Sitzt, passt und gefällt: Mode im Zeitgeist
Interview mit Peter Thaler, Brand-Manager der Gebr. Weis GmbH
Wirtschaftsforum: Gebr. Weis besteht seit 86 Jahren. Das ist in der Branche schon recht ungewöhnlich.
Peter Thaler: Das ist richtig. Das Unternehmen wurde von den Gebrüdern Weis gegründet, dann vom Schwiegersohn übernommen, und hat sich von Anfang an auf Herrenoberbekleidung spezialisiert. Es wurden ganze Kollektionen von Anzügen, Mänteln und Sakkos für Großkunden hergestellt. Leider hat man den Wandel der Stilrichtungen ein wenig verschlafen und sich dann 2011/12 schwergetan, neue Investoren zu finden. Als es 2013 zum Einstieg einer vietnamesischen Firma kam, hatten sich alle Bestandskunden neu orientiert. Wir mussten also buchstäblich bei Null anfangen, ohne Kunden und ohne Umsatz. Seitdem haben wir einen rasanten Aufstieg hingelegt. Heute sind wir stark aufgestellt mit 45 Mitarbeitern in Kleinwallstadt und 250 in unserer Produktion in Vietnam. Wir sind nicht nur in Deutschland aktiv, sondern auch international, zum Beispiel in Skandinavien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und besonders in Italien mit allein sechs Agenturen.
Wirtschaftsforum: Das ist eine beachtliche Entwicklung. Wie war das möglich?
Peter Thaler: Gebr. Weis hat sich von seinem leicht verstaubten Image gelöst und zeitgemäße Produkte entwickelt. Als Brand- und Produktmanager habe ich die gesamte Kollektion überarbeitet. Ich habe jeden Schnitt geprüft, jedes Schulterpolster und jedes Teil in die Hand genommen, um ein schickeres Produkt zu entwickeln. Unter anderem ist so das neue Label WHITE BROS. entstanden. Dazu muss ich sagen, dass ich selbst aus einer Schneider-Dynastie stamme, 1983 bester deutscher Schneiderlehrling war und später Modellmacher bei Mooshammer. Danach habe ich den Schritt in die Industrie gewagt, bei Regent, Daniel Hechter und Dressler gearbeitet, also immer im sehr hochwertigen Bereich.
Wirtschaftsforum: Offensichtlich ist es Ihnen gelungen, den Zeitgeist zu treffen.
Peter Thaler: Tatsächlich ist Gebr. Weis inzwischen stark am Markt. Auch wenn man unsere Marken nicht so sehr kennt, sind wir gut vertreten. Wir haben keine vorgegebene Kalkulation, sodass der Einzelhandel mit unseren Produkten sehr gut wirtschaften kann. Zudem kann er mit unseren Kollektionen auch große Größen bedienen. Bezeichnend ist auch die gute Position, die Gebr. Weis vor einem halben Jahr bei einem Wettbewerb von knapp 35 Betrieben der HaKa-Branche in der Rubrik Preis/Leistung erzielt hat. Mit einem vierten Platz haben wir viele große Namen weit hinter uns gelassen.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr aktuelles Angebot aus?
Peter Thaler: Mit WHITE BROS. bietet Gebr. Weis schicke Sakkos, Jacken und Mäntel in guter Passform und für jede Jahreszeit, ein junges, neues Label für den modernen Mann. WEIS menswear steht für die etwas solidere Basiskollektion, aber auch diesen Bereich haben wir natürlich vollständig modernisiert. Ganz neu ist bei WEIS die Elastik-Einlage rund um die Schultern für mehr Bequemlichkeit. Wir sind Übergrößenspezialist und beliefern alle entsprechenden großen Marken, die Übergrößen herstellen, insbesondere in Italien. Ein Meilenstein der Entwicklung ist unser freenamik Anzug. Die Trachtenmode mit Jankern, also Jacken, hat Tradition bei Gebr. Weis und ist ein separates Geschäft.
Wirtschaftsforum: Gibt es aktuelle Markttrends, die sich in den Kollektionen von Gebr. Weis wiederfinden?
Peter Thaler: Aufgrund von Corona mit dem Fokus auf Home Office sind bequeme Jerseystoffe gefragt. Wir haben tolle Kollektionen so genannter ‘Broken Suits’, die Sakkos, Westen und Hose kombinieren, die Hosen oft auch mit Tunnelzug. Nachhaltigkeit ist ein Trend, den die Versender gern in ihre Kataloge aufnehmen, dazu genügt ihnen oft ein Aspekt wie nachhaltiges Futter. Gebr. Weis hat ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept, das Bambuskonzept, das zum großen Teil recycelte Materialien umfasst einschließlich der Inneneinlagen. Dieses Konzept bieten wir in jeder Saison zusätzlich zu unserer ‚normalen‘ Kollektion an.
Wirtschaftsforum: Können Sie die Digitalisierung nutzen, um Ihre Kundenbeziehungen besser zu organisieren?
Peter Thaler: Wir haben einen eigenen Onlineshop und bieten unseren Geschäftskunden die Möglichkeit der Datenerfassung über EDI. Das vereinfacht den Bestellvorgang, besonders für Großkunden, die mehrere Geschäfte haben.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die Zukunft, was ist Ihnen wichtig?
Peter Thaler: Zunächst darf ich sagen, dass wir dankbar sind für das Erreichte. Auch die Coronakrise hat der Branche Schaden zugefügt, und wir haben sie überstanden. Allerdings musste die Produktion zurückgefahren werden. Nun, da die Nachfrage wieder extrem steigt, fehlt uns die Kapazität. Unser Ziel ist Wachstum, und dazu brauchen wir Partner. Das Ergebnis war das neue Label WHITE BROS., das inzwischen 65% unseres Umsatzes ausmacht – wie die auditierte Produktion in Vietnam – unseren Anforderungen an Qualität und Nachhaltigkeit gerecht werden, Ich habe aber bereits in der Türkei und in Indien neue Produktionspartner gefunden, sodass wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt sind. Wir haben ein engagiertes Führungsteam, und die Wertschätzung der Mitarbeiter wird bei Gebr. Weis großgeschrieben, bei uns spricht man auf Augenhöhe. Vor allem aber: Das Produkt stimmt.
Gebr. Weis GmbH
Böhmesweg 6
63839 Kleinwallstadt
Deutschland
+49 6022 263090
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www.gebr-weis.de