Die Erntezeit für nachhaltige Landwirtschaft

Interview mit Theresa und Daniel Stampfl, Geschäftsleiter der Kärntner Gemüseland RW GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Stampfl, bereits in der vierten Generation baut Ihre Familie Gemüse an. Welche Produkte wachsen auf Ihren Feldern?

Theresa Stampfl: In unserem Kärntner Betrieb bauen wir hauptsächlich Karotten sowie verschiedene Salat- und Krautsorten an: vom Eisbergsalat über den Kopfsalat bis hin zum Romanasalat sowie vom Blaukraut bis hin zu Knollensellerie und Radieschen. Abgerundet wird unser Produktspektrum von weiteren Kohlgewächsen wie Kohlrabi und Karfiol.

Wirtschaftsforum: Gehen diese unterschiedlichen Gemüsesorten auch mit verschiedenen landwirtschaftlichen Herausforderungen einher?

Daniel Stampfl: Der Anbau- und Ernterhythmus unterscheidet sich tatsächlich sehr stark. Karotten haben beispielsweise eine Wachsdauer von über 100 Tagen, sodass der Bestand recht lange auf dem Acker steht. Salat ist das krasse Gegenteil und erfordert einen gestaffelten Anbau, um über lange Zeit jede Woche eine frische Charge ernten zu können, was dann auch recht zügig erfolgen muss, weil alle Salatsorten schnell überständig werden. Nach dem ersten Auspflanzen der Jungpflanzen im März können wir somit schon Ende April oder Anfang Mai die ersten frischen Salatköpfe ausliefern. Die Ernte von Karotten kann hingegen weniger zeitkritisch und eher bedarfsorientiert erfolgen.

Theresa Stampfl: All unseren Gemüsesorten gemein ist dabei die größte Herausforderung, der wir derzeit begegnen: die enorme Hitzewelle, die wir in den letzten Wochen erleben mussten. Mittlerweile merken wir in unserem Alltag als Landwirte sehr deutlich, dass das Klima im Allgemeinen zu wesentlich weniger Niederschlag neigt – und wenn es doch einmal regnet, dann meist in Form von Platzregen, den der Boden gar nicht aufnehmen kann. Während der Dürrezeit sind wir viel mit unseren Bewässerungsmaßnahmen beschäftigt, wobei das Problem auch damit nicht vollends gelöst werden kann. Denn wenn die Temperaturen über längere Zeit sehr hoch sind, hört der Salat auf, zu wachsen.

Wirtschaftsforum: Nicht nur aus einer ökologischen Ambition heraus setzen Sie sich in Ihrer Tätigkeit für die regionale Landwirtschaft ein – eine Bestrebung, die in der Allgemeinbevölkerung einen immer stärkeren Widerhall findet. Ist nun die Erntezeit für die nachhaltige Landwirtschaft gekommen?

Daniel Stampfl: Wir merken deutlich, dass regionale Produkte eine immer größere Wertschätzung erfahren und von den Konsumentinnen immer intensiver nachgefragt werden. Es ist ein schönes und befriedigendes Gefühl, nachhaltig auf diesen gestiegenen Bedarf bauen zu können. Dabei konnte ich zudem den Eindruck gewinnen, dass der Regionalität gerade bei den österreichischen Verbrauchern eine besondere Bedeutung zufällt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich irgendwann die Erkenntnis breit machen sollte, dass das Gemüse aus südlichen Ländern, das durch halb Europa in die österreichischen Lebensmittelgeschäfte transportiert wurde, doch besser war. Dieser regionale Qualitätsanspruch wird bleiben. Das bekommen wir auch im Austausch mit den großen Supermarktketten zu spüren, die wir in unserer Region beliefern und mit denen wir uns in einem ständigen Austausch auf Augenhöhe befinden.

Wirtschaftsforum: Vor Ihrer aktuellen Tätigkeit haben Sie beide in ganz anderen Branchen gearbeitet. Wie hat es Sie in die Landwirtschaft verschlagen?

Theresa Stampfl: Ich bin in Tirol auf einem Bauernhof aufgewachsen, wo schon mein Großvater Gemüseanbau betrieben und mit seinen Erzeugnissen mehrere Einzelhandelsgeschäfte beliefert hat. Ich kenne also die Tätigkeit auf den Feldern von Kindesbeinen an, und als meine Eltern zusammen mit meinem älteren Bruder hier in Kärnten ihren zweiten Betrieb gegründet haben, war es – trotz meines eigentlichen beruflichen Hintergrundes als Musikschullehrerin – eine logische Konsequenz, mich hier einzubringen, gerade weil ich auch einen ganz persönlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensweise leisten möchte.

Daniel Stampfl: Durch Theresas lange Erfahrung in der Landwirtschaft und meine technischen Kenntnisse ergänzen wir uns im beruflichen Alltag sehr gut. Es ist wichtig, dass man sich maschinell und technologisch stets auf dem aktuellen Stand befindet, damit wir effizient produzieren können. Mein Maschinenbaustudium macht sich also auch an dieser Stelle bezahlt – vor allem, wenn man bedenkt, welcher Boom für die Robotertechnik in der Landwirtschaft in den nächsten Jahren zu erwarten ist.

Wirtschaftsforum: Mit welchen weiteren Innovationen beschäftigen Sie sich derzeit?

Theresa Stampfl: Ein besonders schönes Projekt, das uns allen große Freude macht, ist die Kärntner Gemüsekiste: Dabei stellen wir für die Endverbraucher eine Gemüsemischung zusammen, die auch gerne etwas ausgefallenere Sorten enthalten darf – zum Beispiel violetten Blumenkohl, Mangold, bunte Karotten, verschiedenste Salate und vieles mehr. Das Team rund um die Kärntner Gemüsekiste unterfüttert dieses Angebot noch durch passende Rezepte und weitere spannende Tipps, etwa wie sich Karottengrün zu leckeren Smoothies verarbeiten lässt. Diese Kiste können sich Privatpersonen dann von unserem Partnerunternehmen liefern lassen und erhalten so nachhaltige regionale Produkte direkt an die Haustür.

Kärntner Gemüseland RW GmbH
Marktstraße 5
9330 Althofen
Österreich
+43 4262 27263
office(at)gemuese-kaernten.at
www.gemuese-kaernten.at

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