Das Erfolgsrezept für die Fleischindustrie

Interview mit Marc Sauels, Geschäftsführer der Sauels frische Wurst GmbH Fleischwaren & Co. KG

Sauels ist ein traditionsreicher Familienbetrieb, der seit 120 Jahren hochwertige Wurstwaren produziert. Gegründet im Jahr 1901 als klassische Dorfmetzgerei in Tönisberg, einem Stadtteil von Kempen am Niederrhein, hat man in den 1970er-Jahren begonnen, SB-Artikel für die wachsende Anzahl an Supermärkten herzustellen.

Heute wird das Unternehmen in der vierten und fünften Generation geführt, als hochmoderner Produktionsbetrieb, der nach wie vor den ursprünglichen Prinzipien verpflichtet ist. „Qualität und Frische stehen für uns ganz oben bei der Herstellung aller Produkte“, sagt Geschäftsführer Marc Sauels, verantwortlich für den Bereich Vertrieb. Hergestellt werden heute hauptsächlich frische Kochschinkenspezialitäten, wie Delikatess-Hinterkochschinken, Gourmet-Metzgerschinken oder handgemachter Hinterschinken im Ofen gebacken, sowie verschiedene Brühwurstspezialitäten, darunter Rheinische Schinkenwurst, Delikatess-Jagdwurst oder Delikatess-Geflügelfrischwurstaufschnitt.

„Wir haben im Laufe der Zeit die Anzahl der Produkte deutlich reduziert und uns auf diese beiden Produktsegmente spezialisiert: Kochschinken und Brühwurst“, erklärt Marc Sauels. Daneben produziert Sauels Cook-and-Chill-Artikel für Schulen, Kindertagesstätten und Alten- und Pflegeheime sowie internationale Spezialitäten, wie französische Salami oder spanischen Schinken. „Wir streben eine Parität zwischen diesen drei Bereichen an und möchten uns so breiter aufstellen“, beschreibt Marc Sauels die Produktstrategie.

Ein Werk – ein Produkt

Sauels beliefert Kunden in ganz Europa. Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen, wurden ab dem Jahr 2000 weitere Niederlassungen eröffnet. „Wir haben inzwischen sechs Standorte in Deutschland und Frankreich“, erläutert Marc Sauels. Neben dem Hauptsitz in Tönisberg wird in Deutschland in zwei Werken in Thüringen produziert: Kochschinkenprodukte in Arnstadt und Brühwursterzeugnisse in Barchfeld. Das neueste Werk wird als Joint-Venture mit einem französischen Hersteller betrieben und produziert hauptsächlich Kochschinken für den französischen Markt.

„Unsere Werke sind auf einzelne Produktsegmente spezialisiert, weil jedes Produkt andere Prozesse, Verarbeitungskenntnisse und Anlagen fordert“, erklärt Marc Sauels. Die letzten Jahre war Sauels stabil unterwegs, obwohl man wie die ganze Branche unter den Skandalen in der Fleischindustrie zu leiden hat. Sauels legt Wert darauf, ausschließlich eigene Mitarbeiter zu beschäftigen. „Was sich negativ bemerkbar gemacht hat, war die afrikanische Schweinepest, die sich extrem auf die Rohstoffpreise ausgewirkt hat. Es waren anspruchsvolle Jahre, aber jetzt befinden wir uns wieder auf Wachstumskurs“, betont Marc Sauels.

Nachhaltig und digital

Mit 780 Mitarbeitern in allen Werken und 196 Millionen EUR Umsatz rangiert Sauels unter den Top 10 der fleischverarbeitenden Betriebe in Deutschland. „In unseren Produktsegmenten Kochschinken- und Brühwurstspezialitäten sind wir führend“, so Marc Sauels. „Wir sind durch und durch Handelsmarken-Hersteller, unser Kunde ist der Einzelhandel. Wir arbeiten zuverlässig und regelkonform und bieten neben höchster Lebensmittelsicherheit ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.“

Weiter wichtig für Sauels: das Thema Nachhaltigkeit. „Wir sind als Firma in der Initiative Tierwohl sehr aktiv, die mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung fördert“, sagt Marc Sauels. Das Engagement für mehr Tierwohl hängt auch mit der zunehmenden Digitalisierung in der Branche zusammen. So zeigt zum Beispiel ein QR-Code auf der Verpackung, wo das Tier gelebt hat und wo es geschlachtet und verarbeitet wurde.

„Digitalisierung ist eine der strategischen Säulen in unserer Unternehmensgruppe“, erläutert Marc Sauels. „Das gilt für alle Prozesse, von der datengesteuerten Produktion über die Vernetzung mit den Kunden bis zur Messung der Effizienz über Key-Performance-Indikatoren.“

In den kommenden Jahren will Sauels als Firmengruppe nachhaltig wachsen und den Convenience- und Spezialitäten-Bereich weiter ausbauen. „Dabei wollen wir unabhängig bleiben, als Lebensmittelunternehmen, und nicht nur als reiner Fleischverarbeiter“, beschreibt Marc Sauels die Vision. „Als Exportmarkt wird Frankreich zunehmend wichtig, aber es gibt extreme Unterschiede in den Ernährungsgewohnheiten, deshalb ist hier viel Vorarbeit nötig, um die Marktanforderungen zu erfüllen. Wir waren auch schon mal in Großbritannien aktiv, aber infolge des Brexits haben wir unser Engagement dort beendet; der Markt setzt jetzt auf heimische UK-Produkte.“

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