„Jeder Teppich ist ein kleines Unikat“

Interview mit Stefan Jordan, Geschäftsführer von Jordan Teppiche

Wirtschaftsforum: Herr Jordan, Sie unterstreichen Ihren Qualitätsanspruch gerne mit dem Satz: "Das Beste ist für uns gerade gut genug." Wie wird diese Ambition in Ihrem Unternehmensalltag gelebt?

Stefan Jordan: Grundsätzlich steht die "Hugo Jordan – Handweberei und Spinnerei", so der ausführliche Name unseres Unternehmens, auf zwei Standbeinen: Zum einen fertigen wir Schafwollteppiche in beliebiger Länge mit einer Breite von bis zu vier Metern, zum Anderen stellen wir auch Strickgarn her, das wir in der bekannten Knäuelform an unsere Abnehmer veräußern – daraus entstehen am Ende Socken, Pullover und viele weitere Stricksachen. Der hohe Qualitätsanspruch, den wir an unsere Produkte stellen, geht dabei bis auf die Gründerzeit unseres Unternehmens durch meinen Großvater in der unmittelbaren Nachkriegszeit zurück: Bis heute fertigen wir ausschließlich in Tirol und setzen dabei besonders auf das Know-how unserer Mitarbeiter, die das traditionelle Handwerk noch heute leben.

Wirtschaftsforum: Ließe sich die Fertigung durch einen stärkeren Fokus auf maschinelle Abläufe nicht effizienter gestalten?

Stefan Jordan: Die Herstellung von Handstrickgarnen erfolgt auch in unserem Unternehmen mittlerweile hauptsächlich mit Maschinen. Die Teppichweberei ist jedoch bis heute stark von Handarbeit geprägt, was sich in der Zukunft auch nicht fundamental ändern dürfte: Gerade für die Verarbeitung von groben Garnen, bzw. die Fertigung von dicken Teppichen sind schlicht noch keine Maschinen entwickelt worden, die diese Tätigkeiten so zuverlässig ausführen könnten wie unsere Mitarbeiter. Dabei setzen wir auch bei unserer Anlagenausstattung auf Tradition: Denn viele der Maschinen, die bei uns zum Einsatz kommen, sind von meinem Großvater persönlich entwickelt worden und tun noch heute sehr effizient ihren Zweck.

Wirtschaftsforum: Ist dieser Fokus auf das traditionelle Handwerk auch ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal?

Stefan Jordan: Der Umstand, dass wir all unsere Produkte hier in Tirol produzieren und uns im Rahmen unserer langen Unternehmenshistorie ein umfangreiches Know-how aufbauen konnten, trägt sicherlich zu der hohen Flexibilität sowie zu unseren besonderen Qualitätsansprüchen bei, für die wir im Markt so geschätzt werden. Durch die umfangreiche Handarbeit, die in unsere Produkte fließt, ist am Schluss jeder Teppich auch ein kleines Unikat, denn jeder unserer Mitarbeiter webt ein bisschen anders. Diese starke Individualisierung trifft sicherlich auch den Zeitgeist der Menschen, die sich für ihr Wohnumfeld eine persönliche Note wünschen – und genau hier liegt unsere Zielgruppe. Den Massenmarkt könnten wir schon aufgrund der dort erforderlichen Schlagzahlen gar nicht bedienen. Das war aber auch nie unser Ziel.

Wirtschaftsforum: Mittlerweile arbeiten Sie auch eng mit Architekten zusammen und wirken so an der kreativen Gestaltung von Hotels mit.

Stefan Jordan: Gerade in Biohotels wird sehr viel Wert auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit gelegt – und jemand, dem diese Ziele wichtig sind, ist mit unseren Teppichen natürlich gut beraten. Die Zusammenarbeit mit entsprechenden Architekturbüros und Häusern, die bei ihren Kunden durch eine angenehme, individuelle und dabei auch besonders nachhaltige Aufenthaltsumgebung punkten wollen, hat sich also in sehr organischer Weise ergeben. Hinzu kommt, dass wir durch unseren Fokus auf Handarbeit und Know-how Teppiche in nahezu jeder Form, Farbe und Zusammensetzung herstellen können. Den kreativen Impulsen von Hotelbetreibern und Architekten sind bei einer Zusammenarbeit mit uns also so gut wie keine Grenzen gesetzt.

Wirtschaftsforum: Das heimische Wohnumfeld hat gerade auch während der Pandemie bei vielen Menschen an Bedeutung gewonnen. Konnte davon auch Ihr Unternehmen profitieren?

Stefan Jordan: Wir haben die Zeit der Lockdowns vor allem dazu genutzt, unseren Vertrieb mit einem Online-Shop zu ergänzen und unsere Präsenz in den sozialen Netzwerken auszubauen. Gerade in der Vorweihnachtszeit, als die Geschäfte geschlossen bleiben mussten, haben auch wir deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, die wir glücklicherweise durch den Online-Kanal etwas kompensieren konnten. Zudem haben wir während der Verwerfungen der Pandemie einige interne Prozesse weiter optimiert. Unsere Grundstruktur als Familienunternehmen bleibt dabei natürlich unangetastet, und ich freue mich, seit zwei Jahren als Geschäftsführer die lange Tradition zusammen mit meinen Geschwistern fortführen zu dürfen.

Jordan Teppiche
Dorf 201
6252 Breitenbach/Tirol
Österreich
+43 5338 76700
+43 5338 767028
info(at)jordan-teppiche.at
www.jordan-teppiche.at

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