Spezialist in der Nische

Interview mit Christian Landolt, Geschäftsführer der Fritz Landolt AG

Wirtschaftsforum: Herr Landolt, Sie sind Geschäftsführer eines Familienunternehmens mit langer Tradition. Von Ihrem Ururgroßvater 1884 als Seilerei gegründet, ist Landolt heute international aktiv und Marktführer im Bereich temporärer Oberflächenschutz. Was waren wesentliche Meilensteine auf diesem langen Weg?

Christian Landolt: Eine große Rolle für die Weiterentwicklung spielte Fritz Landolt, der aus einem Ein-Mann-Betrieb ein veritables Industrieunternehmen machte. Nach einem Brand 1920 gründete er eine AG, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Damit einher ging die Schaffung verschiedener Geschäftszweige, so dass bis in die 1960er-, 1970er-Jahre bis zu 360 Mitarbeiter beschäftigt waren. In der ganzen Zeit ist viel passiert, bestimmte Bereiche wurden abgestoßen, neue aufgebaut. Wesentlich war die Lancierung des Logo-Drucks 2010, mit der eine neue Strategie mit weitreichenden Folgen einherging.

Wirtschaftsforum: Landolt ist in Näfels, im Kanton Glarus, ansässig, hat 100 Mitarbeiter und setzt rund 30 Millionen EUR um. Wie wichtig ist der Standort Schweiz?

Christian Landolt: Sehr wichtig. Wir sind ein Schweizer Unternehmen, stehen für Qualität und Verlässlichkeit; hier findet trotz Hochpreisinsel die gesamte Wertschöpfung statt. In der Euro-Krise 2011, die zur Aufwertung des Franken führte, hatten wir einen Produktionsstandort in Frankreich. Wir entschieden zu der Zeit bewusst, die Wertschöpfung nicht ins Ausland zu verlagern, sondern in der Schweiz zu konzentrieren. Für uns ist es wichtig, lokal bei den Kunden zu sein. Verkauft wird weltweit, es gibt Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und Frankreich, so dass eigene Vertriebsmitarbeiter vor Ort Produkte und Services anbieten.

Wirtschaftsforum: Um welche Produkte geht es dabei?

Christian Landolt: Landolt wird primär als Hersteller von Vliesstoffen wahrgenommen. Wir sehen unsere Stärke jedoch darin, unsere langjährige Erfahrung in der Herstellung der Vliesstoffe mit dem Know-how rund um das Schützen von Oberflächen zu verbinden. Unser bekanntestes Produkt ist ‘Floorliner™’; als wir das Schutz- und Abdeckvlies vor 30 Jahren erfunden haben, haben wir damit einen völlig neuen Markt erschaffen. Heute wollen wir uns mit anwendungsspezifischen Lösungen wie maßgeschneiderten Treppenschutzlösungen als Technologieführer und Problemlöser nicht nur für den Baufachhandel, sondern auch für den Anwender profilieren.

Wirtschaftsforum: Ihr Slogan ‚Wir schützen, was Ihnen wichtig ist‘ spiegelt diese Haltung wider. Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung auf dem Markt?

Christian Landolt: Als Spezialist mit den passenden Produkten glauben wir an das Potenzial dieser Marktnische. Nicht nur in der Baubranche, sondern auch in der Industrie gibt es viele Bereiche, die temporär geschützt werden müssen; im Prinzip gilt das für alle Bereiche, in denen gearbeitet wird. Unsere Vision geht dahin, mit umfassenden Leistungen dazu beizutragen, dass Baustellen sicherer werden. Bauschäden sind ein riesiges, unbeliebtes Thema, das für Ärger und Kosten sorgt, um das sich aber keiner kümmern will.

Wirtschaftsforum: Gibt es eine Strategie für die Zukunft?

Christian Landolt: 2010 haben wir mit dem Logo-Print begonnen, das war der Beginn einer Neuausrichtung. Wir wollten weg vom Massenmarkt, wollten uns durch ein Differenzierungsmerkmal abheben. Logos auf dem Floorliner™ sind auf den ersten Blick nicht spektakulär, hatten aber weitreichende Folgen. Durch das Logo identifiziert sich der Kunde mit dem Produkt, er kann damit Werbung machen, Vliesstoffe werden nicht mehr gestohlen. So bekamen wir Informationen darüber, was der Markt eigentlich braucht und konnten auf dieser Basis sehr spezifische Lösungen entwickeln. Heute geht unsere Wertschöpfung von der Faser bis zur Produktanwendung. Trotz großen Marktpotenzials ist Wachstum nicht primäres Ziel; allerdings steigt die Nachfrage. Unsere Produkte beginnen, sich zu etablieren, haben ihre Marktreife erreicht, sodass eine Dynamik in den Markt kommt.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Ihre ganz persönlichen Ziele aus?

Christian Landolt: Unsere Produkte haben einen ökologischen Fußabdruck, deshalb wollen wir Kunden sensibilisieren, verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Was meine Arbeit im Unternehmen angeht, wünsche ich mir einen respektvollen Umgang miteinander; gegenseitiger Respekt ist für mich das Wichtigste bei der Mitarbeiterführung.

Fritz Landolt AG
Bahnhofstrasse 35
8752 Näfels
Schweiz
+41 55 6185100
info(at)landolt.com
www.landolt.com

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Wie Künstliche Intelligenz den 3D-Visualisierungsprozess neu definiert

Wie Künstliche Intelligenz den 3D-Visualisierungsprozess neu definiert

Intelligente Echtzeit-Visualisierung verändert, wie wir gestalten, präsentieren und entscheiden. Künstliche Intelligenz macht aus einfachen Modellen sofort nutzbare, räumlich stimmige Erlebniswelten – inklusive Licht, Materialität und Atmosphäre. Dieser Artikel zeigt, wie…

Wenn der Tisch zur Bühne wird und KI mitkocht

Wenn der Tisch zur Bühne wird und KI mitkocht

Was als animierte Kochshow auf dem Tisch begann, wird nun zum Vorboten einer neuen Erlebniswelt. Mit Künstlicher Intelligenz, Echtzeitprojektionen und emotionaler Interaktion entsteht eine adaptive Gastronomie, in der der Tisch…

Robo Dog trifft XR,  Realität im Test

Robo Dog trifft XR, Realität im Test

Wie könnten Roboter künftig auf virtuelle Objekte reagieren? Das Visoric-Team beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie XR und KI-gesteuerte Robotik in Zukunft zusammenspielen können – etwa in…

Aktuellste Interviews

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Für gutes Klima in 3. Generation

Interview mit Christian Stark, Geschäftsführer der Klima Becker Full Service GmbH und Sophie Becker, Business Development Manager der Klima Becker Anlagenbau GmbH

Für gutes Klima in 3. Generation

Aus einem Handwerksbetrieb ist eine Unternehmensgruppe mit breitem Leistungsspektrum geworden: Klima Becker vereint rund 500 Mitarbeiter an elf Standorten in Südwestdeutschland, Frankreich und Luxemburg. Die Firma setzt auf qualifizierten Nachwuchs,…

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Interview mit Frank Seifert, Geschäftsführer und Lukas Kühner, Geschäftsführer der Kühner GmbH

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Die Kühner GmbH in Winnweiler zählt zu den etablierten Fachbetrieben für Heizungs-, Sanitär-, Klima- und regenerative Energietechnik in der Westpfalz. Das 1966 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute 38 Mitarbeiter und betreut…

TOP