„Die Menschen suchen den Ausgleich über reale Kommunikation“

Interview mit Gerd Kulhavy, CEO und Gründer der Speakers Excellence Deutschland Holding GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kulhavy, Sie sind seit 2002 auf dem Markt aktiv. Inwiefern gab es einen konkreten Impuls zur Unternehmensgründung?

Gerd Kulhavy: Unser Firmenname ist ja Speakers Excellence. Wenn Sie damals in der Online-Suche den Begriff Speaker eingegeben haben, dann haben Sie 150 Lautsprecherfirmen im Umkreis gefunden. Darunter war aber keine Agentur, die explizit Speaker oder eben Redner vermittelt. Wir haben das Thema Speaker nicht nur in unserem Markennamen verarbeitet, sondern auch konzeptionell. So kamen wir recht schnell in einen Markt, der in den USA schon seit über 20 Jahren bestanden hatte und sich in Deutschland erst entwickeln musste.

Gerd Kulhavy
„Allein, einen großen Stamm an Followern auf Facebook oder Twitter zu haben, bringt niemanden wirklich weiter.“ Gerd KulhavyCEO

Wirtschaftsforum: Die Digitalisierung umfasst alle Ebenen der Gesellschaft. Dennoch scheint es ein Bedürfnis nach einem direkten Austausch untereinander zu geben. Würden Sie hier von Face-to-Face 2.0 sprechen?

Gerd Kulhavy: Absolut. Face-to-Face 2.0 kann man durchaus sagen. Wir spüren einfach, dass das Bedürfnis immer größer wird, den Ausgleich über die reale Kommunikation oder Networking zu suchen. Natürlich könnten sich die Menschen nur mit den digitalen Werkzeugen beschäftigen. Schließlich werden Meetings dank Skype oder vergleichbarer Tools immer digitaler. Das scheint aber nicht auszureichen. Man möchte ein belastbares und vertrauenswürdiges Netzwerk aufbauen. Allein, einen großen Stamm an Followern auf Facebook oder Twitter zu haben, bringt niemanden wirklich weiter.

Wirtschaftsforum: Welche Veränderungen haben Sie in Bezug auf die angefragten Themen in den letzten Jahren feststellen können?

Gerd Kulhavy: Wir haben natürlich die Trendthemen laufend im Blick. In den letzten vier bis fünf Jahren rückte der Bereich Mitarbeiterrekrutierung, -findung oder -gewinnung stark in den Mittelpunkt. Dazu war die Digitalisierung das absolute Buzzthema. Danach kommen wieder softere Themen, wie zum Beispiel Motivation. Wie halte ich Motivation und Aufmerksamkeit meiner Mitarbeiter aufrecht? Wir leben in einer Welt des Überflusses und so ist es am Ende die Aufmerksamkeit, die zur wichtigen Währung wird.

Wirtschaftsforum: Was muss ein Speaker mitbringen, damit er zu Speakers Excellence passt?

Gerd Kulhavy: Wir haben drei Möglichkeiten, die durch unsere Kunden angefragt werden. Das eine ist unser Ursprungsprodukt, die Top 100 Excellent Speakers. Darunter befinden sich Experten, die eine Themenführerschaft innehaben, rhetorisch brillant sind, die Infotainment gut können, aber auch auf der Bühne eine Top-Performance bringen. Sie sind in der Regel schon Autor, haben eigene Medienprodukte. Sie verfügen über erstklassige Referenzen von anderen Speakern und Kunden.

Es gibt aber auch zunehmend Anfragen nach Menschen, die das Feuer, das durch einen Speaker entzündet worden ist, auch weiter am Brennen halten sollen. Diese müssen eine theoretisch fundierte praktische Ausbildung, Methodenkompetenz und Trainingserfahrung aufweisen. Sie haben wir unter den Top 100 Excellent Trainers zusammengefasst.

Dann gibt es eine dritte Gruppe. Das sind gestandene Unternehmer wie Wolfgang Grupp, Klaus Hipp, oder Jochen Schweizer. Sie umfasst die verschiedensten Persönlichkeiten, die ihre Geschichten weitererzählen und so Mut machen oder auch inspirieren.

„Vor einigen Jahren hat man noch den Verkauf geschult. Heute schaut man: Wie bekomme ich die richtigen Leute und was muss ich tun, damit sie an Bord bleiben?“ Gerd KulhavyCEO
Gerd Kulhavy

Wirtschaftsforum: Merken Sie den Generationswechsel in den Unternehmen selbst anhand der angefragten Themen: New Work anstatt Sales?

Gerd Kulhavy: Auf jeden Fall. Der Wechsel spiegelt sich in den Themen wider. Der eine Kunde sucht einen Experten über New Work, der andere zur Generation X und ein weiterer zur Bedeutung der Silver Surfer für die eigene Firma. Vor einigen Jahren hat man noch den Verkauf geschult. Heute schaut man: Wie bekomme ich die richtigen Leute und was muss ich tun, damit sie an Bord bleiben? Die junge Generation tritt ganz anders am Arbeitsmarkt auf, das bringt Herausforderungen mit sich. Es ist viel schwieriger, die jungen Menschen zu bewegen. Klar ist, mit Geld allein kommen Sie dabei nicht weit.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie in eine Zeitkapsel steigen könnten. Welche historische Persönlichkeit würden Sie gern einmal live erleben?

Gerd Kulhavy: Das ist eine gute Frage [überlegt]. Albert Einstein würde ich gern persönlich kennenlernen. Er ist für mich ein ganz außergewöhnlicher Charakter. Er war irgendwie verrückt, unkonventionell und trotzdem hat er so viel bewirkt.

Wirtschaftsforum: Welche Empfehlung geben Sie Menschen, die sich für eine Tätigkeit als Speaker interessieren?

Gerd Kulhavy: Eine erste Frage, die sich jeder beantworten sollte, ist: Was für einen Nutzen bringe ich dem Publikum? Warum sollen Sie mir zuhören? Und wer ist meine Zielgruppe? Eine weitere Frage, die damit einhergeht: Für welches Thema möchte ich, als Experte, stehen? Und eine konkrete Empfehlung: Werde zum Autor und somit zur Autorität! Ein Buch veröffentlichen ist meines Erachtens immer ein ganz wichtiger Faktor, weil man dadurch eine hohe Reputation bekommt und den eigenen Expertenstatus ausbaut.

Interview: Markus Büssecker | Fotos: Speakers Excellence Deutschland Holding GmbH

Mehr zu der Informationsveranstaltung zum Thema „Der Weg zur ICH-Marke“- Ausgezeichnet Inszenieren, performen und positionieren finden Sie hier.

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