Bio Company: Beim Foodsharing von Anfang an dabei

Interview mit Georg Kaiser, Geschäftsführer der BIO COMPANY GmbH

Wirtschaftsforum: Im letzten Interview sprachen Sie vom Trend 'leaf to root', also vom Blatt bis zur Wurzel alles zu verwenden. Ihr Unternehmen nutzt außerdem Foodsharing. Inwiefern ist das Teil Ihrer Unternehmenskultur?

Georg Kaiser: Unser Unternehmen steht für die Wertschätzung von Lebensmitteln und zwar von der Erzeugung bis hin zum Angebot und Verbrauch. Wir setzen uns dafür ein, dass die gesamte Wertschöpfungskette unter nachhaltigen Kriterien abläuft. Dazu gehört auch der maßvolle Umgang mit Lebensmitteln bereits beim Einkauf. Unsere Mengen, die dann noch für die Lebensmittelretter anfallen, sind auch nicht mehr so hoch.

Für die Tafeln sind die Mengen beispielsweise zu gering. Wir versuchen aber auch, übriggebliebene Ware zum Teil selbst zu verarbeiten. Es kann also gut sein, dass ein paar übergebliebene Möhren dann in einer Suppe landen, die unsere Tochter Biomanufaktur Havelland dann für unseren warmen Mittagstisch verarbeitet. Im Übrigen ist BIO COMPANY der erste Partner von foodsharing und hat bereits im April 2012 begonnen, unverkäufliche Lebensmittel an die LebensmittelretterInnen in Berlin zu geben.

Georg Kaiser, Geschäftsführer der BIO COMPANY GmbH
„Es ist schon so, dass der Gesetzgeber recht viel reguliert und dass dies die einfache Abgabe von Lebensmitteln an vielen Punkten auch erschwert.“ Georg Kaiser

Wirtschaftsforum: Ist Foodsharing nur ein Trend oder wird sich das Konzept auch gesellschaftlich durchsetzen? Inwiefern gibt es Herausforderungen aus gesetzgeberischer Hinsicht?

Georg Kaiser: Das Thema Lebensmittelrettung ist seit Jahren ein breites Thema in den Medien und somit auch im Blickpunkt der öffentlichen Diskussion. Ich denke schon, dass dies auch dazu beigetragen hat, dass die Konsumenten bewusster einkaufen und auch bewusster verzehren. Es ist allerdings schon so, dass der Gesetzgeber recht viel reguliert und dass dies die einfache Abgabe von Lebensmitteln an vielen Punkten auch erschwert. Da haben wir beispielsweise das Thema Lebensmittelsicherheit. Als Unternehmer bin ich für diese verantwortlich und somit auch bei der Abgabe von abgeschriebener Ware. Hier braucht es beispielsweise eine Erklärung des Lebensmittelretters, dass diese Verantwortung auf ihn übergeht. Ohne diese wäre es für uns nicht möglich.

Hinzu kommt: Wenn wir die Ware für die Lebensmittelretter zur Abholung bereitstellen, greift im Grunde genommen wieder die Verpackungsverordnung. Auch dies ist in der Praxis kaum umsetzbar. Im Obst- und Gemüsebereich bieten wir ja auch reduzierte Waren an. Diese muss dann in Plastik verpackt werden, um der Verpackungsverordnung zu entsprechen. Das gelingt aber nur, wenn das Gemüse möglichst in Nähe des Warenursprungsortes steht – allerdings entsprechen diese Gemüsewaren dann wieder nicht der Norm, wenn sie Druckstellen haben.

Also wie man es auch macht, in diesem Geflecht von Regularien läuft man immer Gefahr etwas falsch zu machen. Lebensmittelsicherheit ist wichtig, aber die Hürden können groß sein, wenn die Lebensmittelkontrollbehörden ihren Ermessensspielraum schlecht nutzen und ständig nur Risiken statt Chancen sehen.

„Unsere Kunden kaufen sehr bewusst ein, weil Ihnen die Wertschöpfungskette rund um die Erzeugung von Lebensmitteln sehr viel klarer ist.“ Georg Kaiser
Georg Kaiser, Geschäftsführer der BIO COMPANY GmbH

Wirtschaftsforum: Wird man beim Einkaufen sorgloser, da die Möglichkeit des Teilens das schlechte Gewissen nimmt?

Georg Kaiser: Nach meiner Wahrnehmung ist dies eher umgekehrt der Fall. Unsere Kunden kaufen sehr bewusst ein, weil Ihnen die Wertschöpfungskette rund um die Erzeugung von Lebensmitteln sehr viel klarer ist.

Wirtschaftsforum: Bisher unterstützen mehr Märkte die Tafel als das Foodsharing. Woran liegt das – ist Foodsharing einfach komplexer?

Georg Kaiser: Für uns als Bio-Supermarkt kann ich das nicht bestätigen. Bei uns fallen längst nicht so hohe Mengen an, wie vermutlich im breit aufgestellten konventionellen Einzelhandel. Wir sind langjährig mit den Tafeln im Gespräch und auch die Lebensmittelretter bieten den Tafeln die Waren an. Unsere Mengen sind aber zu gering, als dass es für die Tafeln logistisch zu stemmen wäre.

Interview: Aurelia Leppen | Fotos: BIO COMPANY GmbH

Lesen Sie auch: Sichtweise auf Bio umkehren: Konventionelle Produkte sind zu billig!

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Gesund, lecker, angesagt

Interview mit Christophe Thys, Geschäftsführer und Nieco de Wit, Manager für Forschung und Entwicklung der Ravensbergen B.V.

Gesund, lecker, angesagt

Eine gesunde Ernährung spielt für immer mehr Menschen eine zentrale Rolle – und damit auch die Wahl des richtigen Snacks. Müsliriegel gelten als praktische Zwischenmahlzeit – schnell zur Hand, einfach…

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Löcher stopfen und Daten managen

Interview mit Dr.-Ing. Karsten Gruber, Geschäftsführer und Joachim Ernst, Geschäftsführer der OBERMEYER Infrastruktur GmbH & Co. KG

Löcher stopfen und Daten managen

Seit über sechs Jahrzehnten prägt die Münchener OBERMEYER Gruppe die Ingenieur- und Planungskultur in Deutschland. 2020 wurde die OBERMEYER Infrastruktur GmbH & Co. KG als eigenständige Gesellschaft gegründet, um sich…

Spannendes aus der Region Berlin

Kongresse im Wandel – digital, global, integriert

Interview mit Julia Pas, Geschäftsführerin der M Events Cross Media GmbH

Kongresse im Wandel – digital, global, integriert

Ob medizinischer Fachkongress, Wissenschaftstagung oder hybrides Event – die M Events Cross Media GmbH aus Berlin sorgt weltweit für reibungslose Abläufe. Als technologischer Vorreiter verbindet das Unternehmen IT-Kompetenz mit Veranstaltungslogik.…

Kommunikation als Schlüssel für Herausforderungen

Interview mit Johannes Buzási, CEO der PEIX Health GmbH

Kommunikation als Schlüssel für Herausforderungen

„Kommunikation ist immer ein Schlüssel für Herausforderungen und für gesellschaftliche Akzeptanz,“ sagt Johannes Buzási, CEO der Berliner Agentur PEIX Health GmbH. Die Berliner Agentur ist auf den Gesundheitsmarkt spezialisiert. Im…

Compliance neu gedacht – modular, partnerschaftlich, skalierbar

Interview mit Sascha Kreutziger, Leiter Business Development der HiScout GmbH

Compliance neu gedacht – modular, partnerschaftlich, skalierbar

Wenn es um Informationssicherheit, Datenschutz und Business Continuity Management geht, sind Klarheit, Struktur und Verlässlichkeit unverzichtbar. Dafür steht die Berliner HiScout GmbH – mit Sascha Kreutziger, Leiter Business Development, als…

Das könnte Sie auch interessieren

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

Spitzenmedizin mit Verantwortung: Klinik der Zukunft

Interview mit Matthias Müller, Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik GmbH

Spitzenmedizin mit Verantwortung: Klinik der Zukunft

Die Kerckhoff-Klinik GmbH in Bad Nauheim wurde 1963 gegründet. Seitdem zählt sie zu den führenden deutschen Fachkliniken für Herz-, Lungen-, Gefäß- und Rheumaerkrankungen und verbindet Spitzenmedizin mit Forschung und Lehre.…

TOP