Konsum in Deutschland – so geben wir unser Geld aus

Konsumverhalten

Konsumverhalten in Deutschland von 1991 bis 2019

Dass sich der Konsum in Deutschland rein statistisch mehr als verdoppelt hat, ergibt sich aus den Erhebungen des Statistischen Bundesamts. Im Jahr 1991 lag der Konsum in Deutschland bei 867 Milliarden Euro für private Haushalte. Zehn Jahre später, im Jahr 2001, lag dieser Wert schon bei 1.192,78 Milliarden Euro. Dies ist eine Steigerung von über 37 Prozent in zehn Jahren. 2019 liegt dieser Wert bei 1.755,65 Milliarden Euro. Das Konsumverhalten ist in privaten Haushalten demnach um 102 Prozent in 28 Jahren gestiegen.

Verteilung der Konsumausgaben in Deutschland

Wie verteilen sich die Konsumausgaben der Deutschen, die sich in den 28 Jahren mehr als verdoppelt haben? Auch hierzu gibt es aussagekräftige Statistiken. Generell verwenden Deutsche den größten Teil des Einkommens, welches als ausgabefähig gilt, für Konsumausgaben. Dazu zählen:

  • Essen
  • Wohnen
  • Freizeit 
  • Verkehr
  • Bekleidung 
  • Kommunikation 
  • Gesundheit 
  • Bildung
  • Beherbergungsleistungen
  • Gaststättendienstleistungen

Wie sich die einzelnen Kategorien bei einer Person verteilen, hängt natürlich stark vom eigenen Lebensstil ab. Dennoch gibt es Statistiken zum Thema, die zumindest Mittelwerte in Sachen Konsumverhalten der privaten Haushalte aufstellen.

Das Umweltbundesamt gibt an, dass sich 2019 fast ein Viertel der Konsumausgaben auf Wohnkosten und Wohnnebenkosten beziehen. Die Punkte Nachrichtenübermittlung und Verkehr schaffen es in der Konsumliste auf 16 Prozent. Vom Nettoeinkommen gehen statistisch gesehen 14 Prozent für Nahrungsmittel, Tabakwaren und Getränke ab.

In einer anderen Statistik des Statistischen Bundesamts (Destatis) blicken wir auf das Jahr 2018. Auch dort wurden die privaten Haushalte und deren Konsumverhalten erforscht. Etwa 51 Prozent des Budgets für Konsum sollen 2018 von den Menschen in Deutschland für die Bereiche

  • Wohnen
  • Ernährung
  • und Bekleidung

verwendet worden sein. Dieser Wert lag etwa zehn Prozent höher als noch fünf Jahre zuvor. Der größte Konsumanteil lag auch in dieser Erhebung beim Wohnen (knapp 34 Prozent). Abgesehen von der Wohnungsmiete gehören aber auch Betriebskosten, Energie und Instandhaltung zu diesem Bereich.

Etwa 13 Prozent wurden für Ernährung ausgegeben und fünf Prozent für Bekleidung. Diese beiden Anteile lagen im Jahr 1998 noch bei 14 und sechs Prozent (also sogar höher). Im Bereich Verkehr lag der Wert 2018 bei 14 Prozent im Durchschnitt (eigenes Fahrzeug und Verkehrsdienstleistungen). Für Unterhaltung und Kultur wurden etwa elf Prozent des Konsumbudgets verwendet und die weiteren Gelder flossen in 

  • Gesundheit, 
  • Post, 
  • Bildung, 
  • Telekommunikation, 
  • Beherbergung, 
  • Gaststätten, 
  • und sonstige Waren und Dienstleistungen.

Ein weiterer Punkt, der sich auf die Konsumausgaben auswirkt, sind Darlehen und Kredite. Ende 2020 gab die Bundesbank an, dass in Deutschland über Ratenkredite und weitere Kreditformen insgesamt 1.915,3 Milliarden Euro an Privatpersonen vergeben waren.

Blicken wir auf den Zeitraum 20 Jahre zuvor, so lag der Wert noch bei 1.485,2 Milliarden Euro, die über Kredite an Privatpersonen gegangen sind. Das Konsumverhalten der Deutschen ist zwar gestiegen, sodass auch mehr finanzielle Unterstützung eingeholt wird, aber der Anstieg ist nicht so stark, wie der Kreditzuwachs.

Die entsprechenden Angebote sind mittlerweile deutlich flexibler geworden. Verschiedene Rahmenbedingungen lassen sich individuell anpassen. Gleichzeitig sind aktuell die Zinsen sehr niedrig. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass das Volumen der vergebenen Darlehen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist.

Kosten steigen mit höherem Einkommen

Steigt das Einkommen, so erhöhen sich dem Umweltbundesamt zufolge auch die Konsumausgaben. Das liegt vor allem an den höheren Wohnkosten sowie dem damit verbundenen höherem Energieverbrauch. Interessant ist die Tatsache, dass statistisch betrachtet die Ausgaben für die Grundbedürfnisse eher sinken, wenn das Einkommen steigt.

Gleichzeitig sorgt ein höheres Einkommen oft dafür, dass die Mobilität sich erhöht. Das bedeutet häufigere Reisen und mehr Fahrleistungen, was insgesamt negativ auf den Umweltaspekt wirkt. Insgesamt zeigen sich auch deutliche Unterschiede bei den durchschnittlichen Einkommen in den verschiedenen Bundesländern.

Wie sieht es in den einzelnen Bundesländern aus?

Die genannten Zahlen bezogen sich auf das gesamte Land im Durchschnitt. Doch wie konsumieren etwa die Bremer statistisch gesehen? Im Jahr 2018 lagen laut Statistikportal der Länder die privaten Konsumausgaben in Bremen bei 13,83 Milliarden Euro. Rechnet man diesen Wert auf einen pro-Kopf-Wert um, so lag dieser in Bremen im Jahr 2018 bei etwa 20.278 Euro. Das bedeutet, dass statistisch jeder Bremer in 2018 über 20.000 Euro für privaten Konsum ausgegeben hat.

In ganz Baden-Württemberg liegt laut dem Statistischen Landesamt der Pro-Kopf-Konsum für 2018 bei 22.330 Euro. Damit lag das Bundesland 2018 auf dem höchsten Wert der Konsumausgaben für private Haushalte (pro Einwohner). Den niedrigsten Wert erreichte Mecklenburg-Vorpommern mit 18.499 Euro. In Bremen lag der Wert bei 20.278 Euro (2,8 Prozent mehr als im Vorjahr).

Die Veränderung des Konsumverhaltens ist ebenso interessant. Hier wird deutlich, dass Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent mehr Konsumausgaben pro Einwohner erreicht hat. Auch in fast allen anderen Bundesländern hat sich der Wert um etwa ein bis drei Prozent erhöht. Lediglich im Saarland sind die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent zurückgegangen.

Sparverhalten und Schulden

Parallel zum Konsumverhalten verändert sich meist auch das Sparverhalten der Menschen. Auch hierzu hat das Statistische Landesamt weitere Erhebungen veröffentlicht. In Baden-Württemberg konnten die Bürger 2018 durchschnittlich 3.379 Euro sparen – damit gehören sie zu den sparfreundlichsten Bundesländern des Landes. Ebenfalls viel gespart wird auch in Bayern (3.312 Euro) und Hamburg (3.076 Euro). So gut wie kein Geld gespart wird dagegen in Sachsen-Anhalt. 2018 haben private Haushalte je Einwohner durchschnittlich nur 1.246 Euro zur Seite gelegt. Zum Vergleich: Auch in Bremen (1.915 Euro), Brandenburg (1.840 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (1.348 Euro), Sachsen (1.417 Euro) und Thüringen (1.423 Euro) wird wenig gespart. Da die Sparhöhe bereits relativ niedrig ausfällt, ist es nicht verwunderlich, dass auch die Schuldenhöhe der Deutschen nicht gerade auf einem niedrigen Wert liegt. Im Jahr 2020 sind statistisch gesehen 6,85 Millionen Menschen in Deutschland überschuldet. Dieser Wert aus dem SchuldnerAtlas 2020 hat sich seit 2004 kaum verändert (er unterlag einem Wandel, ist nun aber mit 6,85 zu 6,54 Millionen Menschen wieder sehr ähnlich).

In den verschuldeten Haushalten lebt in 35 Prozent aller Fällen mindestens ein unterhaltspflichtiges Kind. Um diese Überschuldung oder andere finanzielle Hürden zu leisten, werden oft Kredite aufgenommen.

Blicken wir auf ältere Statistiken, so zeigt sich ein eindeutiges Bild. Die Verschuldung wächst zusehends. Von 2006 bis 2016 ist die Verschuldung um 22,6 Prozent gestiegen. Innerhalb von zehn Jahren ist die Schuldnerquote damit von 5,1 auf 6,1 Prozent gestiegen (letzter Wert aus 2016). Die Schuldnerquote liegt laut Schuldner Atlas 2020 im Durchschnitt schon bei 9,87 Prozent, sodass erneut ein starker Zuwachs zu verzeichnen ist. Auch der Andrang bei der Schuldnerberatung und Insolvenzberatung ist parallel zur höheren Verschuldung gestiegen.

Natürlich trägt ein nicht zum Einkommen passender Lebensstil (in Sachen Konsum) auch dazu bei, dass die Gefahr der Überschuldung wächst. Das ist vor allem bei Personen unter 25 Jahren der Fall. Für das Jahr 2018 hat Destatis eine Übersicht veröffentlicht, die diese Altersunterschiede verdeutlicht.

Nachfolgend die Hauptauslöser für eine Überschuldung bei den unter 25-Jährigen:

  • Unwirtschaftliche Haushaltsführung: 26,8 Prozent
  • Sonstige Ausgaben: 25,8 Prozent
  • Arbeitslosigkeit: 19,1 Prozent
  • Längerfristiges Niedrigeinkommen: 11,7 Prozent
  • Erkrankung, Sucht oder Unfall: 10,9 Prozent
  • Trennung, Scheidung, Tod des Partners: 4,1 Prozent
  • Gescheiterte Selbstständigkeit: 1,6 Prozent

Bei den über 65-Jährigen sieht die Statistik dagegen im gleichen Zeitraum ganz anders aus. Hier die Hauptgründe für eine Überschuldung: •

  • Sonstige Ausgaben: 28,7 Prozent 
  • Erkrankung, Sucht oder Unfall: 15,3 Prozent
  • Trennung, Scheidung, Tod des Partners: 14,4 Prozent
  • Gescheiterte Selbstständigkeit: 12,9 Prozent
  • Längerfristiges Niedrigeinkommen: 11,7 Prozent
  • Arbeitslosigkeit: 8,6 Prozent
  • Unwirtschaftliche Haushaltsführung: 8,4 Prozent

Bei der jüngeren Altersklasse sind es häufig Telekommunikations-Verbindlichkeiten, weshalb ein Schuldner eine Schuldnerberatungsstelle aufgesucht hat. Bei den älteren Personen waren es meistens Kreditinstitute, bei denen sich die Personen verschuldet hatten.

Bildquellen:
Bild 1: stock.adobe.com @ Dmitrijs Dmitrijevs
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