Auf der Spur der Steine

Interview mit Björn Liefke, Geschäftsführer der Warnemünder Bau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Liefke, würden Sie die Warnemünder Bau GmbH als Traditionsunternehmen bezeichnen?

Björn Liefke: Ja, durchaus. Gegründet wurde sie in der heutigen Form 1990, aber wir haben eine über 60-jährige Geschichte. Das Unternehmen hat 1958 als Produktionsgenossenschaft begonnen und hat sich kontinuierlich entwickelt. Heute beschäftigen wir 65 Mitarbeiter, von denen die Hälfte in der Verwaltung tätig ist. Unser Jahresumsatz liegt bei 15 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen, und welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?

Björn Liefke: Ich bin 2005 als Bauleiter zum Unternehmen gekommen, war zuletzt Oberbauleiter und bin seit fünf Jahren Geschäftsführer. Ganz wichtig ist mir, die Arbeitsplätze zu erhalten. Die kommenden zwei bis drei Jahre werden schwierig werden. Die größte Herausforderung wird sein, Nachwuchs zu gewinnen. Wir bilden schon lange aus, aber es wird immer schwieriger, junge Leute für das Handwerk zu begeistern.

Wirtschaftsforum: Warum, glauben Sie, ist das Interesse am Handwerk so gering?

Björn Liefke: Der Beruf ist schön, aber auch schwierig. Viele junge Leute wollen nicht draußen arbeiten und sich schmutzig machen. Der Stellenwert des Handwerks sollte von der Politik stärker hervorgehoben werden. Das Problem fängt aber schon in der Schule an. Schülern sollte die Möglichkeit gegeben werden, handwerklich tätig zu sein. Werkunterricht findet höchstens bis zur sechsten Klasse statt, danach steht keinerlei handwerkliche Tätigkeit mehr auf dem Lehrplan. Die jungen Leute wissen gar nicht mehr mit einem Bohrer oder einer Handkreissäge umzugehen. Heute werden nur fertige Produkte gekauft. Die jungen Menschen sollten erfahren, dass es Spaß macht, Dinge selbst herzustellen oder zu reparieren. Daraus können Berufswünsche entstehen. Das wäre auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit wichtig. Wir möchten das Interesse am Handwerk fördern, indem wir die Möglichkeit bieten, bei uns Praktika zu machen. Für die Ausbildung muss man allerdings ein gewisses Durchhaltevermögen haben. Das fehlt vielen jungen Menschen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Leistungsspektrum aus?

Björn Liefke: Unser Hauptgeschäft ist der klassische Hochbau und der Schlüsselfertig-Bau. Wir sind auch in der Projektentwicklung tätig und planen neue Bauvorhaben und Sanierungen. Der Bereich Modernisierung macht etwa 20% unseres Geschäfts aus. Wir bauen sowohl für die Privatwirtschaft als auch für die öffentliche Hand; das wird sich zunehmend in Richtung der öffentlichen Hand verschieben. Viele Aufträge kommen von den Wohnungsgenossenschaften aus Rostock und Umgebung. Der Neubau wird aufgrund der hohen Baustoffpreise und Zinsen zurückgehen. Die Einführung des Gebäudestandards KfW 55 und dann auch KfW 40 wird das Bauen noch teurer machen. Der Bedarf an Modernisierungen wird aber weiterhin groß bleiben.

Wirtschaftsforum: Was hat Ihrer Meinung nach Warnemünder Bau so erfolgreich gemacht?

Björn Liefke: Wir sind mit sehr viel Herzblut bei der Sache und bauen gerne! Entsprechend motiviert sind unsere Mitarbeiter. Bei uns gibt es sehr flache Hierarchien, unsere Türen sind immer offen. Jeder hat ein Ohr für den anderen. Unser Teamspirit motiviert uns immer wieder, auch in schwierigen Situationen. Wir haben eine Unternehmenskultur, in der niemand ausgegrenzt wird. Die Leute haben Spaß an ihrer Arbeit und viel Eigenverantwortung. Bei Einstellungen schauen wir auch genau hin, wer menschlich zu uns passt.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für die nächsten drei bis fünf Jahre?

Björn Liefke: Ein Ziel ist, unsere Marktposition zu stärken und weiter an unserer Qualität zu arbeiten. Wir möchten auch Teil der Energiewende sein und den Wohnungsgenossenschaften im Hinblick auf Energieautarkie etwas an die Hand geben können. Ein solches Konzept arbeiten wir gerade aus. Es ist immer besser, dieses Thema schon beim Bau zu berücksichtigen, als später nachzubessern.

Wirtschaftsforum: Ist Energieautarkie ein Thema, das Sie auch intern beschäftigt?

Björn Liefke: Auf jeden Fall. Wir haben unser Gebäude mit Photovoltaik ausgestattet und bereits die ersten Ladepunkte für E-Autos. Mit unserem Konzept für die Kunden können wir einen zukunftsweisenden Beitrag leisten. Wir machen das für unsere Kinder und Enkelkinder und die nachfolgenden Generationen. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Umschwung schaffen.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihr ganz persönlicher Antrieb für Ihre Arbeit in diesem Unternehmen?

Björn Liefke: Bauen ist sehr spannend. Jeder Bau ist ein Unikat. Dadurch wird es nie langweilig. Bei einer Fahrt durch die Stadt kann ich die Spur der Steine verfolgen, denn ich sehe immer wieder Gebäude, an denen ich mitgebaut habe. Das macht einen schon stolz. Man gestaltet ja Zukunft.

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