„E-Mobilität ist beschlossene Sache“
Interview mit Rolf Beckhoff und Ludger Martinschledde, CEOs der Aumann AG

Wirtschaftsforum: Die Aumann AG existiert erst seit 2016 und ist damit noch sehr jung. Wie kam es zu dieser Gründung?
Rolf Beckhoff: Die AG ist aus dem Zusammenschluss von Aumann Winding and Automation Inc und MBB Fertigungstechnik entstanden, die 1936 beziehungsweise 1968 gegründet wurden. Beide haben also langjährige Erfahrungen im Bereich Produktionslösungen. Seit 2012 bestanden regelmäßig Kontakte zwischen beiden Firmen. E-Mobilität war dabei immer ein großes Thema und gewann weiter an Bedeutung. 2017 haben wir das vereinigte Unternehmen an die Börse gebracht und hatten einen erfolgreichen Börsengang.
Ludger Martinschledde: Die Aktien waren vielfach überzeichnet und die Kursentwicklung war gut. Am ersten Tag lagen wir bei 48 EUR, heute sind wir bei über 70 EUR. Es war der erste Börsengang eines E-Mobilitäts-Spezialisten in Deutschland. Wir sind spezialisiert auf Produktionslösungen mit einem technologischen Schwerpunkt auf Wickeltechnologie, die zur Herstellung von Elektromotoren benötigt wird. Gleichzeitig sind wir ein erfahrener Automatisierer. Diese Kompetenzen sind für den Automarkt im Zeitalter der E-Mobilitäts-Revolution von hoher Bedeutung. Wir sind in der Lage, komplette Produktionslinien in Gänze abzubilden. Durch den Börsengang haben wir einen anderen Zugang zum Markt bekommen und sind als Aumann AG bei allen Kunden bekannt.


Wirtschaftsforum: Das Thema E-Mobilität ist ja im Zuge des Dieselskandals aktueller denn je. Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Rolf Beckhoff: Das Thema ist hochgradig spannend. E-Mobilität ist der größte Paradigmenwechsel in der Autoindustrie. Wir haben gute Karten in der Hand, die wir ausspielen können, indem wir technologische Kapazitäten aufbauen, ohne unser klassisches Geschäft zu vernachlässigen. Wir sind mit Produktionslösungen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor groß geworden. E-Mobilität ist eine Riesen-Herausforderung für die ganze Industrie, insbesondere die Zulieferer, aber auch für uns Ausrüster und Equipment-Supplier.

Ludger Martinschledde: Wir können dabei mehrfach punkten: Als Spezialist für Wickeltechnologie bieten wir unseren Kunden – dem Who-is-Who der deutschen Autoindustrie – die Möglichkeit, besonders effiziente und fortschrittliche E-Motoren in Massenfertigung herzustellen.
Rolf Beckhoff: Das Herz eines jeden Elektrofahrzeuges ist der elektrische Antrieb. Jeder Automobilhersteller, der Elektrofahrzeuge herstellen will, stellt sich zur Zeit die Frage, wie er diesen Antrieb in großen Stückzahlen produzieren kann. Mit unseren hochautomatisierten Lösungen zur Motorenherstellung und jahrzehntelanger Erfahrung im Automobilbereich sind wir da ein sehr gefragter Ansprechpartner.

Wirtschaftsforum: Glauben Sie, dass die Ablösung herkömmlicher Antriebe durch E-Mobilität früher erfolgen wird als bisher prognostiziert?
Rolf Beckhoff: Schwer zu sagen. Eine starke Beschleunigung gibt es. Die jetzige Welle hat doch einige Hersteller sehr überrascht.
Ludger Martinschledde: Die Prognosen sind absolut zutreffend, es geht sogar eher rasanter voran. Bei uns beträgt der Anteil an E-Mobilität bereits über 25%, knapp 75% entfallen auf das klassische Geschäft.
Wirtschaftsforum: Bietet der Arbeitsmarkt genügend Fachkräfte für so ein rasantes Wachstum?
Ludger Martinschledde: Wir bilden selbst aus und haben keine Probleme, Auszubildende zu finden. Aufgrund der Aufgabenstellung sind wir für Bewerber attraktiv. Automatisierte Anlagen sind für Techniker immer interessant. Wir bieten aber nicht nur ein spannendes Aufgabenfeld, sondern auch eine attraktive Unternehmenskultur. Unsere Mitarbeiter sind es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Die Freiheit dafür bekommen sie von uns.

Rolf Beckhoff: Die AG besteht aus mehreren Firmen an verschiedenen Standorten wie Beelen, Espelkamp, Berlin und China. Auch untereinander herrscht eine wirklich gute Kultur, die von Offenheit, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft geprägt ist. Wir legen viel Wert auf Respekt vor dem Menschen und der Technologie.
Wirtschaftsforum: Sie sprechen mit viel Leidenschaft über Ihrem Beruf. Wie verlief denn Ihr Weg dorthin?
Rolf Beckhoff: Ich bin Diplom-Ingenieur Maschinenbau und habe Wirtschaft studiert. Vor 13 Jahren bin ich über den Vertrieb ins Unternehmen eingestiegen. Meine Aufgabe war zunächst die Vertriebskoordination, dann wurde ich Leiter Business Unit, bevor ich in die Geschäftsführung und in den Vorstand berufen wurde. Ich bin zuständig für den Vertrieb, den Service und die Administration.


Ludger Martinschledde: Als Diplom-Ingenieur mit dem Fokus auf Technologie ist mein Aufgabenbereich die technologische Entwicklung. Vor über 25 Jahren bin ich als Konstrukteur ins Unternehmen gekommen. Ich wechselte dann ins Projektmanagement und bin heute Vorstand.
Wirtschaftsforum: Ein so innovatives Unternehmen hat sicher Visionen. Wie sehen die aus?
Rolf Beckhoff: Wir wollen in der E-Mobilität in unserem Bereich Weltmarktführer sein und im Lichte der E-Mobilitäts-Revolution in der Automobilindustrie signifikant wachsen.
Ludger Martinschledde: Wo auch immer auf der Welt jemand Produktionslinien für E-Antriebe benötigt, sollte er an Aumann denken und uns zu Rate ziehen.