Technologieschmiede und Trendsetter
Interview mit Markus Köpfer, Geschäftsführer der Actuator Solutions GmbH

Formgedächtnislegierungen, spezielle Legierungen aus Nickel und Titan, begeistern dank Superelastizität und hervorragendem Erinnerungsvermögen in verschiedensten Anwendungsbereichen. Bauteile aus diesen innovativen Legierungen werden als Halbzeuge gefertigt und als Rohr, Draht oder Flachgewebe weiterverarbeitet.
Insbesondere in der Ventiltechnik für Sitzkomfortsysteme überzeugen die neuartigen Metalle. Es ist eine Marktnische, in der Actuator Solutions eine führende Position einnimmt – 18 Millionen Aktuatoren werden hier pro Jahr auf Basis der FGL-Technologie gefertigt. Eine Leistung, die laut Geschäftsführer Markus Köpfer einzigartig ist.
„Es gibt weltweit keine zweite Firma, die auch nur 100.000 elektrische Aktuatoren pro Jahr produziert“, betont er. „Unser Ziel ist es, mit dieser revolutionären Technologie möglichst viele neue Industrien zu erschließen. Smartphones werden dabei eine zentrale Rolle spielen, aber auch in der Medizintechnik eröffnen die FGL-Technologien ungeahnte Möglichkeiten. Hier denken wir zum Beispiel an die Endoskopie und die minimalinvasive Chirurgie, aber auch an Kamerasysteme in Smartphones.“
Technologietransfer par excellence
Den Schritt von der Automobilbranche hin zum Smartphone- oder Medizintechnik-Markt geht Actuator Solutions engagiert und optimistisch, schließlich kennt man seine eigenen Stärken. Das Unternehmen wurde 2011 als Joint Venture zwischen der italienischen SAES Getters und der Alfmeier Präzision AG gegründet, zwei Unternehmen, die ihr Know-how im Bereich der FGL-Technologien gebündelt haben, um gemeinsam Potenzial auszuschöpfen und neue Märkte zu erschließen.
„Alfmeier Präzision war vorrangig im Automotivbereich tätig und hat sich dort auf das Thema Sitzkomfort spezialisiert“, sagt Markus Köpfer, der für diesen Bereich verantwortlich war. „Mit dem Joint Venture verfolgen wir konsequent das Ziel, uns breiter aufzustellen. Wir haben uns in anderen Industrien umgeschaut und dort die Smartphonewelt für uns entdeckt. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass dank der FGL-Technologie Bilder in der Handykamera scharf gestellt werden können. Da wir hier große Chancen sehen, haben wir 2013 eine Tochtergesellschaft in Taiwan gegründet, um dort Kameras für den Consumer-Electronics-Markt zu entwickeln.“
Neue Märkte, neue Anwendungen, neue Standards
Dieser beeindruckende Technologietransfer hat für Aufsehen gesorgt – und der Actuator Solutions den Deutschen Innovationspreis 2014 eingebracht. Auch ein großer Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. 2015 bekam das Unternehmen den ersten Entwicklungsauftrag für hochvolumige Kamera-Aktuatoren, 2016 Folgeaufträge für Kameras für Smartphones und Laptops, die in China produziert werden.
„Wir entwickeln verschiedene Aktuatoren, die in Serie gehen werden und einzigartig in diesem Bereich sind“, so Markus Köpfer. „Wir arbeiten hier mit einem Draht, der wie ein metallischer Muskel wirkt und über dessen Widerstand die genaue Position geregelt werden kann.“
Als Spezialist für die FGL-Technologie befindet sich Actuator Solutions auf konstantem Wachstumskurs. 90 Mitarbeiter, ein Jahresumsatz von 26 Millionen EUR, Tendenz steigend, sprechen für sich. „2018 wollen wir aus Deutschland heraus den Automobil- und Medizinbereich in Europa bedienen“, erklärt Markus Köpfer. „Unsere asiatische Tochter konzentriert sich weiter auf das Segment Consumer Electronics. Primäres Ziel der Zukunft wird sein, für die Bereiche Automobil, Medizin, Consumer Electronics und Automatisierungstechnik weiter zu entwickeln, beliefern oder auch in Lizenz fertigen zu lassen. Wir sind letztlich ein relativ kleiner Fisch im Haifischbecken Smartphone. Da muss man einiges tun, um nicht verschluckt zu werden. Wir hoffen zudem, unsere Aktuatoren im Bereich autonomes Fahren platzieren zu können und im Medizinbereich als Standards für bestimmte Untersuchungen zu etablieren. Das Potenzial ist riesig und wir werden es optimal nutzen.“