Mit mehr als 111.000 offenen Ingenieursstellen im Frühjahr 2012 wurde der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen durch den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) im Jahr 2000 erreicht. Dem gegenüber stehen knapp 20.000 arbeitssuchende Ingenieure. Damit haben Absolventen der Ingenieursstudiengänge von Universitäten und Fachhochschulen mittlerweile die Qual der Wahl.
Natürlich versuchen die Unternehmen, qualifizierte Kandidaten mit attraktiven Bedingungen zu locken. So starten Berufsanfänger heute zumeist mit einer unbefristeten Stelle und einem hohen Einstiegsgehalt. Der größte Bedarf besteht mit mehr als 37.00 freien Stellen bei den Maschinen- und Fahrzeugbauingenieuren. Danach folgen mit mehr als 22.000 nicht besetzten Arbeitsplätzen die Elektroingenieure. Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, fehlen die meisten Ingenieure in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Grund des Ingenieursmangels ist das Missverhältnis zwischen Ingenieuren, die aus dem Berufsleben ausscheiden und fehlendem Nachwuchs. Ein Ende dieses Trends ist noch nicht abzusehen, denn jeder fünfte deutsche Ingenieur ist älter als 55 Jahre. Genau aus diesem Grund fordern Wirtschaftsverbände Änderungen der Unterrichtsinhalte an deutschen Schulen. Nach ihrer Auffassung sollte die technische Bildung in den Schulen einen höheren Stellenwert haben.
Der VDI verweist auch auf den wirtschaftlichen Wertschöpfungsbeitrag der Ingenieure, den er für 2011 auf mindestens 178 Millionen Euro schätzt. In den Branchen mit der höchsten Ingenieurdichte – technische Forschungs- und Entwicklungs-Dienstleistungen, Elektroindustrie, Maschinenbau, Fahrzeugtechnik sowie IT und Telekommunikation – werden im Jahr rund 73 Milliarden Euro in Innovationen investiert. Dies entspricht 60 Prozent der gesamten Innovationsaufwendungen Deutschlands.