Die neue Art von Automat

Interview mit Stefan Stüwer, Geschäftsführer der Stüwer GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stüwer, Sie bezeichnen Ihr Unternehmen als Automaten-Manufaktur. Was bedeutet das?

Stefan Stüwer: Bei unseren Automaten handelt es sich um Produkte, die gemeinsam mit Kunden entwickelt und auf deren Bedürfnisse abgestimmt werden. Allerdings geht es uns um mehr als reine Produkte, wir sind an fertigen Konzepten, an Lösungen für Probleme interessiert, das heißt, wir liefern Komplettlösungen von Hard- und Software bis hin zu Bezahlsystemen.

Wirtschaftsforum: Stüwer ist nicht nur eine Manufaktur, sondern auch ein Automaten-Pionier, eine Ideenwerkstatt und Denkerschmiede. Wie kam es dazu?

Stefan Stüwer: Das Unternehmen wurde 1977 durch meinen Vater gegründet. Damals ging es um Automaten für die Betriebsversorgung, die klassisch mit Getränken, Kaffee und Snacks befüllt waren. Dass ich den Produkten ein neues Image gegeben habe, liegt an meiner Prägung durch Schimanski. Im Tatort Diebstahl und Vandalismus am Automaten zu sehen, hat mich geprägt. Ich hatte das Gefühl, das Image drehen zu müssen, weg vom nicht funktionierenden Automaten im schmuddeligen Bahnhofsmilieu. Bis heute ist das mein Antrieb.

Wirtschaftsforum: Wie sah dieses neue Image aus?

Stefan Stüwer: Ich sah Automaten nicht mehr im Bereich Junk Food, sondern wollte neue Konzepte. Wir sind zum Beispiel in den Werkzeugbereich gegangen und haben Automaten entwickelt, die eine optimierte Lagerung nahe am Arbeitsplatz ermöglichen. Ein Meilenstein war der Regiomat; vor 17 Jahren entwickelt und heute eine erfolgreiche Marke. Dieser Automat bietet sich speziell für Direktvermarkter an, die Kunden rund um die Uhr frische Produkte anbieten können. Als wir die Idee hatten, Eier, Milch und Grillfleisch über Automaten zu verkaufen, wurden wir ausgelacht. Wir haben an die Idee geglaubt und in die Entwicklung investiert; heute gibt es über 5.000 Geräte in Deutschland, die von kleinen Hofläden, Winzern oder Metzgereien betrieben werden. Nicht nur Öffnungszeiten und das Angebot überzeugen, sondern auch die Preise. Da Zwischenhändler wegfallen, sind die Produkte nicht zwangsläufig teurer. Mit den Regiomaten unterstützen wir ganz bewusst regionale Anbieter. Und wir merken, dass diese allgemein wieder mehr geschätzt werden, insbesondere von der jüngeren Generation. So haben wir uns immer weiterentwickelt und Ideen und Projekte umgesetzt, an die keiner geglaubt hat. Regionalität ist ein Riesenthema, das uns sehr am Herzen liegt. Aktuell gibt es ein Projekt, bei dem es um Automaten mit regionalen Äpfeln geht. Wir wollen heimische Apfel- und Birnenbauern unterstützen, statt Äpfel aus Neuseeland zu kaufen.

Wirtschaftsforum: Stüwer ist in den vergangenen Jahren sehr konstant gewachsen. Wie sieht die Struktur hinter diesem Erfolg aus und soll sich dieser Kurs fortsetzen?

Stefan Stüwer: Wir produzieren in Heroldstatt, von dort gehen die Produkte in die ganze Welt – der Regiomat ist sogar in den USA sehr erfolgreich. Neben dem Hauptsitz gibt es fünf Service- und Vertriebsstandorte in Deutschland, einen in Österreich. Wir beschäftigen 85 Mitarbeiter sowie externe Kräfte; jeder einzelne Mitarbeiter ist Teil der Familie. Auch wenn wir weiter wachsen wollen, muss das Team familiär bleiben; nur so können wir unsere Qualität sichern. Das heißt, wenn wir wachsen, dann stabil und gemeinsam im Team, nicht sprunghaft. Ich bin generell ein sehr zufriedener Mensch; die Familie ist mir wichtig, für mich muss es nicht höher, schneller, weiter gehen.

Wirtschaftsforum: Was sind für Sie neben den innovativen Automaten entscheidende Erfolgsfaktoren?

Stefan Stüwer: Die Automaten sind eigentlich unwichtig. Wir sind dafür da, dass das ganze Thema funktioniert und das auch in Zukunft. Weil wir versuchen zu analysieren, wo die Branche in fünf oder zehn Jahren sein kann, sind wir manchmal zu schnell. Wir überlegen neue Konzepte, hören Kunden zu und machen einfach, legen einfach los. Dieses Tüfteln und Überlegen in unserer Ideenwerkstatt ist für mich persönlich eine große Erfüllung. Ich bin und bleibe Tüftler, besuche gerne Kunden, um zu lernen, was verbessert werden kann, wo Bedarf besteht. Und ich habe das Glück, ein fantastisches Team hinter mir zu haben, das Abenteuerlust, Spiellust und Teamgeist mitbringt – und mir regelmäßig einen Kartoffelsalat. Wir sind ein extrem menschlicher Betrieb, in dem viel gelacht wird, der neugierig und experimentierfreudig ist. Auch das macht den Erfolg aus.

Wirtschaftsforum: Gibt es Produkte, auf die Sie besonders stolz sind?

Stefan Stüwer: Mit dem Regiomat konnten wir etwas bewegen, konnten Direktvermarktern die Chance geben, sich weiterzuentwickeln. Mit CFresh haben wir einen Automaten, der sich mit dem Thema Food Waste beschäftigt. Hier kann Essen per Smartphone bestellt werden, der Caterer bestückt den Automaten entsprechend, der Kunde präsentiert seinen QR-Code und erhält die bestellte frische Ware; die Schale kann zurückgegeben werden, so dass kein Verpackungsmüll entsteht. Gerade in Industriegebieten ein großartiges Konzept. Zukunftspotenzial sehen wir auch in intelligenten Automaten, die auf der Basis von Algorithmen autark arbeiten. In Freiburg gibt es 30 verschiedene Automaten im Bahnhof mit unterschiedlichen Produkten, die sehr erfolgreich sind. Wir glauben, dass sich dieses Konzept deutschlandweit durchsetzen wird.

Stüwer GmbH
Lange Straße 43-47
72535 Heroldstatt
Deutschland
+49 7389 908680
automaten(at)stuewer.de
www.stuewer.de

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