Wer bestimmt, was als gerecht gilt?

Interview mit Titus Dittmann, Unternehmenspionier und Gründer von skate-aid

Wirtschaftsforum: Herr Dittmann, Sie haben skate-aid Ende 2009 ins Leben gerufen. Wie gelingt es Ihnen, dieses Engagement mit Ihren unternehmerischen Tätigkeiten zu verbinden?

Titus Dittmann: Seit ich mit meinem Sohn 2010 in der Titus GmbH den Generationenwechsel vollzogen habe, konzentriere ich mich ganz auf den Gedanken des Social Entrepreneurships, also darauf, unternehmerische Tätigkeiten zur Lösung sozialer Belange einzusetzen. Für mich eine perfekte Symbiose, die ich mit skate-aid leben kann.

Wirtschaftsforum: Gibt es Eigenschaften als Unternehmer, die Ihnen auch bei der Stiftung zugutekommen?

Titus Dittmann: Egal ob im Business oder im Bereich der Gemeinnützigkeit: Unternehmerische Eigenschaften sind immer gut und immer wichtig. Und ein Unternehmer ist für mich in erster Linie jemand, der aus Begeisterung Dinge bewegt und dessen Herz ganz klar für eine Sache brennt. Das war und ist zumindest bei mir so und kommt mir auch bei skate-aid zugute.

Wirtschaftsforum: Sie haben bereits zahlreiche Projekte international umsetzen können. Auf welches sind Sie besonders stolz?

Titus Dittmann: Wenn ich daran denke, wie wir damals in Afghanistan angefangen haben und was skate-aid in den vergangenen Jahren weltweit buchstäblich ins Rollen gebracht hat, freut mich das. Dabei habe ich aber eher die glücklichen Gesichter der Kids vor Augen, die wir mit der Kraft des Skateboards stark machen, als einzelne Projekte. Es ist fantastisch zu sehen und zu erleben, wie Skateboarding wirkt, in jedem einzelnen unserer Projekte.

Titus Dittmann
„Ein Unternehmer ist für mich in erster Linie jemand, der aus Begeisterung Dinge bewegt, dessen Herz ganz klar für eine Sache brennt.“ Titus Dittmann

Wirtschaftsforum: Aktuell wird in der Öffentlichkeit viel über das Thema Gerechtigkeit diskutiert. Sollte sich gerade die Gesellschaft hierzulande diesem Thema verpflichtet fühlen?

Titus Dittmann: Was ist denn Gerechtigkeit und wer bestimmt, was als gerecht gilt? Gesellschaftliche Diskussionen sind notwendig und gut. Veränderung fängt aber mit konkretem Tun und Wirken an. Wichtig finde ich, dass sich ein Werte- und Normensystem individuell-selbstbestimmt entwickelt und nicht oktroyiert wird. Gerechtigkeit im Sinne eines guten sozialen Miteinanders sollte also aus innerem Antrieb heraus entstehen. Das ist stärker, als halbherzig auf ständig wiederholte, moralische Appelle zu hören.

Titus Dittmann
„Gerechtigkeit im Sinne eines guten sozialen Miteinanders sollte aus innerem Antrieb heraus entstehen.“ Titus Dittmann

Wirtschaftsforum: Schauen wir in die Zukunft: Können Sie sich vorstellen, dass Stiftungen mit Unterstützung der Wirtschaft künftig staatliche Aufgaben bei Bildung und Integration übernehmen?

Titus Dittmann: Ich sehe zumindest viel Potenzial im Gedanken des Social Entrepreneurships, bei dem Unternehmen und zum Beispiel auch Stiftungen als Partner in geeigneter Form im Sinne der guten Sache kooperieren können. Unternehmen eröffnen sich in jedem Fall vielfältige Möglichkeiten, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und umzusetzen.

Interview: Markus Büssecker

Fotos Copyright: Maurice Ressel, Thomas Diekmann, Stefan Lehmann und Rieke Penninger

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Interview mit Dr. Matthias Henyk, Geschäftsführer der Opelka GmbH

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Die Opelka GmbH mit Sitz in Remseck am Neckar ist Spezialist für Maschinen zur Herstellung von Siedegebäck wie Berliner oder Donuts. Seit Anfang 2024 wird das Unternehmen von Dr. Matthias…

Brot mit dem Geschmack von morgen

Interview mit Andreas Swoboda, Geschäftsführer der BIO BREADNESS GmbH

Brot mit dem Geschmack von morgen

Als Teil der Pandriks Gruppe arbeitet BIO BREADNESS in Fulda, Deutschland, eng mit dem niederländischen Schwesterunternehmen Pandriks Bake Off B.V. zusammen, um Bio-Brot zu produzieren, das sich durch Qualität, Geschmack…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

Spannendes aus der Region

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Interview mit Dr. Matthias Henyk, Geschäftsführer der Opelka GmbH

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Die Opelka GmbH mit Sitz in Remseck am Neckar ist Spezialist für Maschinen zur Herstellung von Siedegebäck wie Berliner oder Donuts. Seit Anfang 2024 wird das Unternehmen von Dr. Matthias…

Stark in steilem Gelände

Interview mit Ing. Johannes Loschek, Consultant der MM Forsttechnik GmbH

Stark in steilem Gelände

Die MM Forsttechnik GmbH mit Sitz im steirischen Frohn­leiten entwickelt hoch spezialisierte Seilgerätetechnik für die Holzbringung in anspruchsvollem Gelände. Entstanden aus dem heute größten privaten Forstbetrieb Österreichs, verbindet das Unternehmen…

Brot mit dem Geschmack von morgen

Interview mit Andreas Swoboda, Geschäftsführer der BIO BREADNESS GmbH

Brot mit dem Geschmack von morgen

Als Teil der Pandriks Gruppe arbeitet BIO BREADNESS in Fulda, Deutschland, eng mit dem niederländischen Schwesterunternehmen Pandriks Bake Off B.V. zusammen, um Bio-Brot zu produzieren, das sich durch Qualität, Geschmack…

Das könnte Sie auch interessieren

Nachhaltiger Wohnraum

Interview mit Roger Schwartz, Vorstand der GeRo Real Estate AG

Nachhaltiger Wohnraum

Die GeRo Real Estate AG ist ein mittelständischer Projektentwickler mit Sitz in Deutschland, der sich auf die Entwicklung hochwertiger Immobilien spezialisiert hat. In einem Markt, der von Wohnungsnot und steigenden…

Rausgehen, um weiterzukommen

Interview mit Jakob Schöffel, CEO der Schöffel Gruppe und Stefan Ostertag, CMO/CDO von Schöffel SPORT

Rausgehen, um weiterzukommen

Wer heute rausgeht, geht nicht einfach nur spazieren. Er sucht Stille, Weite, Ausgleich. Und oft auch ein kleines Stück Selbstvergewisserung in einer Welt, die sich schneller verändert, als uns manchmal…

Mut zu echter Nachhaltigkeit

Interview mit Michael Oberfeichtner, Geschäftsführer der O. K. Energie Haus GmbH

Mut zu echter Nachhaltigkeit

Die Bauindustrie gilt als größter Umweltverschmutzer der Welt; sie verantwortet 40% des globalen CO2-Ausstoßes. Ein Umdenken ist überfällig. Die O.K. Energie Haus GmbH aus dem österreichischen Großpetersdorf musste nicht umdenken,…

TOP