„Semper idem- immer das Gleiche“, und zugleich stets zeitgemäß

Interview mit Dr. Hubertine Underberg-Ruder, Verwaltungsratspräsidentin der Underberg AG

Wirtschaftsforum: Es gibt zahlreiche Digestifs auf dem Markt. Was macht Underberg so besonders?

Dr. Hubertine Underberg-Ruder: Da gibt es viele Punkte. Underberg wird nach einem geheimen Familienrezept hergestellt mit Kräutern aus 43 Ländern der Erde. Als mein Ururgroßvater, Hubert schrittweise die Marke Underberg kreierte, bemerkte er Unterschiede in Geschmack und Qualität von verschieden Kräutern, unter anderem je nach ihrer Herkunft. Er erarbeitete die Rezeptur und entwickelte das „Semper idem“- Geheimverfahren, dass die schonende Extraktion der Kräuter gewährleistet, und so die gleichbleibende Qualität von Underberg sichert. Die Kräuter, Geschenke der Natur, wirken wahre Wunder.

Ein Genießer aus dem Ausland bezeichnete Underberg als „German Technology für den Magen“. Im Hinblick auf die Zutaten ist Underberg dahingehend einzigartig, dass kein Zucker, Karamell oder Zuckercouleur hinzugegeben wird. Underberg reift für viele Monate in Fässern aus slowenischer Eiche. Danach wird er in 20ml-Flaschen abgefüllt - die perfekte Menge nach einem guten Essen. Ein weiterer Aspekt, der Underberg so besonders macht, ist die Herkunftsbezeichnung „Rheinberger Kräuter“. Dank unserer langen Tradition und unserer starken Verbindung mit und in der Region, wurde diese Bezeichnung von der Europäischen Union 2008 geschützt.

Wirtschaftsforum: Sind Underberg und Asbach nur in der DACH-Region erhältlich?

Dr. Hubertine Underberg-Ruder: Überhaupt nicht! Wir exportieren etwa 40% von Underberg in mehr als 100 Länder weltweit. Underberg ist z.B. zunehmend populär in Skandinavien, und Underberg hat seit Jahren zweistellige Wachstumszahlen in den USA. Mit Asbach, unserer anderen deutschen Marke vom romantischen Rhein, konzentrieren wir uns auf die USA, Großbritannien und China, wo besonders qualitativ-hochwertige Destillate eine Rolle spielen.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist es für Ihr Unternehmen mit den Verbrauchern zu kommunizieren?

Dr. Hubertine Underberg-Ruder: Natürlich sehr wichtig – Sehr wichtig ist aber auch die Kommunikation mit den Kunden, denn wir verkaufen nicht direkt an die Verbraucher. Unsere Kunden sind Lebensmittelhändler, Gastronomie und entsprechende Großhändler. Andererseits ist der Verbraucher, der Konsument derjenige, der am Ende entscheidet, welches Produkt er kauft und deswegen haben wir einen direkten Draht auch zu ihm aufgebaut. Dafür ist wichtig, dass wir uns als Botschafter für den Genuss verstehen. Unsere Verbraucher sollten Kräuterwirkung und Wohlbefinden mit Underberg erfahren können.

Um die Verbindung zu den Verbrauchern zu pflegen und ihre Loyalität zu belohnen, haben wir 2002 ein Programm mit dem Namen Tops&More gestartet. Seitdem sammeln Verbraucher die Underberg Flaschenverschlüsse – Kapseln oder eben Tops genannt- und tauschen sie gegen großartige Prämien ein, wie zum Beispiel das original, mundgeblasene Stilglas von Underberg oder das Kräutermobil, ein Modell unseres historischen Lieferwagens. Exklusive Teller mit sechs unterschiedlichen Kräutermotiven von Villeroy&Boch sowie weitere Prämien runden das Programm ab und wir fügen ständig neue Prämien hinzu. Die letzten Ergänzungen waren eine Picknickdecke und eine BBQ-Schürze für die Outdoor-Saison. Aktuell erreicht uns im Schnitt alle drei Sekunden eine Kapsel.

Wirtschaftsforum: Underberg ist ein Unternehmen mit langer Tradition. Wie hält es Schritt mit den übrigen Marktteilnehmern?

Dr. Hubertine Underberg-Ruder: Wir bieten ein in vielerlei Hinsicht einzigartiges Produkt, also ist die direkte Konkurrenz in den meisten Ländern kein großes Thema. Ein wichtiger Kommunikationstrend um Schritt zu halten ist „Craftsmenship“ – das handwerkliche Arbeiten, aber das war schon immer ein Teil unserer DNA. Darauf können wir in zunehmendem Maße aufbauen, um unsere Markenkommunikation voranzutreiben. Wir schauen besonders nach geeigneten Anlässen in der Kommunikation, beispielsweise mit Grillveranstaltungen oder dem Oktoberfest als Teil unserer Sommer- beziehungsweise Herbstkampagnen. Die Menschen trinken ein Digestif nach einer ordentlichen Mahlzeit, und das kann auch draußen stattfinden. Also müssen wir die Verbraucher z.B. mittels Grill-Events und Festivals ansprechen.

Wirtschaftsforum: Underberg hat eine Historie von über 170 Jahren. Worin sehen Sie die größten Meilensteine?

Dr. Hubertine Underberg-Ruder: Hubert Underberg, mein Ururgroßvater, gründete Underberg 1846, gemäß dem Motto „Semper idem“, Lateinisch - „Immer das Gleiche“. Er verstand darunter - gleichbleibend in Wirkung und Qualität. 1894 war es dann möglich, die Marke Underberg und das Motto „Semper idem“ schützen zu lassen. 1949 startete mein Großvater Emil Underberg eine revolutionäre Entwicklung: die 20ml-Flasche als alleinige Verpackungseinheit, die er als die „Portion Wohlbefinden –ein Glas in Originalverpackung“ beschrieb. Underberg war das einzige Unternehmen, das diese Größe anbot. Seit mein Vater im Unternehmen 1964 begonnen hat, haben wir uns weiter diversifiziert und auch premiumisiert. Nicht nur bei Underberg, so wurde unsere Marke Asbach erneut mit dem Titel „World Class Distillery“ bei den World Spirits Awards in diesem Jahr ausgezeichnet.

Nun lenkt die vierte und fünfte Familiengeneration die Geschicke. Mit jeder Generation, fühlt man sich dem Erbe der vorangegangenen Generationen verbunden. Wir sind ein Familienunternehmen, und wir arbeiten jeden Tag mit all unserer Kreativität und Weitsicht daran, dass dies für immer so bleibt.

Mehr zum Thema

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Interview mit Matthias Nett, Geschäftsführer der Allego GmbH

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Die Allego GmbH mit Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, den Markt der Elektromobilität zu revolutionieren. Mit einem der größten Netzwerke von Ladestationen in Europa möchte das Unternehmen…

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Spannendes aus der Region Dietlikon

Wir halten die Dinge im Fluss

Interview mit Mario Luzio, Geschäftsführer der Hawle Armaturen AG

Wir halten die Dinge im Fluss

Die Wasser- und Gasversorgung der Bevölkerung und von Unternehmen ist ein Teil der kritischen Infrastruktur. Deshalb müssen die in den Anlagen und Leitungen verbauten Armaturen und Ventile hoch zuverlässig, robust…

Die Nummer 1 im Schweizer Zoofachhandel

Interview mit Rolf Boffa, Geschäftsführer, Inhaber QUALIPET AG

Die Nummer 1 im Schweizer Zoofachhandel

Seit 30 Jahren ist der Name QUALIPET Programm: ‘Quality for Pets’, also Qualität für Haustiere, ist Grundsatz und Motto der QUALIPET AG. Zahlreiche Auszeichnungen begleiten den einzigartigen Aufstieg des Unternehmens…

Starke Verbindungen mit höchster Zuverlässigkeit

Interview mit Dr. Hubert Zimmermann, CEO der DYCONEX AG

Starke Verbindungen mit höchster Zuverlässigkeit

Zum 25-jährigen Jubiläum in diesem Jahr war Gelegenheit, das Erreichte zu feiern und neue Akzente für die Zukunft zu setzen, denn Stillstand gibt es bei der schweizerischen DYCONEX AG nicht.…

Das könnte Sie auch interessieren

Destilliertes aus dem Herzen des Schwarzwalds

Interview mit Nicolai Benz, Geschäftsführer der Bimmerle KG

Destilliertes aus dem Herzen des Schwarzwalds

Die Bimmerle KG, ein traditionsreiches Familienunternehmen mit Sitz in Sasbach im Schwarzwald, ist seit über 50 Jahren in der Herstellung von Spirituosen tätig. In einer Zeit, in der Verbrauchertrends schnelllebig…

Wenn Kühe den Takt angeben

Interview mit Martin Huber, Geschäftsführer der DeLaval GesmbH

Wenn Kühe den Takt angeben

Wenn Kühe selbst zum Melken gehen und KI ihre Gesundheit überwacht, steckt oft DeLaval dahinter. Das schwedische Unternehmen mit weltweit über 4.800 Mitarbeitern prägt seit Jahrzehnten die moderne Milchviehhaltung und…

Süße Perspektiven: Wie innovative Ideen die Schokoladenwelt verändern

Interview mit Marcel Leemann, Leiter Vertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung und Robin Auer, Leiter Marketing & Vertrieb Markenartikel DACH von Stella Bernrain

Süße Perspektiven: Wie innovative Ideen die Schokoladenwelt verändern

Weltweit geschätzt für ihre Qualität, ist das Label 'Schweizer Schokolade' selbst eine starke Marke. Mit über 90% der Produktion, die an Private Label-Kunden geht, zählt die Chocolat Bernrain AG in…

TOP