Umweltbewusstsein in Unternehmen - kurzfristiger Trend oder nachhaltige Entwicklung?

Umweltbewusstsein

Für umweltbewusste Menschen ist dies zweifellos eine positive Entwicklung. Doch stellt sich die Frage, welche Faktoren dafür verantwortlich sind. Schließlich ist Umweltschutz alles andere als neu und gerade in der Wirtschaft passiert bekanntlich wenig aus reinem Idealismus. Deshalb soll hier die Frage gestellt werden, welche Gründe ausschlaggebend dafür sind, dass Unternehmen in Deutschland und weltweit zunehmend hohen Wert auf „grünes“ Wirtschaften legen.

Rechtliche Vorgaben

Nicht nur energieintensive Unternehmen sind heute gut beraten, sich mit der Energiewirtschaft auseinanderzusetzen und auf einen effizienten Umgang mit Ressourcen für die eigene Firma zu setzen. Der Umweltschutz basiert allerdings nicht immer auf einer freien Entscheidung. Denn mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von rechtlichen Vorgaben, an die sich Unternehmen in der Bundesrepublik zu halten haben, möchten sie empfindliche Bußgelder vermeiden. Zu den wichtigsten Gesetzen in diesem Zusammenhang gehören die folgenden:

  • Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG): Das Bundesimmissionsschutzgesetz hat zum Ziel, Emissionen in Wasser, Luft und Boden zu verringern beziehungsweise zu vermeiden. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Genehmigung von Industrie- und Gewerbeanlagen.
  • Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG): Dieses Gesetz regelt die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen
  • Wasserhaushaltsgesetz (WHG): Das WHG dient in erster Linie dem Gewässerschutz und spielt zum Beispiel bei der Lagerung wassergefährdender Stoffe eine Rolle.
  • Chemikaliengesetz: Wie der Name andeutet, hat das Chemikaliengesetz Maßnahmen zum Inhalt, die Mensch und Umwelt vor dem Einfluss schädlicher chemischer Stoffe schützen sollen.
  • Gefahrstoffverordnung: Zu den Gefahrstoffen gehören zum Beispiel giftige, ätzende oder leicht entzündliche Stoffe. Den richtigen Umgang mit ihnen regelt die Gefahrstoffverordnung.

Einige dieser Gesetze sind schon fast ein halbes Jahrhundert alt, andere deutlich neuer. Ergänzt werden sie durch diverse neu hinzugekommenen Verordnungen sowie seit einiger Zeit durch EU-Richtlinien. Denn auch europaweit nimmt Umweltschutz einen immer größeren Stellenwert ein. Ein Beispiel dafür ist die Einführung und Verschärfung von Grenzwerten für Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Blei oder flüchtigen organischen Kohlenstoffverbindungen.

Überhaupt sehen sich Unternehmen in vielen Bereichen einer schrittweisen Verschärfung von Grenzwerten gegenüber, zum Beispiel was Emissionen betrifft. Aber auch in der Verpackungsverordnung oder bei der Abfallentsorgung kommt es regelmäßig zu Neuerungen. Dazu kommen zudem immer strengere Grenzwerte für den Heizkostenverbrauch von Immobilien.

Umweltschutz als PR-Methode

Einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nach sind etwa 73 Prozent der Befragten in Deutschland der Meinung, dass Firmen umweltbewusst agieren müssen. Rund zwei Drittel gaben an, ausschließlich Dienstleistungen und Produkte zu kaufen, die mit ihren Idealen und Werten übereinstimmen. Etwa genauso viele Personen meinten, sie hätten ein schlechtes Gewissen bei nicht umweltfreundlichem Handeln.

Das stimmt überein mit den Ergebnissen der letzten Umweltbewusstseinsstudie des Deutschen Umweltbundesamtes. Diese zeigen, dass immer mehr Menschen in der Bundesrepublik den

- Umweltbewusstes Handeln wird von vielen Kunden wahrgenommen und als Pluspunkt für das jeweilige Unternehmen oder die jeweilige Marke verbucht.

- Über ein grünes Image lassen sich neue Kunden gewinnen und bestehende langfristig binden. Ökosiegel und verschiedene andere Auszeichnungen helfen.

- Oft wird es automatisch mit Innovativität und Zukunftsfähigkeit in Verbindung gebracht.

- Nachhaltigkeit kommt auch in vielen Medien gut an. Auf diese Art lässt sich mit wenig Aufwand ein zusätzlicher Marketingeffekt erzielen. Das spart mitunter Geld für teure Imagekampagnen, Berater und Anwälte.

Umwelt- und Klimaschutz als eines der drängendsten Probleme unserer Zeit und der kommenden Jahre ansehen.

Zusammenfassend gesagt gewinnen Firmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, auf mehreren Ebenen:

  • Sie erzielen höhere Absätze
  • Sie sparen Geld im Marketing
  • Sie profitieren von einem besseren Image bei Arbeitnehmern.

Dies sind Vorteile, die mittlerweile Konzerne aller Größenordnung erkannt haben und in ihren PR-Strategien berücksichtigen. Dabei macht der Imagevorteil von Nachhaltigkeit in vielen Fällen auch höhere Produktionskosten schnell wett, die dadurch entstehen, dass zum Beispiel nicht mehr in Billiglohnländern wie Asien produziert und nachweislich höhere Umweltschutzauflagen eingehalten werden. Eine Situation, bei der am Ende alle gewinnen.

Tipps für nachhaltige PR-Kampagnen

Wer mit Nachhaltigkeit in der Werbung punkten will, sollte geschickt vorgehen. Denn gerade Konsumenten, die Wert auf Umweltschutz legen, sind kritisch. Unternehmen, die versuchen, sich ein grünes Image zu geben, ohne die damit verbundenen Versprechen einzulösen, haben ihren guten Ruf bei Verbrauchern schnell verspielt.

Außerdem ist es bei Marketingkampagnen, die zentral auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzen, verführerisch, in eine reine Faktenaufzählung zu verfallen, die ihr Ziel verfehlt. Dies gilt hier wie andernorts in der Werbung. Ein erfolgreiches Marketing spricht beispielsweise die Emotionen seiner Zielgruppe an.

Durch kreative und witzige Kampagnen können potenzielle Kunden empfänglich für Nachhaltigkeitsbotschaften gemacht werden. So zum Beispiel das Recycling-Projekt zwischen Bannerstop und Comebags, bei dem aus alten Flaggenresten modische Taschen hergestellt werden. Ein für die Branche typisches Abfallprodukt wird dabei einem zweiten Wertkreislauf zugeführt. Hier profitieren beide Unternehmen durch die „grüne“ Zusammenarbeit.  

Zielgruppen unterscheiden sich. Abhängig davon muss auch Nachhaltigkeit unterschiedlich „verpackt“ werden, um zu wirken. Das Beispiel der Recycling-Taschen funktioniert für Bannerstop so gut, weil sie gezielt auf ein Produkt gesetzt haben, dass gleichzeitig auch zur Zielgruppe passt.

Zugleich ist es wichtig, Vertrauen herzustellen. Denn schließlich kosten nachhaltige Produkte oftmals mehr als andere ihrer Art. Das nehmen viele Kunden in Kauf, allerdings nur dann, wenn sie das Gefühl haben, dass der Preis gerechtfertigt ist. Allein die Aufschrift „Bio“ ist selten genug.

Umweltschutz als Umsatzmotor 

Letztendlich wollen selbst Verantwortliche in Unternehmen, die soziale Verantwortung als einen zentralen Grund für nachhaltiges Handeln ansehen, Geld verdienen. Die gute Nachricht für sie: Nachhaltigkeit zahlt sich finanziell aus.

Das ergab eine systematische Studie zweier Betriebswissenschaftler der Clark Universität in den USA. Diese betrachteten über einen längeren Zeitraum hinweg 411 Unternehmen, die im „Green Ranking“ der Zeitschrift Newsweek auftauchten, und kamen zu überwiegend guten Ergebnissen. Demnach führt das Nachhaltigkeits-Engagement zu höheren Umsätzen, allerdings dauert es etwas, bis sich dieser Effekt bemerkbar macht.

Außerdem, so ergab die genannte Studie, konnten nur Firmen profitieren, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, also sowohl Umweltstandards als auch soziales Engagement berücksichtigen. Wer dagegen halbe Sachen macht, läuft sogar Gefahr, Umsatzeinbußen zu erleiden.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine kleiner angelegte Studie, die sich weltweit agierenden Unternehmen widmete. Sie zeigte zudem, dass nachhaltig agierende Unternehmen Ihre Gewinne über die Jahre behalten und sogar steigern können.

Neue Betätigungsfelder durch Nachhaltigkeit

Davon abgesehen eröffnet der Umweltschutz neue Märkte, in die Unternehmen vorstoßen können. Dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden zufolge gilt für 2015:

  • Deutsche Unternehmen erzielten einen umweltschutzbezogenen Umsatz von 66 Milliarden Euro.
  • Am höchsten fielen die Umsätze in Betrieben aus, die Bau- und Dienstleistungen oder Waren für den Klimaschutz verkaufen.
  • In diesem Bereich wiederum waren Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und Senkung des Energieverbrauchs am bedeutendsten, gefolgt von solchen, die der Nutzung erneuerbarer Energien dienen.

Auch als Jobmotor funktioniert der Umweltschutz. Etwa 174.000 Menschen waren allein in Industrieunternehmen in Deutschland im letzten Jahr für den Umweltschutz tätig. Durch das Aufkommen neuer Technologien dürfte sich die Zahl der sogenannten „grünen Arbeitsplätze“ in den nächsten Jahren jedoch noch deutlich erhöhen.

Nachhaltigkeit ist eine Zukunftsinvestition

Auch wenn es immer wieder gegenläufige Tendenzen gibt, sind sich die meisten Experten einig: Der Umweltschutz wird in der Wirtschaft weiter an Bedeutung gewinnen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Allein die globale Klimaerwärmung, die Abnahme fossiler Rohstoffe und die Auswirkungen von Umweltschäden auf den einzelnen machen dies zu einer Notwendigkeit.

Dazu kommt, dass sich auch in großen Konzernen die Einsicht durchgesetzt hat, dass sich mit Nachhaltigkeit Geld verdienen lässt – allerdings nur dann, wenn man den Ansatz konsequent verfolgt. Greenwashing zahlt sich langfristig in den seltensten Fällen aus. Wer sich jedoch nachhaltig darauf ausrichtet, kann an vielen verschiedenen Fronten Punkte machen.

 

Bildquellen:
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