Warum Arbeiten in der Freizeit auch wirtschaftlicher Unsinn ist
Der Fluch der ewigen Erreichbarkeit

Großunternehmen wie VW und SAP machen es längst vor: Keine Dienst-E-Mails nach Dienstschluss, lautet die Anweisung von ganz oben. Doch für die Masse der Unternehmen in Deutschland gilt das Gegenteil. 78 Prozent der Mitarbeiter müssen auch nach Feierabend das Handy für telefonische Rückfragen oder dienstliche E-Mails bereithalten, wie aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbandes Bitkom hervorgeht. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 71 Prozent.
E-Mail immer bedeutender
Während der Anteil der telefonisch Erreichbaren nur leicht gestiegen ist, gewinnt die E-Mail (52 Prozent) zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2011 hielten so noch weniger als die Hälfte (43 Prozent) in der Freizeit den Kontakt zum Arbeitgeber. Work-Life-Balance: Fehlanzeige – und das bleibt nicht ohne Folgen.
Zahl psychischer Erkrankungen fast doppelt so hoch
So nimmt vor allem die Zahl der psychischen Erkrankungen kontinuierlich zu, heißt es im Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach hat sich seit 1994 die Zahl der Tage, in denen Beschäftigte aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig waren, nahezu verdoppelt. Besonders diejenigen klagen häufig über psychische Beschwerden, die regelmäßig außerhalb der normalen Arbeitszeit arbeiten oder Probleme haben, Beruf und Freizeit zu trennen.
Fehltage schmerzen besonders Mittelständler
Solche Fehltage schmerzen mittelständische Unternehmen natürlich besonders, weil sie teuer sind. Laut einer Studie der Süddeutschen Krankenversicherung und der mhplus Krankenkasse in Zusammenarbeit mit dem FAZ-Institut kostet jeder Mitarbeiter krankheitsbedingt im Durchschnitt rund 3.600 Euro. Durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement und eine klare Regelung gegen das „Immer-im-Dienst-Prinzip“ ließen sich solche Kosten leicht einsparen.