Fassaden mit Form, Farbe und Charakter
Interview mit Stefan Karnatz, Geschäftsführer der S + T Fassaden GmbH, Tessin
Wirtschaftsforum: Die Fassade steht bei Ihnen im Mittelpunkt. War das schon immer so?
Stefan Karnatz: Nun, wir waren seit der Gründung 1991 in Preetz bei Kiel als Fassaden- und Fensterbauer tätig. Damals konzentrierten wir uns vor allem auf regionale Projekte. Schon ein Jahr später kam unsere Niederlassung in Tessin hinzu. Diese hat sich so gut entwickelt, dass wir uns 1997 entschlossen, mit dem Unternehmen dorthin umzuziehen.
Wirtschaftsforum: Wie ging es weiter?
Stefan Karnatz: Das Unternehmen hat sich dank steigender Nachfrage allmählich von der Fensterproduktion und -montage in Richtung Fassaden entwickelt. Vor allem die vorgehängten hinterlüfteten Fassaden und Stehfalzdächer haben uns bekannt gemacht.
Wirtschaftsforum: Was genau muss man sich vorstellen?
Stefan Karnatz: Bei diesem kompletten Fassadensystem, welches wir in allen Bekleidungsmaterialien, außer Stein anbieten, werden Platten auf eine Unterkonstruktion geschraubt, die an einer tragenden Wand befestigt werden. Durch den Zwischenraum zwischen Wand und Platte kann die Luft zirkulieren. So wird das Gebäude besser vor Nässe geschützt und durch den Wärmeschutz wird Energie eingespart.
Wirtschaftsforum: Die Nachfrage ist nach wie vor hoch?
Stefan Karnatz: Inzwischen machen diese Fassaden 90% der Produktion aus, verbunden mit einem hohen Vor- und Eigenfertigungsgrad. Jedes Projekt ist individuell. Und das Schöne dabei: Es gibt so viele Möglichkeiten. Aktuell sind dies etwa drei-achsig gekrümmte Fassadenflächen oder Freiformfassaden. Wir können hier auf namhafte Referenzen verweisen, wie etwa die Leuphana Universität in Lüneburg, die Humboldtbox in Berlin oder Ferrari World in Abu-Dhabi.
Wirtschaftsforum: Ist diese Methode wirklich anderen überlegen?
Stefan Karnatz: Es gibt zum einen Wärmeverbundsysteme, die aber bautechnisch nicht so gut sind. Die vorgehängten hinterlüfteten Fassaden sorgen für ein besseres Klima, sie bieten Wärmeschutz und sind auch in bauphysikalischer Hinsicht besser - kostenintensiver, dafür jedoch nahezu wartungsfrei. Aber es wird immer mehr mit dieser Fassade gebaut.
Wirtschaftsforum: Sie konzentrieren sich viel auf Großprojekte?
Stefan Karnatz: Wir übernehmen nach wie vor kleine Projekte, aber wir sind Spezialisten, wenn es um die Planung und Umsetzung von Großprojekten geht. Wir übernehmen auf Wunsch alle Leistungen rund um Planung und Konstruktion. Wer in Deutschland Fassaden bauen möchte, der kennt uns.
Wirtschaftsforum: Der Hauptsitz ist in Tessin, aber Sie sind auch an anderen Standorten vertreten?
Stefan Karnatz: Seit sieben Jahren gibt es eine Niederlassung in Owingen nahe des Bodensees. Seit 2018 sind wir auch am Standort Mendig in Rheinland-Pflanz vertreten. Inzwischen beschäftigen wir 180 Mitarbeiter und erwirtschaften als Gruppe 30 Millionen EUR, davon allein 17 Millionen in Tessin.
Wirtschaftsforum: Was zeichnet das Unternehmen aus?
Stefan Karnatz: Ganz sicher unser nachhaltiges Wachstum. Wir sind mit wenigen Mitarbeitern angefangen und werden im nächsten Jahr in der Gruppe 200 Mitarbeiter beschäftigen. Wir haben nie einen Dämpfer erfahren und sind stetig gewachsen. Das Team ist jung und motiviert und der älteste unserer Geschäftsführer ist knapp über 50. Ich selbst kam 2007 nach meinem Abitur als Auszubildender ins Unternehmen und habe mich neben dem Studium hochgearbeitet und bin heute einer der Geschäftsführer und Gesellschafter.
Wirtschaftsforum: Wie sieht es aktuell bei Ihnen aus?
Stefan Karnatz: Unser Erfolg ist die Neuorientierung und das soll auch so bleiben. Im nächsten Jahr werden wir 30 Jahre alt, doch wir wollen auch in Zukunft flexibel bleiben. Die Leuchtturmprojekte sorgen für Aufmerksamkeit und ziehen Kunden an. Wir sind bisher gut durch die Corona-Zeit gekommen. Wir mussten niemanden in Kurzarbeit schicken, haben den Infektionsschutz sehr ernst genommen. Wir warten ab, wie es weitergeht. Derzeit ist die Auftragslage sehr gut. Wir wollen erfolgreich bleiben und weiter wachsen, etwa durch Zuwächse in der Gruppe. Das Potenzial dazu haben wir.