Zinkoxid aus dem Harz: Hochrein, hochwertig, nachhaltig

Harzer Zinkoxide GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Rowold, Sie haben die Harzer Zinkoxide GmbH seit dem 1.10.2020 übernommen. Wie kam es dazu und was war die Idee dahinter?

Thorsten Rowold: Die Recylex-Gruppe, von der die Norzinco GmbH ein Teil war, hat am 14. Mai letzten Jahres für alle Unternehmen der deutschen Gruppe Insolvenz angemeldet. Ich war bis September 2019 Leiter des Einkaufs bei der Norzinco gewesen. Obwohl ich danach schon nicht mehr beim Unternehmen war, hatte ich immer noch Kontakt zum Management und wusste deshalb um die Situation. Wir haben dann mit zwei Gesellschaftern aus Österreich entschieden, das Unternehmen zum 1.10. aus der Insolvenz heraus in einem Asset-Deal zu übernehmen. Von den verbleibenden 72 Mitarbeitern haben wir 53 übernommen. Jetzt verfolgen wir eine Gesamtstrategie, die auch die Integration der Firma Günter Metall als Umschmelz-Zinkproduzent einschließt, deren Produkt einer der Hauptrohstoffe für die Herstellung von Zinkoxid bei der Harzer Zinkoxide GmbH ist. Ab Januar 2022 werden wir die Günter Metall in die Harzer Zinkoxide integrieren. Darin sehen wir die Möglichkeit, das Unternehmen zu stärken: Wir haben viele Synergien in diesem Bereich, die wir jetzt nutzen wollen.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich Ihr Unternehmen in Zahlen ausdrücken?

Thorsten Rowold: Wir beschäftigen wie gesagt 53 Mitarbeiter und haben ein Produktionsvolumen von 19.200 t hochreinem Zinkoxid, das wir im New-Jersey-Verfahren produzieren.

Wirtschaftsforum: Bitte erläutern Sie doch kurz dieses Verfahren: Wie läuft es ab und welche Anwendungsgebiete gibt es für das so hergestellte Zinkoxid?

Thorsten Rowold: Beim New-Jersey-Verfahren kommen wir von einem flüssigen Metall und gehen dann in eine Refraktionssäule, über die das Zink im flüssigen Metall zu Zinkoxid verdampft wird. Dieses Zinkoxid kommt in ganz verschiedenen Industrien zur Anwendung, für uns zu einem Großteil – über 50% – in der chemischen Industrie für PVC-Stabilisatoren, für Katalysatoren, als Pigment in der Phosphatierung, in der Glasindustrie, in der Farben- und Lackindustrie und der Kautschuk verarbeitenden Industrie, also etwa Gummireifen und technische Gummiartikel. Außerdem wird unser Material als Zuschlagstoff auch in der Pharma- und kosmetischen Industrie eingesetzt.

Wirtschaftsforum: Planen Sie, sich über die genannten Zielgruppen hinaus weitere Geschäftsfelder zu erschließen?

Thorsten Rowold: Natürlich versuchen wir unser Kundenportfolio weiter auszubauen, gerade vor dem Hintergrund, dass wir mit einem recycelten Material ein hochreines Fertigprodukt herstellen und damit auch den Umweltgedanken verfolgen. Zinkoxid wird normalerweise über Primärmetall hergestellt, während wir es aus Sekundärstoffen gewinnen: Zinkschrotte jeglicher Couleur von der Dachrinne über Zinkaschen bis hin zu Zinklegierungsschrotten, die auch andere Metalle enthalten und aus denen wir das Zink mittels Destillationsverfahren herauslösen.

Wirtschaftsforum: Abgesehen von der Produktionsseite: Was tut sich bei Ihnen im Hinblick auf Marketing und interne sowie externe Kommunikation? Kontakte müssen ja auch während Corona aufrechterhalten werden.

Thorsten Rowold: Wir arbeiten mit Microsoft Teams und Zoom und haben sämtliche Arbeitsplätze darauf umgestellt, sodass der Kontakt zu den Kunden und Lieferanten so direkt wie möglich bleibt. Wir bewegen uns in einem sehr konservativen Geschäft, das vom persönlichen Kontakt lebt – dieser wird deshalb trotz der neuen Kommunikationsmöglichkeiten nicht überflüssig.

Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen ist im ersten Jahr nach Übernahme schon erfolgreich – was sind die entscheidenden Faktoren dafür?

Thorsten Rowold: Unsere große Stärke ist, dass wir aus Sekundärstoffen hochreine Qualitäten produzieren können, die die Kunden gerade im mittleren und kleinen Segment würdigen und schätzen. Die Großkunden schätzen uns für unseren Service – so können wir unser Produkt in jeder Art von Verpackung liefern. Wir reagieren schnell auf ihren Bedarf, suchen gemeinsam nach Kostenoptimierungsmöglichkeiten und sind sehr offen, was Fragen angeht. Darüber hinaus sind wir technisch sehr gut aufgestellt: So bieten wir unser Produkt auch als Granulat ohne Zusatz an – damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage zum Schluss: Was treibt sie selbst an?

Thorsten Rowold: Als Unternehmer hat man auch eine Verantwortung gegenüber der Region und den Menschen. In den letzten Jahrzehnten gab es hier einen massiven Stellenabbau. Ich habe ein Unternehmen mit Marktchance gesehen und möchte Arbeitsplätze in der Region schaffen – das ist mein persönlicher Antrieb.

Harzer Zinkoxide GmbH
Landstraße 93
38644 Goslar
Tel. +49 5321 6840
Fax +49 5321 684229
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www.hzo-europe.eu

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