Wirtschaftsforum: Frau Rud, beschreiben Sie uns bitte kurz die Philosophie der Ortner Reinraumtechnik.
Stefanie Rud: Wir entwickeln Lösungen, um Menschen und Produkte vor Viren, Bakterien und Keimen zu schützen Wir stehen für Reinraumtechnik dort, wo sie notwendig ist, wollen aber die natürliche Hausflora mit den guten Bakterien bewahren, wo es möglich ist. Unsere Forschungsergebnisse veröffentlichen wir, um Mensch und Umwelt jetzt und in Zukunft zu schützen.
Wirtschaftsforum: Welche Branchen nutzen Ihre Lösungen?
Stefanie Rud: Wir arbeiten viel für die Pharmaindustrie, aber auch für Hochsicherheitslabore, wo zum Beispiel an Ebola-Viren geforscht wird. Weitere Kunden sind die Lebensmittelindustrie sowie Fluggesellschaften.
Wirtschaftsforum: Sind Sie ausschließlich in Österreich aktiv?
Stefanie Rud: Nein, 70 Prozent unseres Umsatzes von 17 bis 18 Millionen EUR erwirtschaften wir außerhalb unseres Landes.
Wirtschaftsforum: Können Sie uns Ihre Produkte genauer beschreiben?
Stefanie Rud: Wir bieten jeweils zur Hälfte Standardlösungen und kundenspezifische Anwendungen. Zu unseren Standardlösungen gehören Schleusen für Material und Menschen sowie Begasungssysteme, bei denen wir Wasserstoffperoxid einsetzen. Wasserstoffperoxid ist ein klassisches Desinfektionsmittel. Wird es erwärmt, wechselt es in den Gaszustand und tötet viele Bakterien und Viren ab. Wird anschließend Sauerstoff zugeführt, zerfällt das Gas in Wasser und Sauerstoff. Aktuell arbeiten wir an einem Farbstoff aus der Natur. Dieser ist blau und wird durch Sonne oder Licht aktiviert. Dadurch kann er die Haut vor Viren oder Keimen schützen und bildet gewissermaßen eine Art Schutzschicht. Dieses System kommt übrigens aus der Natur. Jeder Baum schützt sich vor schädlichen Käfern, indem er selbst Wasserstoffperoxid produziert.
Wirtschaftsforum: Sie sind die Tochter des Firmengründers. Erzählen Sie uns doch bitte etwas zur Historie der Ortner Reinraumtechnik.
Stefanie Rud: Meine Eltern haben die Firma 1985 mit Unterstützung von Siemens als Lieferant von Mikroelektronik gegründet. Aufgrund von Vorgaben durch Siemens mussten sie sich nach weiteren Standbeinen umsehen und kamen mit der Pharmaindustrie in Kontakt. So wurden wir vom reinen Dienstleister zum Produktentwickler und Hersteller. Heute werden unsere Produkte weltweit exportiert.
Wirtschaftsforum: Wie ist die Struktur des Unternehmens heute?
Stefanie Rud: Neben der Reinraumtechnik GmbH mit ihren 150 Beschäftigten gibt es die Muttergesellschaft Clean Room Engineering und die Ortner Lüftung und Klimaanlagen Gesellschaft. Hinzu kommt ein Joint Venture für Forschungsprojekte mit dem Namen Room Biotec.
Wirtschaftsforum: Wie kommen Sie an neue Aufträge?
Stefanie Rud: Wir nehmen an Ausschreibungen teil. Ansonsten kommen auch Kunden zu uns, die ihre Prozesse präsentieren. Wir bauen dann entsprechende Maschinen um diese Prozesse herum. Ansonsten haben wir sehr enge Beziehung zu unterschiedlichen Instituten auf der ganzen Welt. Mit denen stehen wir in einem permanenten Austausch.
Wirtschaftsforum: Was macht den Erfolg von Ortner Reinraumtechnik aus?
Stefanie Rud: Forschung und Entwicklung sind für uns sehr wichtig. Hier investieren wir jedes Jahr zehn Prozent unseres Umsatzes. Außerdem kommunizieren wir seit jeher unsere Erkenntnisse und Forschungsergebnisse. Wir wollen, dass Europa weiterhin wettbewerbsfähig bleibt.
Wirtschaftsforum: Und Ihre Pläne für die Zukunft?
Stefanie Rud: Alle fünf Jahre konzentrieren wir uns auf eine Vision, die wir neu definieren. Aktuell geht es um den blauen Schutz-Farbstoff aus der Natur.