Trimodaler Warenumschlag im Herzen Europas
Interview mit Peter Schreyer, Geschäftsführer der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Schreyer, wie genau funktioniert die trimodale Logistik, die TriCon in Nürnberg im Herzen Europas anbietet?
Peter Schreyer: TriCon versteht sich als Drehkreuz mitten im Bayernhafen Nürnberg und damit in der größten Metropolregion im Norden des Freistaats, womit wir zu den wichtigsten Güterverkehrszentren in Süddeutschland zählen. Mit unserer trimodalen Infrastruktur gewährleisten wir einen reibungslosen Transfer von Gütern im kombinierten Schienen-, Straßen- und Schiffsverkehr und können mit unseren 17 ha Betriebsgelände, 10 Ladegleisen und diversen Krananlagen in unseren verschiedenen Terminal-Modulen ca. 300.000 Ladeeinheiten pro Jahr umschlagen, wobei die tatsächliche Schlagzahl letztes Jahr bei 190.000 Ladeeinheiten lag. Wir haben also noch freie Kapazitäten, die uns eine ausreichende Flexibilität ermöglichen. Ungeachtet dessen planen wir jedoch schon die nächsten Erweiterungsschritte, um dem wachsenden Bedarf an unseren Logistiklösungen gerecht zu werden.
Wirtschaftsforum: Ist tatsächlich weiter mit einem derart starken Nachfragewachstum zu rechnen? Manche Marktteilnehmer sprechen ja schon bedenkenvoll von einer Phase der Deglobalisierung.
Peter Schreyer: Wir gehen guten Mutes von einem weiteren Wachstum im Logistikbereich aus und können keine langfristigen negativen Auswirkungen der Verwerfungen der letzten zwei Jahre oder gar systemische Marktveränderungen erkennen. Vielmehr liegen wir mit den aktuellen Mengen, die auf unseren Liegenschaften umgeschlagen werden, bereits über den normalen Werten von 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Deswegen wollen wir unser Unternehmen um weitere Flächen erweitern, damit können wir entsprechende Abstellkapazitäten zu gewinnen und eines unserer Module um eine weitere moderne Krananlage ergänzen.
Wirtschaftsforum: Die Umschlagkapazitäten können auch leicht zu einem Bottleneck in der gesamten Supply Chain werden. Wie begegnet TriCon dieser Gefahr?
Peter Schreyer: Durch unsere weitsichtigen Expansionsentscheidungen wollen wir diesem Problem konsequent vorbeugen, um unserer besonderen Verantwortung in den Lieferketten gerecht zu werden. Wir erkennen auch zunehmend die Tendenz, dass Kapazitäten von den oftmals ausgelasteten Seehäfen in die Hinterland-Terminals verlagert werden, weshalb dort entsprechend weitere Kapazitäten aufgebaut und Regularien eingeführt werden müssen, damit können wir an dieser Stelle Überlastung verhindern. Auch wir mussten schon punktuell Voranlieferstopps verhängen, um einsatzfähig zu bleiben – denn ab einer gewissen Menge an Containern wird ein Punkt erreicht, an dem die Produktivität eingeschränkt ist.
Wirtschaftsforum: Mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 30 Minuten besticht Ihr Unternehmen aber im Allgemeinen durch sehr effiziente Abläufe.
Peter Schreyer: Wir sind tatsächlich sehr stolz auf diese Schlagzahl, auch wenn wir diesen Durchschnittswert in den Stoßzeiten am Mittag natürlich selten erreichen; die Kapazität unserer Krananlagen ist eben nicht unerschöpflich, und wenn sie ausgereizt ist, sind auch bei uns Wartezeiten leider unvermeidlich. Dennoch versuchen wir, unseren Kunden ein Höchstmaß an Flexibilität zu ermöglichen. Durch unseren Rund-um-die-Uhr-Betrieb können die Lkw-Fahrer ihre Fracht beispielsweise auch nachts verladen – ein Angebot, das auch von vielen Kunden wahrgenommen wird, wahrscheinlich weil wir in diesen Randzeiten sogar eine Bearbeitungszeit von nur vier Minuten erreichen.
Wirtschaftsforum: Wovon hängt ab, wie schnell die Abfertigung erfolgen kann?
Peter Schreyer: Am schnellsten können wir die Fahrer abfertigen, von denen uns die meisten Daten schon im Vorfeld vorliegen. Diese können über entsprechende Schnittstellen eingelesen werden; dazu müssen sich die Fahrer mit einer Referenznummer bei uns anmelden, anhand welcher dann der jeweilige Container ausgehändigt werden kann. Je mehr Daten zur Verfügung stehen und je höher die Datenqualität ausfällt, desto schneller geht der gesamte Ablauf vonstatten.
Wirtschaftsforum: Sind hier noch weitere Innovationsschritte denkbar?
Peter Schreyer: Insgesamt könnte noch ein viel umfangreicherer Datenaustausch mit allen beteiligten Operateuren stattfinden, der die Abläufe erheblich vereinfachen und beschleunigen würde. Wenn wir schon länger im Vorfeld wüssten, wann welche Container angeliefert und abgeholt werden, könnten wir unser Depot wesentlich besser organisieren und eine optimale Stapelreihenfolge ermöglichen. Das würde uns und unseren Kunden einiges an Zeit und Geld sparen. Derzeit befinden wir uns in Gesprächen mit unseren Partnern, um entsprechende Möglichkeiten für einen solchen Datenaustausch auszuloten. Bis dahin haben wir bereits unsere Fahrer-App gelauncht, durch die den Lkw-Fahrern direkt ein Stellplatz unter dem Kran zugewiesen wird, ohne dass sie zu uns ins Dispositionsgebäude gehen müssen – daraus wird sich sicherlich ein weiterer Zeitgewinn ergeben.
TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH
Hamburger Straße 59
90451 Nürnberg
Deutschland
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