Motorreparaturen – zuverlässig, schnell, überall
Interview mit Christian Leibetseder, Geschäftsführer der Carl Baguhn GmbH & CO. KG

Wirtschaftsforum: Herr Leibetseder, die Carl Baguhn GmbH feiert in diesem Jahr ihr 120-jähriges Firmenjubiläum. Gibt es einen roten Faden, der sich durch diese Jahre zieht?
Christian Leibetseder: Carl Baguhn wurde 1905 gegründet und befindet sich nach wie vor in privater Hand. Seit der ersten Stunde ziehen sich Elektrifizierung und Motorisierung durch die Unternehmensgeschichte, auch wenn wir es heute mit anderen Dimensionen zu tun haben. Alles begann damit, dass Gründer Carl Baguhn, ein ausgebildeter Maschinenbauer, 1894 am ersten Auto, das in Hamburg fuhr, schraubte, um ein Problem zu lösen. Auch heute lösen wir Probleme rund um Motoren – egal, ob es dabei um einen 5 PS starken Außenbootmotor eines privaten Segelbootes oder um 90.000 PS starke 2-Takt-Maschinen, die auf einem 24.000-TEU-Schiff verbaut sind, geht. Dass wir heute weltweit in diesen Größenordnungen unterwegs sind, war um die Jahrhundertwende nicht absehbar.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt, um derart komplexe Projekte verlässlich realisieren zu können?
Christian Leibetseder: Wir beschäftigen 90 Mitarbeiter in Hamburg und sind seit Ende 2024 Teil der Zephyr-Gruppe, zu der sechs Unternehmen mit 250 Mitarbeitern an den Standorten Hamburg, La Spezia, Rotterdam, Bilbao, Singapur und Barranquilla in Kolumbien gehören. Unsere Kunden sind weltweit tätig; um in ihrer Nähe zu sein, ist diese internationale Aufstellung sehr wichtig. Im Zuge einer Neustrukturierung haben wir nicht nur die Internationalisierung vorangetrieben, sondern auch den Vertrieb professionalisiert, sodass heute 32 Vertriebsmitarbeiter vor Ort bei Reedereien und Kraftwerken beraten. Carl Baguhn ist in den 120 Jahen dreimal umgezogen und inzwischen auf einem 5.000 m2 großen Werksgelände in Hamburg ansässig. Die Fokussierung auf die Schifffahrt begann nach dem 2. Weltkrieg und wurde in den 1970er-Jahren nach einem Eigentümerwechsel weiter forciert. Heute macht sie 70% aus, 20% entfallen auf den Kraftwerksbereich, der Rest auf eine Mischung aus Lebensmittelbranche, Luftfahrt, Chemie. Überall, wo sich etwas dreht und bewegt, sind Kurbelwellen und Laufbuchsen verbaut. Durch unsere Reparatur von schweren Bauteilen erhalten diese ein zweites oder sogar drittes Leben, und wir verringern damit den CO2-Ausstoß.
Wirtschaftsforum: Das heißt, Carl Baguhn beschäftigt sich vornehmlich mit der Reparatur von Motorkomponenten?
Christian Leibetseder: Reparaturen und Wartungen spielen eine zentrale Rolle, aber wir produzieren auch. 2020 wurde das Werk eines langjährigen Partners geschlossen; wir haben einige Maschinen abgebaut und zu uns geholt, sodass wir weitere Fertigungsschritte inhouse durchführen können – vor allem aber sind wir ein Mittelständler mit einer Hands-on-Mentalität, der Kunden Services aus einer Hand anbietet.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit 20 Jahren für Carl Baguhn tätig, seit 2019 als Geschäftsführer. Vor zehn Jahren hatte das Unternehmen 65 Mitarbeiter, heute sind es 90. Was hat zu diesem Wachstum geführt?
Christian Leibetseder: Wir sind nah an den Kunden, können schnell Lösungen anbieten, da wir flache Hierarchien und kurze Wege haben. Weil wir großen Wert auf Ausbildung legen, kommt unser Nachwuchs meist aus unseren eigenen Reihen. Wir haben Mitarbeiter, die 40 Jahre für Carl Baguhn tätig sind. Trotz des Wachstums pflegen wir einen familiären Umgang.
Wirtschaftsforum: Hat sich mit dem Wachstum die Kultur des Unternehmens verändert?
Christian Leibetseder: Carl Baguhn stand immer für Werte wie Beständigkeit, Qualität und Zuverlässigkeit – Werte, die heute in der Gesellschaft oft vernachlässigt werden, für uns aber immer noch wichtig sind und gelten. Wir halten es mit dem Hamburger Kaufmannswesen und stehen zu unserem Wort.
Wirtschaftsforum: Gehen Sie davon aus, weiter zu wachsen?
Christian Leibetseder: Unser Ziel ist, weitere Standorte weltweit aufzubauen. Weil der Strombedarf weiter steigen und Transporte zunehmen werden, werden Kolbenkraftmaschinen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Der Ursprungsgedanke des Gründers hat damit auch heute und in Zukunft Bestand. Nur der Kraftstoff wird und muss sich ändern. Weil wir bei künftigen Entwicklungen nicht hinterherhinken, sondern gut vorbereitet sein wollen, sind wir an Forschungsprojekten, die sich mit alternativen Kraftstoffen beschäftigen, mitbeteiligt.
Wirtschaftsforum: Sie kennen das Unternehmen und die Branche seit vielen Jahren. Wo liegt für Sie der persönliche Reiz?
Christian Leibetseder: Als technikbegeisterter Mensch freue ich mich über jeden Auftrag, für den unsere Mitarbeiter in die Welt hinausfahren – egal, ob ein Kreuzfahrtschiff in der Arktis liegengeblieben oder ein Kraftwerk in Bermuda ausgefallen ist.












