Geschmeidiger Übergang: Wechsel zur 4. Generation

Interview mit Lorenz und Alexander Maier von der Maier & Korduletsch Unternehmensgruppe

Wirtschaftsforum: Herr Maier, Maier & Korduletsch ist ein Unternehmen mit langer Tradition. Bitte erzählen Sie uns etwas zur Firmengeschichte.

Lorenz Maier: Gerne. Gegründet wurde die Firma 1919 von meinem Urgroßvater Josef Maier. Ich bin also die vierte Generation. Entstanden sind wir aus einem Petroleumhandel, der die Menschen mit Öl, Fetten, Kerzen und Farben versorgt hat. 1938 traten seine Söhne Oskar und Erich Maier in das Unternehmen ein und versorgten seit den 1950er-Jahren ihre Kundschaft mit Heizöl. Fritz Korduletsch schloss 1950 einen Vertrag mit ESSO und verkaufte deren Kraftstoffe, Petroleum und Schmierstoffe. 1987 ist mein Vater in die Firma eingestiegen, hat sie weiterentwickelt und auch das Tankstellennetz ausgebaut. 2002 haben sich die Maier Mineralöle GmbH und die Fritz Korduletsch GmbH zusammengeschlossen und seit 2003 ist das Unternehmen zu 100% im Besitz unserer Familie.

Wirtschaftsforum: Und wie sind die Strukturen heute?

Lorenz Maier: Heute haben wir drei Geschäftsbereiche. Da ist zum einen unser Tankstellennetz, das wir ausschließlich mit Shell betreiben. Hier bewirtschaften unsere Pächter und Partner 42 Stationen in Nieder- und Oberbayern bis nach München hinauf. Des Weiteren haben wir einen Energiehandel. Dort versorgen wir Haushalte und Gewerbebetriebe mit Heizöl, Kraftstoffen und Holzpellets. Gerade in unserer Region ist die Nachfrage nach Holzpellets in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen. Darüber hinaus haben wir unser Portfolio um leitungsgebundene Energie erweitert, also um Strom und Erdgas. Die dritte Sparte sind Schmierstoffe, bei denen wir ein sehr breitgefächertes Sortiment mit mehr als 1.000 Produkten anbieten können. In unserer eigenen großen Lagerhalle halten wir große Mengen an Schmierstoffen vor. Gerade in der aktuellen Situation, wo Versorgungsketten abreißen, können wir unsere Kunden nach wie vor zuverlässig mit Schmierstoffen versorgen. Zu unseren Kunden in diesem Segment gehören Autowerkstätten ebenso wie große Industriebetriebe, die zum Beispiel Schmierstoffe für die Metallbearbeitung benötigen. Wir können jeden Schmierstoff für jede Anwendung liefern. Unser Vertriebsgebiet reicht von ganz Bayern über die gesamte Tschechische Republik bis nach Österreich.

Wirtschaftsforum: Unterhalten Sie mehrere Standorte?

Lorenz Maier: Unsere Unternehmenszentrale befindet sich in Vilshofen. In Vilshofen-Pleinting ist unser Logistikzentrum mit der großen Lagerhalle für Schmierstoffe und großen Tanks für Heizöl und Diesel. Ein dritter Standort befindet sich in Passau am Bayernhafen mit einem Lager für 4.500 t Holzpellets. Außerdem haben wir in Passau ein Bunkerschiff stationiert, um Schiffe auf der Donau mit Kraftstoffen zu versorgen. Im Ausland haben wir Standorte im österreichischen Schärding sowie einen Schmierstoffvertrieb im tschechischen Prachatice und einen Logistikpartner in Prag.

Wirtschaftsforum: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung am Energiemarkt ein?

Alexander Maier: Die Tendenz hängt von den Preisen ab. Fossile Energieträger, die CO2 verursachen, werden sicherlich teurer werden. Wir kompensieren zum Beispiel Rückgänge beim Heizölgeschäft durch einen stärkeren Absatz bei den Holzpellets. Außerdem engagieren wir uns in der Wasserstoffinitiative. Aus unserer Sicht ist Wasserstoff die Energie der Zukunft, gerade beim Schwerlastverkehr, und es gibt auf Dauer keine Alternative dazu, um einen lokal emissions- und CO2-freien Verkehr zu ermöglichen. Für den Pkw-Verkehr rüsten wir einzelne ausgesuchte Tankstellen mit Schnellladevorrichtungen aus. Für Bereiche wie die Landwirtschaft, die auch längerfristig nicht auf herkömmliche Treibstoffe verzichten können, sind wir im Verband eFuels tätig, der auf regenerative Kraftstoffe setzt.

Wirtschaftsforum: Wie lange sind Sie jetzt als vierte Generation im Unternehmen und welches sind Ihre Schwerpunkte, Herr Maier?

Lorenz Maier: Ich bin gelernter Wirtschaftsingenieur, seit fünf Jahren im Unternehmen, seit zwei Jahren in der Geschäftsleitung und seit Januar diesen Jahres Hauptgesellschafter. Ich möchte den Betrieb sicher in die Zukunft führen. Dabei ist ein funktionierendes Netzwerk ganz besonders wichtig. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Konsortium mit der Firma Paul und mit Shell, wo zwei mittelständische Unternehmen und ein Weltkonzern vertrauensvoll zusammenarbeiten und den Prototyp eines Wasserstoff-Lkw präsentieren konnten. Überhaupt hat uns das Thema Nachhaltigkeit schon immer beschäftigt. So haben wir zum Beispiel durch die Einführung des wiederverwendbaren Oiltainer-Systems schon mehrere Tonnen Verpackung einsparen können.

Wirtschaftsforum: Wie gestalten Sie den Übergang zur nächsten Generation?

Alexander Maier: Seit dem 1. August bin ich nicht mehr im Unternehmen angestellt, sondern nur noch in beratender Funktion tätig. Das ist auch nach außen ein klares Signal, dass mein Sohn der neue Chef ist.

Wirtschaftsforum: Was macht heute den Erfolg des Unternehmens aus und wohin geht die Reise?

Lorenz Maier: Wir haben zum Glück sehr loyale Mitarbeiter und treffen die richtigen Entscheidungen. Am Ende muss der Kunde zufrieden sein, darauf legen wir großen Wert und schulen unser Personal entsprechend. In den kommenden Jahren wollen wir mit nachhaltigen Energien wachsen, jedoch auch die klassischen Produkte weiter anbieten.

Maier & Korduletsch Unternehmensgruppe
Passauer Straße 21
94474 Vilshofen
Deutschland
+49 8541 960520
+49 8541 960596
info(at)maierkorduletsch.de
www.maierkorduletsch.de

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Wenn Handwerk auf Industrie trifft

Interview mit Paul Haacke, Geschäftsführer der Portawin GmbH

Wenn Handwerk auf Industrie trifft

Handwerk hat goldenen Boden. Ein Sprichwort, das lange gültig war und auch heute, trotz Krise am Bau und vieler bürokratischer Hürden, seine Berechtigung hat. Das sieht auch Paul Haacke so.…

IT-Silvesterrätsel 2025/26 mit tollen Preisen: Die Cyber Race Challenge

IT-Silvesterrätsel 2025/26 mit tollen Preisen: Die Cyber Race Challenge

Wir sind gespannt, wer gewinnen wird! Die Antwort auf die Rätselfrage wird unter allen Einsendungen gesucht.…

Moderne Außenbereichslösungen: Wie innovative Materialien die Gartenlagerung revolutionieren

Moderne Außenbereichslösungen: Wie innovative Materialien die Gartenlagerung revolutionieren

Der Garten entwickelt sich zunehmend zum erweiterten Wohnraum, doch mit dieser Wandlung entstehen neue Herausforderungen bei der Lagerung.…

Aktuellste Interviews

Auf zu neuen Synergien

Interview mit Carlo Buck, Geschäftsführer der United Machining Germany GmbH

Auf zu neuen Synergien

In Schorndorf, rund 30 km östlich von Stuttgart, befindet sich der Sitz eines Unternehmens, das Tradition, Innovationskraft und partnerschaftliches Denken erfolgreich miteinander verbindet: die United Machining Germany GmbH. Seit über…

Starke Marken: „Die Kraft der Frauen sehen lassen!“

Interview mit Karel Verlinde, CEO der Van de Velde NV

Starke Marken: „Die Kraft der Frauen sehen lassen!“

Lingerie ist weitaus mehr als nur Unterwäsche für Damen. Sie ist gleichermaßen auch Statement und Ausdruck der Persönlichkeit ihrer Trägerin. Die drei Premiummarken der belgischen Van de Velde NV werden…

Klarer Kurs und Transformation in der Sportmode

Interview mit Marco Hoffmeyer, Geschäftsführer der Scoretex GmbH

Klarer Kurs und Transformation in der Sportmode

Die Sport- und Freizeitbranche steht unter hohem Veränderungsdruck – von globalen Lieferketten bis zu wachsenden Onlinemärkten. Die Scoretex GmbH, die fünf Marken unter dem Plattformansatz Home of Brands bündelt, reagiert…

TOP