Die Mischung macht‘s

Interview mit Richard Schmitt, Head of International Sales, und Gisbert Schmieder, Kreativdirektor & Markenchef der Atelier Goldner Schnitt GmbH

Wirtschaftsforum: Wann und wie sind Sie in das Unternehmen gekommen?

Richard Schmitt: Ich bin vor zweieinhalb Jahren im Zuge einer strategischen Neubesetzung hier her gekommen. Damals wollte man den internationalen Vertrieb stärken. Immerhin generieren wir die Hälfte unseres Umsatzes mit unseren acht Tochterunternehmen im Ausland. Durch landesspezifische Kommunikationsweisen und individuelle Ansprache konnten wir in den vergangenen Jahren eine Menge erreichen.

Gisbert Schmieder: Ich habe die Marke bereits 2015 als Unternehmensberater bei der Gestaltung von Katalogen und der Kommunikation unterstützt. Seit 2016 bin ich nun fest als Teil des Management-Teams sowie als Kreativdirektor und Markenchef dabei.

Wirtschaftsforum: Wo liegen für Sie die größten Herausforderungen in Ihrer Arbeit und was treibt Sie voran?

Richard Schmitt: Zugegeben: Anfangs war ich in Hinblick auf die Zielgruppe schon etwas skeptisch. Mittlerweile habe ich aber gesehen, wie viel Potenzial darin steckt. Es gibt in Europa keine andere Gruppe, die so schnell wächst wie die der über 60-Jährigen. Dazu steigt auch das Einkommen dieser Menschen. Und auch die Online-Affinität nimmt zu. Die Bedeutung von Social-Media-Themen wird so auch für uns immer größer.

Gisbert Schmieder: Mich begeistert vor allem, dass man hier sehr schnell eine Menge bewegen kann. Ich habe in meiner Karriere schon so manche Markenentwicklung begleitet, aber diese ist besonders spannend. Dazu kommen ein tolles Team und eine klasse Kommunikation untereinander.

Wirtschaftsforum: Stichwort Zielgruppe: Wie sieht die klassische Kundin des Ateliers Goldner Schnitt aus?

Richard Schmitt: Der gesamte Markt ist in den letzten 10 bis 20 Jahren interessanter, aber auch schwieriger geworden. Vieles hat sich mit der Zeit verändert. Heute kaufen ältere Damen in Geschäften, wo sie vor 10 bis 20 Jahren nicht einmal nachgefragt hätten. Wir bedienen im Grunde unterschiedlichste Kundengruppen. Einige Kundinnen kaufen beispielsweise schon seit 30 Jahren bei uns und sind jetzt weit über 80. Sie lieben traditionelle Mode und werden von unserem sehr kompetenten Kundenservice betreut. Das ist die eine Gruppe. Die andere Gruppe, wir haben sie die ‘Jeans-Gruppe’ genannt, besteht aus jüngeren, trendorientierten Kundinnen und sucht eher online nach den passenden Produkten. Diese Zielgruppe ist nicht markentreu und hat auch eine höhere Retourenquote. Mit diesen beiden Gruppen müssen wir völlig unterschiedlich umgehen. Insgesamt haben wir rund 650.000 kaufende Kundinnen in neun Ländern, die wir in zwölf verschiedenen Sprachen bedienen.

Wirtschaftsforum: Bei so unterschiedlichen Zielgruppen ist es sicher nicht einfach, alle (potenziellen) Kunden zu erreichen. Wie werden Sie den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht und welche Rolle spielt der Onlinehandel bei Ihnen?

Richard Schmitt: Viele Versender versuchen, weg vom Papier zu kommen. Für uns ist es aber wichtig, da wir den Großteil unserer Kunden nach wie vor darüber erreichen. In Hinblick auf die Zukunft testen wir aber natürlich auch unterschiedliche Vertriebskanäle. In Skandinavien haben wir zum Beispiel eine SMS-Kampagne durchgeführt, die dort sehr gut funktioniert hat. Auch mit Teleshopping haben wir bereits gute Erfahrungen gesammelt. Wir suchen immer nach neuen Wegen, um unsere Kunden zu erreichen. Unter anderem führen wir auch Modeschauen durch. Und natürlich wächst auch bei uns die Bedeutung des Onlinehandels. Momentan erhalten wir auf diesem Wege etwa 30% aller Bestellungen.

Eine sehr große Bedeutung haben zudem unsere Callcenter, die wir in allen Ländern, in denen wir agieren, betreiben. Insgesamt hat Telefonmarketing für uns eine große Bedeutung. Hier haben wir einen echten One-to-One- Kanal, und manche Kunden kennen ihre Berater sogar namentlich.

Wirtschaftsforum: Bei Ihren Zahlen zum Jahresumsatz sprechen Sie von einem strategisch geplanten Rückgang. Können Sie das erklären?

Gisbert Schmieder: Die Unternehmensinhaber wollen sich wieder stärker auf das Kerngeschäft und den Markennahmen fokussieren. Gleichzeitig wurde die Marke modernisiert und internationalisiert. Wir wollen unser Profil und unser Sortiment nun noch weiter schärfen. Stabilität und Wachstum sind dabei unsere strategischen Ziele.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie die Kultur des Unternehmens beschreiben?

Gisbert Schmieder: Wir setzen hier vor allem auf Verlässlichkeit, Vertrauen und langjährige Mitarbeiter. Die Senior-Inhaber stehen immer als zuverlässige Ansprechpartner und vermitteln so viel Sicherheit und Vertrauen. Gepaart mit einem modernen Management, einer starken Geschäftsführung unter der Führung unseres CEO Gerald J. Corbae mit internationalem Know-how ergibt das Ganze eine Mischung, die man nur selten findet.

Richard Schmitt: Wichtig ist uns auch das Thema Corporate Social Responsibility. Bei uns schreiben viele Studenten ihre Masterarbeiten, wir bilden aus, helfen unseren Lehrlingen bestmöglich und unterstützen soziale Maßnahmen. Für unsere langfristige Unterstützung der Feuerwehr in der Region haben wir bereits die Anerkennung des Landes Bayern erhalten. All das ist seit Jahrzehnten gewachsen und soll künftig noch stärker hervorgehoben werden.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie beziehungsweise hat die Atelier Goldner Schnitt GmbH für die Zukunft?

Gisbert Schmieder: Wir wollen unsere Marke noch weiterentwickeln und schärfen. Unser Ziel ist es, Marktführer bei Themen wie Passform und Größenvielfalt zu werden.

Richard Schmitt: Wir müssen die Entwicklungen auf dem Markt genau analysieren und entscheiden, welche Entwicklungen für uns relevant sind. Nur wenn wir die Marktbewegungen heute genau beobachten, können wir unseren Kunden auch morgen noch gerecht werden.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Stark in steilem Gelände

Interview mit Ing. Johannes Loschek, Consultant der MM Forsttechnik GmbH

Stark in steilem Gelände

Die MM Forsttechnik GmbH mit Sitz im steirischen Frohn­leiten entwickelt hoch spezialisierte Seilgerätetechnik für die Holzbringung in anspruchsvollem Gelände. Entstanden aus dem heute größten privaten Forstbetrieb Österreichs, verbindet das Unternehmen…

Brot mit dem Geschmack von morgen

Interview mit Andreas Swoboda, Geschäftsführer der BIO BREADNESS GmbH

Brot mit dem Geschmack von morgen

Als Teil der Pandriks Gruppe arbeitet BIO BREADNESS in Fulda, Deutschland, eng mit dem niederländischen Schwesterunternehmen Pandriks Bake Off B.V. zusammen, um Bio-Brot zu produzieren, das sich durch Qualität, Geschmack…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

Spannendes aus der Region Landkreis Hof

Qualitätssicherung im Werkzeug

Interview mit Cornelia Beyer, Geschäftsführerin der NETZSCH Process Intelligence GmbH

Qualitätssicherung im Werkzeug

sensXPERT (NETZSCH Process Intelligence GmbH) wurde 2021 als innovatives Spin-off der NETZSCH-Gruppe ins Leben gerufen, um den spezifischen Herausforderungen der Kunststoffindustrie mit modernster Technologie und frischen Ansätzen zu begegnen. Cornelia…

BHS tabletop going green

Interview mit Dr. Philipp Diekmann, CEO der BHS tabletop AG

BHS tabletop going green

Die BHS tabletop AG, als Unternehmen tief in der Tradition verwurzelt, hat sich im Laufe der Jahre als führender Anbieter in der Tischkulturbranche etabliert. Durch kontinuierliche Innovation und ein starkes…

Nachhaltig Druck machen

Interview mit Melissa Sesselmann, Kaufmännische Leiterin der Kipp+Poffo Office Consulting GmbH

Nachhaltig Druck machen

Der technologische Fortschritt hat die Bürowelt in den letzten Jahrzehnten auf den Kopf gestellt. Schreibmaschine, Drucker, Faxgerät und Kopierer wurden teilweise vollständig ersetzt, Homeoffice-Lösungen sind Standard, das Schlagwort New Work…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit dem besonderen Gespür für unverwechselbare Mode

Interview mit Michele Ventrella, Geschäftsführer der Agentur Ventrella GmbH

Mit dem besonderen Gespür für unverwechselbare Mode

Für Michele Ventrella ist Mode weniger Beruf als Berufung: In der Branche ist er für seine ausgeprägte Affinität zu Mode und besonders für seinen hochentwickelten Sinn für nicht alltägliche Designs…

Mehr Wert auf der Fläche

Interview mit Jasmin Arens, COO der InCase Handelsgesellschaft mbH

Mehr Wert auf der Fläche

Vom Haarschmuck bis zum Beauty-Accessoire, von der Maniküreschere bis zum Reisegepäck: Die InCase Handelsgesellschaft mbH mit Sitz in Essen hat sich in über 20 Jahren einen festen Platz als zuverlässiger…

Blauer Faden, grüne Vision

Interview mit Alberto Candiani, Geschäftsführer der Candiani Denim S.p.A.

Blauer Faden, grüne Vision

Seit über 85 Jahren setzt Candiani Denim aus Italien Maßstäbe in der Herstellung von hochwertigem Denim. Als Familienunternehmen in 4. Generation kombiniert Candiani handwerkliches Geschick mit innovativen Ansätzen für nachhaltige…

TOP