Vorreiter beim digitalen Wandel

Interview mit Dr.-Ing. Bernd Schniering, CEO of Schumacher Precision Tools GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schniering, Digitalisierung wird in Ihrem Unternehmen großgeschrieben. Wie hat sich das auf Ihre Produktion ausgewirkt?

Bernd Schniering: Wir kommen ursprünglich aus der analogen Werkzeugherstellung. Wir haben früh erkannt, dass es wichtig ist, in die Digitalisierung zu investieren, um am Markt ganz vorn mitzuspielen.

Wirtschaftsforum: Das scheint Ihnen gelungen zu sein. Können Sie uns kurz den Weg dorthin schildern?

Bernd Schniering: Wir streben eine Digitalisierung in geerdeter Form an, das heißt, eine Digitalisierung, die Mitarbeiter nicht überfordert, sondern selbsterklärend ist und bei Prozessstörungen wieder automatisch fortfährt. Durch Simultation werden neue Produktvarianten zeit- und kostensparend getestet und anschließend produziert. Das ist für den Mittelstand eine Lösung, um bei der wachsenden Zahl von Produktvarianten und kleiner Bestellmengen flexibel zu reagieren und einen Wettbewerbsvorteil zu generieren.

Wirtschaftsforum: Angefangen hat alles vor über 100 Jahren, zu einer Zeit, als Digitalisierung noch kein Thema war.

Bernd Schniering: Das Unternehmen wurde von der Familie Schumacher 1918 nach dem Ersten Weltkrieg in Remscheid gegründet. Seitdem ist Schumacher in der Herstellung von Präzisionswerkzeugen stark und hat sich auf Gewindeschneidewerkzeuge spezialisiert, die wir an die Premium-Industrie liefern. Unser Fokus ist die Versorgung von Industrie und Fachhandel.

Wirtschaftsforum: Wo finden wir die Werkzeuge?

Bernd Schniering: Unsere Produkte werden unter anderem im Automobilbau, Luftfahrt, Maschinenbau und Elektrotechnik eingesetzt. Wir verkaufen an den Fachhandel, aber auch direkt an den Maschinennutzer. Letztere sind unsere Zielgruppe und auch die Maschinenhersteller.

Wirtschaftsforum: Wann kam die Digitalisierung?

Bernd Schniering: Entsprechend der Historie der deutschen Industrie konnten wir bis zum Ende der 1970er-Jahre stark wachsen. Die Nachfrage war deutlich größer als das Angebot. Mit der Globalisierung veränderte sich die Situation und der deutsche Mittelstand bekam Konkurrenz aus dem Ausland. Wir haben damals erkannt, dass es notwendig ist, in die Digitalisierung zu investieren. Rund 80% der Produkte waren kundenspezifische Werkzeuge. Tatsache war, dass die Variantenzahl der Produkte sich alle zehn Jahre verdoppelte, die Bestellmengen hingegen aber deutlich reduziert wurden und die Bestellintervalle sich verkürzten. Wir mussten flexibler werden. Durch Kooperationen mit verschiedenen Universitäten haben wir die Digitalisierung vorangetrieben. Heute zählen wir in Nordrhein-Westfalen zu einem der führenden Unternehmen, das die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt hat. In diesem Sinne fungieren wir als Vorzeigemodell und als Beispiel für andere Unternehmen.

Wirtschaftsforum: Können Sie einige Auswirkungen der Digitalisierung im Unternehmen nennen?

Bernd Schniering: Die Komplexitätskosten konnten reduziert werden, und zwar um etwa 30% bei einer durchgängigen Digitalisierung. Die Betonung liegt auf ‘durchgängig’, denn Schnittstellen sind oft problematisch und können zu drastischen Entscheidungen führen. Dank der Digitalisierung können wir innovativ bleiben. Dazu investieren wir jährlich 6% des Umsatzes in die Digitalisierung und noch mal eine entsprechende Summe in Forschung und Entwicklung. Wir haben heute die Möglichkeit, durch 3-D-Modelle vollautomatische Zeichnungen in einem einfachen Baukastensystem für die neuen Produkte zu präsentieren. Durch eine Festkörpersimulation testen wir die Produkte in einem interaktiven Prozess, sodass die Durchlaufzeit bedeutend reduziert wird.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihnen bei der Digitalisierung besonders wichtig?

Bernd Schniering: Wichtig ist, die Denkweise zu ändern, und diese Haltung muss von der Unternehmensleitung vorgegeben sowie vorgelebt werden. Die Digitalisierung ist ein Evolutionsprozess, der schrittweise umgesetzt wird. Ein Unternehmen wie das unsere braucht weiterhin auch einen Teil von analogen Prozessen. Ganz wichtig ist, dass man die Mitarbeiter involviert und ihnen die Möglichkeit gibt, die Digitalisierung optimal umzusetzen. Bei uns schafft dieses Thema neue Arbeitsplätze, es gibt keine Reduzierungen.

Wirtschaftsforum: Wie wird es weitergehen?

Bernd Schniering: Wir wollen in Zukunft ein starker Marktplayer bleiben. Wir haben ergänzend das Unternehmen GAP gegründet, das in Zusammenarbeit mit Universitäten Software-Module zur optimierten Prozesssteuerung in der Werkzeugproduktion entwickelt. Damit entwickeln wir Prozess-Planungsverfahren für KMU und verbessern die Lenkung industrieller Prozesse. Schumacher ist sozusagen das Versuchsfeld. Ein anderer Punkt: Wir sind familiengeführt – die Inhaberin Frau Schumacher senior ist meine Tante und ich bin gleichfalls seit 40 Jahren dabei – und wollen an unseren Unternehmenswerten festhalten. Eine ständige Evolution in der Digitalisierung ist Teil unserer Zukunft.

Schumacher Precision Tools GmbH

Kueppelsteiner Straße 18–20
42857 Remscheid, Deutschland

Tel:+49 2191 97040
Fax: +49 2191 970430

Email: info@schumachertool.de
Web: www.schumachertool.de

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