Außergewöhnlich positive Grundstimmung bei den Unternehmen im Land
Interview mit Garrelt Duin (SPD), Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalen
Wirtschaftsforum: Erhalten Sie viel persönlichen Zuspruch aus den Reihen der Wirtschaft für Ihre Bemühungen um den Wirtschaftsstandort NRW? Können Sie uns dazu einige Beispiele nennen?
Garrelt Duin: Nordrhein-Westfalen ist ein tolles Land, das über starke und einzigartige Regionen verfügt. Hier arbeiten mittelständische Familienunternehmen neben Dax-Konzernen und jungen Start-ups. Mein Anspruch ist es, mit den Unternehmern und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im ständigen Austausch zu stehen, ihre Probleme und Herausforderungen wahrzunehmen und gemeinsam an der Zukunft dieses Landes zu arbeiten. Eine erfolgreiche und vorausschauende Wirtschaftspolitik kann nur im Kontakt mit Unternehmern, Gewerkschaftern und Beschäftigten gelingen und nicht aus meinem Büro in Düsseldorf heraus. Diese persönliche Nähe kommt sehr gut an und hat das Vertrauen in die Arbeit der Landesregierung in den vergangenen Jahren gestärkt.
Wirtschaftsforum: Welche Wirtschaftsregionen haben in NRW die Nase vorn?
Garrelt Duin: Gemeinsam ist es uns gelungen, die einzelnen Regionen nach vorne zu bringen und ihr Profil zu schärfen. Ich denke hierbei an die Technologieregion Ostwestfalen-Lippe, die smarte Region Emscher-Lippe oder die hervorragende Gründerkultur im Rheinland. Auch im Rheinischen Revier und dem Ruhrgebiet ist es uns gelungen, Weichen für die Zukunft zu stellen. Die außergewöhnlich positive Grundstimmung bei den Unternehmen und Beschäftigten im Land spiegelt sich auch im ifo-Geschäftsklima wider: Dieses Stimmungsbarometer ist im April dieses Jahres auf den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991 gestiegen.
„Gemeinsam ist es uns gelungen, die einzelnen Regionen nach vorne zu bringen und ihr Profil zu schärfen.“ Garrelt Duin (SPD)Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalen
Wirtschaftsforum: Wie nehmen Sie persönlich die Wertschätzung Ihrer Arbeit als Wirtschaftsminister wahr?
Garrelt Duin: Ganz persönlich gefreut habe ich mich über die Ernennung zum Ehrenbürger von Ostwestfalen-Lippe. Im Durchschnitt bin ich mindestens einmal in der Woche zwischen Minden und Paderborn unterwegs und komme immer wieder gerne dorthin. Aber auch die Verleihung des Ehrenzeichens des Westdeutschen Handwerkskammertages war eine besondere Wertschätzung für mich als Handwerksminister.
Wirtschaftsforum: Welche Erfolge in der Wirtschaftspolitik Ihres Landes tragen Ihre Handschrift?
Garrelt Duin: Nordrhein-Westfalen ist der Industriestandort Nummer eins in Deutschland. Die Landesregierung hat in den vergangenen fünf Jahren deutlich gemacht, welche Bedeutung die NRW-Industrie für den Wohlstand in unserem Land hat. So haben wir zum Beispiel in einem ausführlichen und intensiven Diskussionsprozess mit Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften und Verbänden die Industriepolitischen Leitlinien vorgelegt. Sie untermauern das Ziel einer modernen Industriepolitik, die Innovationen fördert, neue Arbeitsplätze schafft und das Klima schützt. Mit diesem Pflichtenbuch haben wir uns eigene Ziele und Werte für zukünftiges Handeln in zentralen Bereichen wie der Energieversorgung, dem Ausbau der Infrastruktur und dem Bürokratieabbau gesetzt.
Auch die Digitalisierung hat kräftig Fahrt aufgenommen. Bei der Breitbandversorgung liegt Nordrhein-Westfalen deutlich an der Spitze der Flächenländer. Zudem sind in den vergangenen drei Jahren gut 1.000 Digitalunternehmen gegründet worden. Unsere Strategie der Digitalen Wirtschaft zahlt sich aus: Mittlerweile sitzt bundesweit fast jedes fünfte Start-up in NRW und mit den sechs landesweiten Digital-Hubs schaffen wir ein regionales Ökosystem für Unternehmensgründungen, das sogar der Bund zum Vorbild nimmt. So ist es uns gelungen, erfahrene Unternehmen mit jungen und innovativen Start-ups zusammen zu bringen.
„Mittlerweile sitzt bundesweit fast jedes fünfte Start-up in NRW.“ Garrelt Duin (SPD)Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalen
Wirtschaftsforum: Mit welchen konkreten Maßnahmen wollen Sie den Dienstleistungs- und Industriestandort NRW in der kommenden Wahlperiode stärken? Welche Rolle spielt dabei das Thema Digitalisierung?
Garrelt Duin: Die Digitalisierung ist ein gewaltiger Umwälzungsprozess, der alle Lebensbereiche und Branchen umfasst. Grundlage für eine digitale Gesellschaft und Wirtschaft ist eine leistungsfähige Infrastruktur. Die flächendeckende Versorgung mit Anschlüssen bis zu 50 Megabit pro Sekunde ist dabei nur der Anfang. Im nächsten Schritt soll NRW bis 2026, wenn wir den 80. Landesgeburtstag feiern, flächendeckend an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Neben dem Netzausbau kümmern wir uns darum, dass jeder auf den Digitalisierungszug aufspringen kann. Dabei unterstützen wir vor allem Start-ups sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die in den sechs Digital-Hubs Aachen, Bonn, Düsseldorf, Köln, Münsterland und Ruhr gemeinsam mit der klassischen Industrie digitale Geschäftsmodelle entwickeln.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Wirtschaftsbereiche, denen Sie bei der Digitalisierung „unter die Arme greifen“?
Garrelt Duin: Ja, darüber hinaus fördert das Land die Entwicklung neuer Konzepte für den Einzelhandel: Durch den Projektaufruf „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammen denken“ sind bereits hervorragende Synergien entstanden. Mir persönlich ist es auch wichtig, die sich verändernden Arbeitsbedingungen politisch zu begleiten. Hierzu arbeitet die Landesregierung in der ressortübergreifenden Initiative „Allianz für Wirtschaft und Arbeit 4.0“ eng zusammen.
Interview: Dr. Tanja Glootz