„Weniger regulieren und weniger Regulierung erwarten“
Interview mit Rainer Pöppel, CEO der REGUPOL BSW GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Pöppel, wir leben in turbulenten Zeiten. Wie geht es Ihnen und Ihrem Unternehmen in Anbetracht der vielen Herausforderungen?
Rainer Pöppel: Wir sind insgesamt ganz gut durch die Coronakrise gekommen, da wir in unterschiedlichen Bereichen tätig sind und Rückgänge kompensieren konnten. Viel schwieriger ist es, die sich ständig ändernden Maßnahmen zum Infektionsschutz zu verstehen und umzusetzen. Das Ganze wird jetzt aber noch übertroffen von der Energieproblematik. Wir sind, was Energieeinsparungen betrifft, schon auf einem guten Stand. Allein durch die Investition in LED-Beleuchtung haben wir enorm viel gespart. Aber die Preise steigen schneller, als wir Maßnahmen zur Energieeinsparung umsetzen können. Zudem sind viele Preiserhöhungen meines Erachtens nicht gerechtfertigt.
Wirtschaftsforum: Können Sie das näher erläutern?
Rainer Pöppel: Der Druck im Kessel der Preise hat sich durch die Energiepreiserhöhungen entspannt. Denn Preissteigerungen können nun, anders als bisher, vor dem Hintergrund der Energiekrise weitergegeben werden. Das nehmen jetzt alle zum Anlass, die Preise zu erhöhen. Die Energiekrise wird benutzt, um die Sperrmauer der Preiskontinuität niederzureißen. Im Transport beispielsweise sind die Kosten teils um 100% gestiegen.
Wirtschaftsforum: Sehen Sie darin das größte Problem der Energiekrise?
Rainer Pöppel: Ich sehe ein weiteres großes Problem. Es wäre extrem wichtig, bei der Bevölkerung Klarheit zu schaffen. Denn ich bin wirklich besorgt, dass die Auswirkungen der Energiekrise zu deutlichen sozialen Spannungen führen könnten. Dafür müsste aber erst einmal Einigkeit innerhalb der Regierung herrschen. Wir stehen am Rand einer Rezession, die eigentlich gedankengemacht ist.
Wirtschaftsforum: Wie meinen Sie das?
Rainer Pöppel: Eine Reihe von Menschen werden die hohen Kosten tatsächlich nicht stemmen können. Aber jammern tun auch die anderen. Einer übertrumpft den anderen im Schlechtreden. Das ist leider unsere Kultur. Ich finde, wir klagen auf hohem Niveau. Die Folge ist eine allgemeine Unsicherheit, die die Menschen davon abhält, Ausgaben zu tätigen. Sie bildet auch den Nährboden für Unruhen. Die Gemengelage von Coronapandemie, steigenden Energiekosten und Drohgebärden im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine kann die Zündschnur am Pulverfass sein. Ich denke, wir müssen uns auf andere Zeiten einstellen und vor allem unsere Vollkasko-Mentalität ablegen. Der Einzelne muss wieder mehr Verantwortung für sich übernehmen, zum Beispiel für seine Gesundheit, und nicht immer nach dem Staat rufen. Den Staat sehe ich in anderer Hinsicht in der Pflicht.
Wirtschaftsforum: … und die wäre?
Rainer Pöppel: Trotz aller Krisen ist die größte Herausforderung für uns Unternehmer diese unglaubliche Bürokratie. Wir sehen uns mit einer explodierenden Anzahl von Gesetzen, Verordnungen und Regeln konfrontiert. Allein für einen Bauantrag sind heute unzählige Formulare auszufüllen. Produkte, die wir schon seit Jahrzehnten verkaufen, benötigen plötzlich eine bauaufsichtsrechtliche Zulassung. Für eine seit 20 Jahren bestehende Halle fern von jeglichen Wohnhäusern brauche ich nun ein Lichtkonzept. Zu alledem müssen wir noch Rückfragen von Behörden zu unterschiedlichsten Themen beantworten. Früher konnte ich mich um Lieferanten, Kunden und Kollegen kümmern. Jetzt mache ich nur noch Amtszeug. Neben dem Bund und den Ländern kommt dann auch noch die EU und vor allem die ECHA, die europäische Chemikalienagentur, ins Spiel.
Wirtschaftsforum: Mit welchen Problemen haben Sie es hier zu tun?
Rainer Pöppel: Ein Beispiel ist der Umgang mit PAKs, Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe. Sie sind unter anderem in Reifen gebunden und entstehen auch beim Abbrennen von Kerzen, Zigaretten oder Holz in Kaminen. All das bleibt weiterhin erlaubt. Aber die Weiterverarbeitung der Reifen, etwa zu Sport- Böden, wird verboten. Alle an Entscheidungen beteiligten Behörden und Institutionen sind unterschiedlicher Meinung und machen es den Unternehmen schwer. Die Bürokratisierung frisst so viel Energie, dass die Arbeit kaum noch Spaß macht.
Wirtschaftsforum: Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit Ihr Leben als Unternehmer wieder mehr Spaß macht?
Rainer Pöppel: Voraussetzung wäre erst einmal, dass das Kollektiv der Handelnden zusammenrückt und der aufgeblähte Regierungsapparat verschlankt wird. Der Staat sollte weniger regulieren, und die Bürger sollten von ihm weniger Regulierung erwarten.
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