wie ist Ihre Reaktionszeit? Richten Sie Ihre Prozesse auf Ihre positive Außenwirkung aus. Googlen Sie Ihr Unternehmen und machen Sie die für Ihr Unternehmen relevanten Bewertungsplattformen fest. Wie stehen Sie da? Was können Sie ggf. für Ihre positive Präsenz tun?
Wirtschaftsforum: Verstehe ich Sie richtig: Ich soll als Unternehmen meine Bewertungsprofile ‘reinwaschen’?
Maik Schulze: Die heutigen Bewerber kennen sich im Internet aus und decken Betrug, wie geschönte Fake-Bewertungen, schnell auf – keine gute Idee also. Denken Sie jedoch einmal an Ihre Einkäufe im Internet und die Aufforderung zu Ihrer Bewertungsabgabe. Übertragen Sie dies auf Ihre Bewerber: Wie viele Bewerber gehen aus Ihrem Bewerbungsprozess positiv heraus? Haben Sie diese zu Ihrer Bewertungsabgabe motiviert? Ihre Antwort darauf kennen Sie.
Wirtschaftsforum: Ihr Fazit: ‘Gutes Employer Branding: Fachkräftemangel ade?’
Maik Schulze: Mit Ihrem positiven Employer Branding reduzieren Sie die Auswirkungen des allgemeinen Fachkräftemangels und erschaffen sich im ‘War of Talents’ Ihren Wettbewerbsvorteil. Die Synthese aus Ihrer Website, Google, Bewertungsplattformen und Ihren internen Prozessen schafft dabei Ihr ganzheitliches Employer Branding. Mittelständische Unternehmen erlangen durch ihre Agilität und kurzen Entscheidungswege schnell ihre Chance auf die Überholspur. Halten Sie sich Ihren Spiegel vor und starten Sie – Wäre doch schade, wenn Sie Ihren Wettbewerbsvorteil verschlafen, oder?