Tourismus, abwechslungsreich und nachhaltig
Interview mit Stefan Arnold, Geschäftsführer der Bergbahnen Disentis AG
Die vergangenen drei Jahre waren für die Region, vor allem durch die Auswirkungen der Pandemie, eine Herausforderung. „Die letzten Jahre waren nicht einfach“, so Geschäftsführer Stefan Arnold. „Tatsächlich haben wir im Sommer 2020 und 2021, wenn man das so sagen darf, von der Pandemie ‘profitiert’. Die Urlauber konnten und wollten nicht weit reisen. Entsprechenden Zulauf hatten wir. Die Wintersaisonen in diesen Jahren waren allerdings sehr schwer. Insgesamt hatten wir 2022 fast eine Million CHF Umsatz weniger. Um unsere Natur zu schonen, haben wir im Winter nur eine Anlage beschneit.“
Die Region, die sowohl im Sommer für Wanderer, Sportler und Ausflügler sowie im Winter für Ski- und Snowboardfahrer ein buntes Angebot bereithält, ist aufgrund seiner Übersichtlichkeit vor allem bei Familien sehr beliebt. Rund 76% der Gäste sind Schweizer. Der Rest kommt aus Deutschland und Österreich, dann aus ganz Europa. Die Region ist eng mit dem Gebiet Andermatt verbunden. Da dieses vor Kurzem von einem amerikanischen Betreiber übernommen wurde, erwartet man in den nächsten Jahren eine Verschiebung der Gästestruktur.
Neue Angebote im Sommer
Aktuell engagiert sich die Bergbahnen Disentis AG stark im Aufbau des Sommertourismus, insbesondere rund um das Thema Mountainbiking. Hier hat man sich bereits einen sehr guten Ruf erworben. Unter anderem die Gesamtweltcup-Siegerin Alessandra Keller sowie Mathias Flückiger und Nino Schurter – beides Größen im internationalen Mountain-Bike Sport – trainieren hier. Sie beraten das Unternehmen beim Aufbau des Angebots. Gemeinsam veranstaltet man sogenannte Bike-Days.
2021 hat man zudem einen Mountainbike Flow Trail am Berg gebaut. Auch der Gleitschirm-Wettkampf ist ein Highlight der Sommersaison. Für viele Gäste gehört zu einem gelungenen Sommerurlaub neben Wandern und Mountainbiken auch Kultur. Deshalb wird man in der nächsten Zeit die kulturellen Angebote der Region stärker kommunizieren. Ein Highlight ist hier sicherlich das Kloster Disentis.
Weitere Themen auf der Agenda sind ein neues Bergrestaurant und eine Ganzjahres-Rodelbahn, mit deren Bau bereits diesen Sommer begonnen werden soll. Erst vor kurzem hat man ein neues Parkdeck für insgesamt 450 Autos gebaut. Der nächsten Wintersaison blickt der Geschäftsführer trotz der widrigen Umstände optimistisch entgegen.
„Es wird wieder Winter mit mehr Schnee geben“ erklärt er. „Nach wie vor ist die Wintersaison unser wichtigstes Standbein. Schon jetzt haben wir einen guten Buchungsstand für den nächsten Winter. Sogar für 2025 haben wir bereits viele Buchungen. Wintergäste sind treue Gäste. Viele von ihnen buchen schon beim Auschecken. Zudem sind wir für unsere abwechslungsreiche Pistenlandschaft bekannt. Wir zählen zu den Top 3 Free-Ride Destinationen. Unser Gebiet umfasst Pisten für Anfänger sowie für Fortgeschrittene und ist übersichtlich. Unsere Landschaft ist wunderschön und die Menschen in unserer Region sehr freundlich.“
Nachhaltigkeit wird mit Großbuchstaben geschrieben
Das Thema Nachhaltigkeit wird schon seit Langem in der Region großgeschrieben, noch bevor es den politischen und gesellschaftlichen Diskurs erreichte. „Unser Ziel ist es, das erste Gebiet zu sein, das energieunabhängig ist“, so Stefan Arnold. „Wir möchten die Energie, die wir benötigen, selbst erzeugen. Dafür planen wir zwei neue Turbinen und eine große Solaranlage am Berg. Wir haben uns für Turbinen entschieden, da Wasserenergie sehr effizient ist. Aufgrund unserer Lage müssen wir unsere Pisten nur rund zehn Tage im Jahr beschneien. Wir hoffen, diese Pläne innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen zu können. In den nächsten fünf Jahren möchten wir das erste CO2-neutrale Tourismusgebiet der Schweiz werden.“
Das Motto: freundlich, kompetent, gut gelaunt
In diesem Jahr sind der Bau der Sommerrodelbahn und des Bergrestaurants große Projekte auf der Agenda des Unternehmens. Man will sich noch proaktiver vermarkten, um mehr Gäste in die Region zu bringen. Unter anderem wird man dazu verstärkt auf Messen und Ausstellungen auftreten und den persönlichen Kontakt suchen.
„Wir sind langfristig gut aufgestellt für weiteres Wachstum“, so Stefan Arnold. „Wir haben ein breites Angebot und eine wunderschöne Natur. Technisch und gastronomisch sind wir einmalig, haben sogar einen Pizzaweltmeister vor Ort. Wie auch in der Vergangenheit werden wir täglich daran arbeiten, besser zu werden. Wir haben in den letzten Jahren rund 130 Millionen CHF investiert und werden auch weiterhin ‘Gas geben’. Vor allem aber möchten wir unsere persönliche und freundliche Atmosphäre beibehalten. Unser Motto ist: freundlich, kompetent und gut gelaunt. Das leben wir und das soll auch so bleiben.“