Technologie mit Hingabe
Interview mit Helge Puhlmann, Geschäftsführer der Yamaichi Electronics Deutschland GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Puhlmann, erzählen Sie uns doch zunächst etwas über den Ursprung der Firma.
Helge Puhlmann: Yamaichi Electronics wurde in den 1950er-Jahren in Japan gegründet. Das Unternehmen ist ein Mittelständler, der aber als Aktiengesellschaft gemeinsam mit den ganz großen Playern im obersten Segment der Tokioter Börse gelistet ist. Ich habe 1986 zusammen mit einem Kollegen die Connector Service GmbH gegründet, heute würde man sagen als Start-up. 1988 hatten wir auf einer Messe in den USA erstmals Kontakt zu Yamaichi, die damals eine Möglichkeit gesucht haben sich auf dem deutschen Markt zu etablieren. Die Chemie hat gestimmt und so haben sie sich an unserer Firma beteiligt und sukzessive weitere Anteile übernommen. Seit 2006 sind wir eine 100%ige Tochter von Yamaichi. Deutschland ist das europäische Headquarter; alle weiteren europäischen Firmen der Gruppe sind Tochterfirmen von uns. Wir wachsen eigenständig. Unser Jahresumsatz beläuft sich auf 90 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Hat sich Ihr Leistungsspektrum im Lauf dieser Geschichte verändert?
Helge Puhlmann: Ja, anfangs waren wir eine reine Vertriebsfirma. Anfang der 1990er-Jahre kamen wir in Kontakt mit einem großen deutschen Hersteller für Industrie-Automatisierung. Das war ein Meilenstein, denn seitdem fertigen wir Steckverbinder für den Industriebereich. Anfang der 2000er-Jahre haben wir mit der Entwicklung eigener Produkte begonnen. Seit 2010 haben wir auch eine eigene Fertigung. Mit ihr sind wir im vergangenen Jahr in ein neues, supermodernes Gebäude gezogen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Ihre Firma am Markt?
Helge Puhlmann: Der Steckverbindermarkt wird von den USA, Japan und Deutschland beherrscht. Unsere Wettbewerber sind die etablierten deutschen Hersteller. In diesem Umfeld sind wir exzellent positioniert. Wir sind seit 35 Jahren am Markt, man kennt uns.
Wirtschaftsforum: Und wie hat sich Yamaichi Electronics Deutschland wirtschaftlich entwickelt, gerade im Hinblick auf die für viele Unternehmen schwierige Coronazeit?
Helge Puhlmann: Vor Corona war im deutschen Maschinenbau Sand im Getriebe. 2020 hatten wir ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Das B2B-Geschäft lief ganz gut, auch weil die Automatisierung boomte. 2021 brachte uns ein Wachstum von über 30%. Corona war eine Art Brennglas. Viele Kunden holen jetzt das nach, was sie vorher versäumt haben, investieren zum Beispiel in die Automatisierung. Auch der deutsche Maschinenbau läuft unglaublich gut. Die Unternehmen sind heute voll ausgelastet, nachdem sie 2018 das letzte gute Jahr hatten. Der Markt ist insgesamt sehr dynamisch und getrieben von der Digitalisierung.
Wirtschaftsforum: Für welche Branchen arbeiten Sie?
Helge Puhlmann: Wir sind als Hersteller unter anderem in den Märkten Industrieautomatisierung, Automotive, Medizintechnik, Data-Networking und Halbleiter tätig. Das Hauptsegment unserer Mutter sind Testfassungen für die Halbleiter-Industrie. Fast alle großen Namen sind Kunden von Yamaichi. Im Halbleiterbereich fertigen wir meist im Baukastensystem. Bei den Steckverbindern sind 50% der Produkte kundespezifisch. Unser Schwerpunkt ist die Entwicklung. 100 unserer 340 Mitarbeiter arbeiten in diesem Bereich. Wir sind so aufgestellt, dass wir auch komplexe Aufgaben lösen können.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie die besonderen Stärken Ihres Unternehmens?
Helge Puhlmann: Wir sind noch eine Manufaktur und können auch für kleinere Stückzahlen im Haus entwickeln, testen und produzieren. Darüber hinaus sind wir ein entwicklungsgetriebenes Unternehmen mit großer Technologiehingabe. Die großen Kunden müssen einem vertrauen, gerade wenn es um große Projekte und viel Geld geht. Dieses Vertrauen haben wir uns erarbeitet. Die Kunden spüren, dass bei uns Technologie immer im Vordergrund steht. Und sie spüren den Teamspirit, der bei uns herrscht. Unser Verhältnis zu ihnen ist sehr partnerschaftlich. Als Unternehmen sind wir etwas Besonderes: Wir haben japanische Eigentümer, sind aber getrieben durch unsere deutsche DNA.
Wirtschaftsforum: Was sind die nächsten Ziele, die Sie erreichen wollen?
Helge Puhlmann: Für 2022 ist das Ziel, im zweistelligen Bereich zu wachsen. In der Fertigung wollen wir in Deutschland noch zulegen. Langfristig streben wir in bestimmten Kernbereichen größere Marktanteile an und wollen noch mehr in die Entwicklung gehen. Sie ist unsere DNA, und sie treibt uns an.
Yamaichi Electronics Deutschland GmbH
Concorpark
Bahnhofstraße 20
85609 Aschheim-Dornach
Deutschland
+49 89 451090
+49 89 45109110
info-de(at)yamaichi.eu
www.yamaichi.de