Digitalisierungspartner und Mutmacher

Interview mit Sven Heinsen, Geschäftsführer der Conscia GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Heinsen, die Conscia GmbH versteht sich als Digitalisierungspartner der Kunden, legt einen Schwerpunkt auf das Thema Cyberkriminalität und ist in den vergangenen Jahren konstant gewachsen. Welche besonderen Impulse haben die Entwicklung des Unternehmens in der Vergangenheit nachhaltig beeinflusst?

Sven Heinsen: Die Conscia-Geschichte beginnt 2003 in Kopenhagen, wo man mit großem Erfolg ein IT-Business aufgebaut und Schritt für Schritt weiterentwickelt hat. 2013 entschied man sich, den Wachstumskurs im europäischen Ausland fortzusetzen. Im Laufe der Zeit akquirierte Conscia Unternehmen in Schweden, Norwegen, Deutschland, Großbritannien und Slowenien, sodass wir heute 16 Niederlassungen in Europa haben. Diese durch Private Equity finanziell abgesicherte internationale Expansion ist ein wichtiges Markenzeichen. 

Wirtschaftsforum: Welche Philosophie steckt hinter dieser Akquisitionsstrategie? 

Sven Heinsen: Jedes Unternehmen muss in einem Land ein führendes Technologie-Unternehmen sein, das die Conscia-Werte und das Streben nach Exzellenz teilt. Für uns ist das Network of Knowledge, die Vernetzung über Ländergrenzen hinweg, sehr wichtig. So sind wir zwar anorganisch gewachsen, aber dieser Wachstumspfad wurde durch ein sehr hohes organisches Wachstum begleitet, das in den vergangenen Jahren bei mehr als 20% lag. Dank unserer sorgfältigen Akquisestrategie in vernünftigem Tempo konnte eine gesunde Organisation entstehen, ein Unternehmen mit lokalen Eigenständigkeiten und gemeinsamer DNA. Natürlich prägt auch die skandinavische Kultur ganz wesentlich unsere Entwicklung. Wir sehen hier einen hohen Grad an gesunder Work-Life-Balance, eine hohe Affinität zur Digitalisierung und nicht zuletzt eine große Bereitschaft zur Digitalisierung; etwas, das wir in Deutschland vermissen. 

Wirtschaftsforum: Wie ist Conscia in Deutschland aufgestellt? 

Sven Heinsen: Wir haben durch die Akquisition zweier Unternehmen vier Standorte in Deutschland und firmieren als Conscia Deutschland GmbH. In Hannover, Leverkusen, Ettlingen und München haben wir 150 Mitarbeitende, der Umsatz lag zuletzt bei 45 Millionen EUR. 

Wirtschaftsforum: Sollen in Deutschland weitere Akquisitionen hinzukommen? 

Sven Heinsen: Als Gruppe wollen wir weiterwachsen, insbesondere in Deutschland, auch wenn die Marktbedingungen derzeit he-rausfordernd sind. Besonders im Bereich Cybersecurity und Digitalisierung sehen wir große Chancen, unser Know-how einzubringen und uns als führender Anbieter in der Abwehr von Cyberbedrohungen sowie als zuverlässiger Digitalisierungspartner in Deutschland zu etablieren.

Wirtschaftsforum: Cyberkriminalität und Digitalisierung sind zen-trale Conscia-Themen. Können Sie das näher erläutern? 

Sven Heinsen: Wir wollen die digitale Transformation für Unternehmen sicher und einfach machen; dafür bauen wir Datenautobahnen und sorgen mit Cyber Security-Lösungen dafür, dass diese sicher zu befahren sind. Zudem helfen wir Kunden dabei, einfach und sicher Zugang in die Cloud-Welt zu bekommen. Voraussetzung dafür ist unser leistungsfähiges Security Operation Center SOC, das Herzstück der Cybersicherheit, das kontinuierlich die Cyberlandschaft überwacht. 

Wirtschaftsforum: Conscia arbeitet in Deutschland vor allem für den Mittelstand mit Schwerpunkt Gesundheitswesen und öffentliche Hand. Ist das Thema IT-Security hier angekommen? 

Sven Heinsen: Jeder IT-Entscheider weiß heute, dass Cyberkriminalität eine reale Gefahr ist. Dennoch versucht man oft, Sicherheit auf einem möglichst preisgünstigen Weg zu erreichen. Bei einer einfachen Lösung für ein komplexes Security-Problem bleibt dabei leider Entscheidendes auf der Strecke. 

Wirtschaftsforum: Welche Themen und Pläne werden Conscia in Zukunft beschäftigen? 

Sven Heinsen: Ein Riesenthema ist KI. Sie wird zum einen in allen Services und Plattformen integriert sein, die wir Kunden zur Verfügung stellen. Selbstlernende Sicherheitssysteme sind hilfreich, da sie sich neuen Bedrohungslagen schnell anpassen und die Sicherheit erhöhen können – vorausgesetzt, sie werden richtig eingesetzt. Zum anderen wird KI vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine große Rolle spielen. Obwohl allein in unserer Branche 150.000 IT-Spezialisten pro Jahr fehlen, wollen wir in den nächsten fünf Jahren organisch und durch Zukäufe wachsen und Europas führendes Unternehmen für Cybersecurity und IT-Services werden. Mit dem Network of Knowledge haben wir dafür die optimale Unternehmensarchitektur. Wir werden weiterhin daran arbeiten, eine Kultur zu etablieren, die Menschen ermutigt, Wissen aufzubauen und zu teilen. Dabei wünschen wir uns, dass es in Deutschland künftig mehr digitale Mutmacher gibt, die von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft unterstützt und gefördert werden. Menschen, die der digitalen Transformation wertvolle Impulse geben, sollen eine Bühne bekommen, um darüber zu berichten. Das ist eine persönliche Herzensangelegenheit. 

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