Seit die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) vor einigen Jahren die Krankenversicherungspflicht für alle durchgesetzt hat, sank die Zahl der Nichtversicherten in Deutschland um 30 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind mittlerweile nur noch 137.000 Menschen in Deutschland nicht krankenversichert. Dies entspricht einem Anteil von weniger als 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung, hauptsächlich Selbstständige und Erwerbslose, und hier vor allem Männer.
Doch kann eine steigende Zahl von Krankenversicherten die Beiträge nicht mehr aufbringen. Einem Zeitungsbericht zufolge belaufen sich die Beitragsrückstände bei den Krankenkassen auf stolze 1,67 Milliarden Euro. Innerhalb eines knappen Jahres stieg die Zahl der Außenstände bei den Kassen um 55 Prozent. Für die Kassen wird dies zusehends zu einem Problem. Konnten sie früher säumige Zahler nach mehrfacher Mahnung einfach vor die Türe setzen, so ist dies heute nicht mehr möglich.
So meldet eine der größten Krankenkassen Deutschlands rund 52.000 Mitglieder, die 227 Millionen an Beiträgen schuldig bleiben. Hinzu kommen weitere 300 Millionen Euro an Arbeitgeberanteilen. Wer nicht zahlen kann oder will, bekommt ab dem zweiten Monat zusätzlich saftige Säumniszuschläge aufgebrummt. Doch auch wer seine Beiträge nicht zahlt, bleibt nicht komplett ohne Versicherungsschutz. Die ihm zugestandene Sparbehandlung umfasst ärztliche Hilfe in Notfällen, bei Schmerzen sowie rund um Schwangerschaft und Geburt.
Die gleichen Probleme mit säumigen Zahlern haben auch die privaten Krankenversicherungen. Rund 1,5 Prozent der Kunden – das sind etwa 140.000 Versicherte – schulden ihren Kassen etwa 550 Millionen Euro. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen prüft das Bundesgesundheitsministerium zurzeit die Einführung eines günstigeren Tarifs von etwa 100 Euro. Sie bietet den so Versicherten zumindest eine Notversorgung. Dazu müssen jedoch noch Justiz- und Finanzminister ihr O.k. geben.