125 Jahre gelebte Backtradition
Interview mit Christoph Eggers, Geschäftsführer und Inhaber der Bäckerei & Konditorei Johs. Eggers
Wirtschaftsforum: Herr Eggers, die Bäckerei Johs. Eggers blickt auf eine lange Tradition zurück: Sie wurde 1897 gegründet. Wie hat das Unternehmen sich über diesen langen Zeitraum entwickelt und was waren dabei wichtige Meilensteine?
Christoph Eggers: Tatsächlich ist unsere Bäckerei bis heute ein Familienunternehmen: Zwischen der Gründung durch den Bäckermeister Hinrich Eggers und mir als heutigem Inhaber liegen fünf Generationen. Im Mai dieses Jahres konnten wir unser 125-jähriges Jubiläum feiern. Hinrich Eggers startete damals mit einer kleinen Bäckerei und lieferte seine Backwaren mit dem Pferdefuhrwerk aus.
Der erste Backofen war ein Steinbackofen mit Fußgrube, der immerhin noch um 1950 in Betrieb war. Seither hat sich natürlich viel geändert. 2018 haben meine Frau und ich das Unternehmen von meinen Eltern übernommen, die aber beide noch mitarbeiten: Mein Vater ist Konditormeister, meine Mutter unterstützt uns im Verkauf. Heute haben wir außer unserem Hauptgeschäft in Moorrege vier Filialen. Früher waren wir an EDEKA angeschlossen und hatten einen kleinen EDEKA-Markt, später wechselten wir zu TOP-Kauf, das später von REWE übernommen wurde. Heute betreiben wir einen Nahkauf-Lebensmittelmarkt, in dem wir auch mit unserer Bäckerei ansässig sind und mit dem wir die Versorgung unserer Kunden mit Lebensmitteln im näheren Umkreis abdecken. Wir beschäftigen aktuell 39 Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Das Bäckerhandwerk sieht sich in Zeiten der SB-Bäckereien, die Backwaren zum Niedrigpreis verkaufen, einem hohen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Wie grenzen Sie sich davon ab und was bieten Sie Ihren Kunden?
Christoph Eggers: Wie das Sprichwort sagt, lebt der Mensch ja nicht vom Brot allein – bei unseren Kunden sind wir vor allem auch für unsere Kuchen, Torten und Sahnestücke beliebt, die wir ganz frisch nach unseren alten, überlieferten Rezepten backen. Mit Teig, dem noch die nötige Zeit zum Ruhen gegeben wird, was das Gebäck dann auch sehr viel bekömmlicher macht. Bei uns wird das Handwerk wirklich noch großgeschrieben, und das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Fast 25% unseres Umsatzes kommt über Kuchen und Torten zustande. Zudem bin ich Mitglied in einem sogenannten Erfa-Kreis (Erfahrungsaustausch-Kreis). Dort werden unter Kollegen verschiedener Bäckereibetriebe Themen wie zum Beispiel BWA, Verkaufspreise, Produktplatzierung, Sortiment, Neuheiten bei den einzelnen Kollegen sowie Verbesserungsvorschläge bei Arbeitsabläufen besprochen, was sehr hilfreich ist.
Wirtschaftsforum: Hat sich das auch in der Coronazeit fortgesetzt, oder bedeutete Corona einen Einbruch für Ihr Geschäft?
Christoph Eggers: Auch in der Coronazeit sind wir gewachsen. Durch den Nahkauf-Markt konnten wir sogar noch Kunden hinzugewinnen. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Atmosphäre des echten Familienbetriebs: Die Kunden fühlen sich bei uns wohl. Wir sind eben eine klassische Bäckerei und nicht Snack- oder Café-lastig wie andere, die 80 Sitzplätze und eine Systemgastronomie haben. Davon sind wir glücklicherweise weit entfernt.
Wirtschaftsforum: Kommen wir zu Ihrem Sortiment: Was sind Ihre Highlights, was können Sie besonders gut?
Christoph Eggers: Wir sind eine kleine, feine Bäckerei mit einem im Wortsinn ‘klassischen’ Angebot: Brot, Brötchen, Kuchen und Torten – alles in bester handwerklicher Tradition und Qualität. Einige besondere ‘Renner’ gibt es natürlich trotzdem. Bei den Torten sind das die echten Klassiker, wie etwa die typische Lübecker Nusstorte mit Marzipan oder die gute, alte Schwarzwälder Kirschtorte. Beliebt sind auch Ananas-Rum-Torte, Blaubeertorte und Friesentorte. Bei den Kuchen ist der klassische Butterkuchen mit am meisten gefragt. Bei Brot und Brötchen liegen derzeit Produkte mit Dinkel und Vollkorn im Trend. Was aber immer geht, sind ofenfrische Weizenbrötchen, Schnittbrötchen und Weißbrot.
Wirtschaftsforum: Das Bäckerhandwerk mit seinem hohen Energiebedarf sieht aktuell sicher nicht ganz einfachen Zeiten entgegen. Wie gehen Sie damit um?
Christoph Eggers: Wir haben insofern noch Glück, denn wir haben für unsere Bäckerei einen bis Ende 2023 gedeckelten Gaspreis. Allerdings haben wir schon immer darauf geachtet, Energie zu sparen: die Öfen nur bei Bedarf angestellt und die Heizungen so geregelt, dass nicht unnötig Energie verbraucht wird. Wir möchten jetzt zusätzlich eine PV-Anlage installieren, aus der sich dann auch eine E-Tankstelle für firmeneigene E-Fahrzeuge speisen soll. Es gibt inzwischen auch einen Förderungsbrief des Zentralverbandes des Bäckerhandwerks: ein Appell an die Politik, der die Verantwortlichen darauf aufmerksam machen soll, dass der geplante Energiepreisdeckel zu spät kommt. Wir fordern den 1. Januar 2023.
Wirtschaftsforum: Ihre Bäckerei gibt es wie gesagt schon sehr lange; sie hat zwei Weltkriege und Wirtschaftskrisen überlebt. Worin sehen Sie die Gründe für den Erfolg?
Christoph Eggers: Ich denke, das ist zum großen Teil dem Zusammenhalt in unserer Familie geschuldet. Wir haben uns nicht unterkriegen lassen. Außerdem haben wir immer sehr auf Qualität geachtet. Das hat sich durch alle Zeiten hindurch ausgezahlt.
Wirtschaftsforum: Wenn Sie einen Blick nach vorn werfen: Was haben Sie sich vorgenommen?
Christoph Eggers: Energieeffiziente Aufstellung ist wichtig und dass im Geschäft alles rund läuft. Nun heißt es erst einmal gesund durch die Krise zu kommen.