Eine Branche im Wandel
Interview mit Jeremy Hellwig, Betriebsleiter der NIEDERBERGER Duisburg GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Herr Hellwig, seit 3,5 Jahren leiten Sie den Duisburger Standort der NIEDERBERGER-Gruppe. Kommen Sie aus der Branche und wo liegt für Sie ihr besonderer Reiz?
Jeremy Hellwig: Ich komme aus einer Gebäudereinigerfamilie und habe das Handwerk von der Pike auf gelernt. Im April 2019 bekam ich die Chance, den Standort Duisburg zu leiten. Ich schätze es, in einem inhabergeführten Unternehmen zu arbeiten und erlebe die Branche als sehr spannend. Immer wieder hat man mit verschiedenen Personen zu tun, bekommt die Chance, hinter die Kulissen vieler Unternehmen und Einrichtungen zu blicken, ist an einem Tag in einem Museum, am nächsten Tag in einem großen Verwaltungsgebäude. Nicht zuletzt bietet die Branche jedem jederzeit die Möglichkeit, einzusteigen und sich positiv zu entwickeln. Ich selbst bin als Dozent bei der Handelskammer tätig, wo es mir großen Spaß bereitet, Menschen zu fördern und zu fordern.
Wirtschaftsforum: Der Standort Duisburg, für den Sie verantwortlich sind, ist Teil einer Gruppe. Wie ist diese aufgestellt?
Jeremy Hellwig: NIEDERBERGER ist ein Unternehmen mit langer Geschichte, wurde 1924 in Köln gegründet und ist bis heute organisch gewachsen. Die Gruppe mit elf Betrieben und 3.700 Mitarbeitern setzte 2018 81,3 Millionen EUR um, Tendenz steigend. Momentan beschäftigen wir uns mit einem Generationenwechsel, der Ende des Jahres ansteht. Heute liegt die Geschäftsführung in den Händen von Holger Eichholz und Frank A. Ohrem; Ende 2022 wird André Eichholz an die Spitze treten und unter anderem die Digitalisierung vorantreiben.
Wirtschaftsforum: Gibt es darüber hinaus Themen, die Sie momentan beschäftigen?
Jeremy Hellwig: Wir beobachten mit großer Freude den Imagewandel der Branche. Durch Corona sind die Themen Reinigung und Hygiene sehr stark in den Vordergrund gerückt und das Interesse an der Branche ist entsprechend gewachsen. Da Personal knapp ist, wird das Thema Day Cleaning immer aktueller. Die Zeiten, in denen früh morgens oder sehr spät abends die Büros gereinigt wurden, sind passé. Durch das Day Cleaning können nicht zuletzt sehr viel familienfreundlichere Arbeitszeiten angeboten werden. Positiv entwickelt sich zudem die Bezahlung. Der gesetzliche Mindestlohn liegt seit Oktober bei zwölf EUR. Wir haben schon immer deutlich über den Mindestlohn bezahlt, werden aber dennoch als Niedriglohnsegment betrachtet. Wir zahlen 13 EUR, ab dem 1.1.2024 13,50 EUR.
Wirtschaftsforum: Kommen wir auf das eigentliche Portfolio zu sprechen. Welche Services bietet NIEDERBERGER an?
Jeremy Hellwig: Unser Schwerpunkt liegt klassisch im Bereich Unterhalts- und Glasreinigung für alle Sektoren. Zudem sind wir in der Fassadenreinigung tätig, dort auch zertifiziert, reinigen Lüftungsanlagen, RLT-Anlagen, machen Elektroprüfungen und sind Ansprechpartner für Trinkwasserhygiene. Damit sind wir im Bereich der infrastrukturellen Gebäudedienstleistungen sehr weit vorn. Mit dieser breiten Aufstellung verbunden waren Investitionen in moderne Technologien wie Trockenstrahl- und Eisstrahlanlagen.
Wirtschaftsforum: Gibt es besondere Charakteristika, mit denen sich NIEDERBERGER vom Wettbewerb absetzt?
Jeremy Hellwig: Eine Stärke liegt darin, dass in der Gruppe ausschließlich meistergeführte Fachbetriebe agieren, die Erfahrung, Know-how und Professionalität mitbringen. Wir haben ein hohes Maß an Flexibilität und flache Hierarchien, so dass wir uns schnell auf individuelle Kundenbedürfnisse einstellen können. In Duisburg haben wir irgendwann realisiert, dass wir in der Parkettsanierung und Steinbodenaufbereitung ein Zusatzsegment etabliert haben. Um erstklassige Arbeit zu leisten, wurden neue Fahrzeuge und Geräte angeschafft und in modernere Schleiftechnik investiert. Heute können wir auch Industrieböden optimieren und Steinböden fachgerecht schleifen, das heißt professionell abtragen und anschließend auf Hochglanz bringen. Diese Flexibilität, sich auf Kunden einzustellen, bringen nicht alle Marktbegleiter mit. Wir sind zudem stark in der Fassadenreinigung und ein zuverlässiger Partner im Bereich Spülküche.
Wirtschaftsforum: Welche Herausforderungen sehen Sie in Zukunft?
Jeremy Hellwig: Wichtiger denn je ist es, Mitarbeiter zu binden. Sie sind unser Kapital. Deshalb bieten wir nicht nur attraktive Löhne, sondern auch Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Wir fördern den Teamgedanken und legen Wert auf eine gute Work-Life-Balance. Längerfristig überlegen wir, wo wir unser Netzwerk ausweiten und welche Leistungen wir anbieten können, um Kunden einen Mehrwert zu bieten. Der Markt ist umkämpft, deshalb müssen wir uns abheben und daran arbeiten, Leistungen wie die Holzboden- und Steinbodensanierung stärker in die Fläche zu bringen. Auch das Thema Robotik wird uns zunehmend beschäftigen; erste Tests mit Reinigungsrobotern laufen bereits.
NIEDERBERGER Duisburg GmbH & Co. KG
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