„Die Datenübertragungsgeschwindigkeit hat sich vervierzigfacht!“
Interview mit Oliver Fieth und René Schneider, Geschäftsführer der Softing Automotive Electronics GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Fieth, Herr Schneider, schon seit etlichen Jahren werden Autos immer mehr zur Informationstechnologie – Daten spielen dabei natürlich eine Schlüsselrolle.
Oliver Fieth: Wir verstehen uns prinzipiell als der ʻDaten-Lieferandoʼ im Automotive-Segment: Unsere Lösungen sorgen dafür, dass Daten reibungslos auf das jeweilige Fahrzeug aufgespielt, beziehungsweise auf diesem später ausgelesen werden können. Die entsprechenden Anwendungsfelder erstrecken sich dabei über den gesamten Produktlebenszyklus der jeweiligen Fahrzeuge hinweg: vom Entwicklungsingenieur, der ein neues Fahrzeug testen will, über die spätere Massenproduktion bei den OEMs bis hin zum Aftersales-Bereich in der Werkstatt.
Wirtschaftsforum: Spricht man dieser Tage über Daten, landet man schnell beim Thema KI – ist diese Innovation auch für Softing von Bedeutung?
Oliver Fieth: Da lautet unsere Devise: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Wir haben uns in gut vier Jahrzehnten eine umfassende Expertise in der Bereitstellung und Übertragung großer Datenmengen innerhalb kurzer Zeit erarbeitet und sind hierfür in den relevanten Fachkreisen unserer Branche auch weithin bekannt. Natürlich geben wir im Rahmen unserer Erfahrungswerte auch Einschätzungen zu KI-Themen, wenn sie unsere Kernkompetenzen betreffen – aber Softing Automotive Electronics selbst bietet keine KI-Lösungen an. Die wirklich relevanten Innovationen in unserem Leistungsspektrum finden in einem anderen Kontext statt.
Wirtschaftsforum: Wo genau?
René Schneider: Sie haben recht mit Ihrer Beobachtung: Autos werden immer mehr zur Informationstechnologie – und dementsprechend steigen auch die Datenmengen, die auf den Fahrzeugen ausgelesen und übertragen werden müssen, rapide an. Wo früher 300 MB schon als viel galten, sprechen wir heute von gut und gerne 10 GB, die im Rahmen des Herstellungsprozesses auf das jeweilige Fahrzeug aufgespielt werden müssen. Ohne bedeutsame Innovationen, die die entsprechende Datenübertragungsgeschwindigkeit wesentlich beschleunigen konnten, wären die Taktzeiten bei den OEMs vor diesem Hintergrund schon lange nicht mehr einzuhalten. Mithilfe des Einsatzes von Ethernet an den Fahrzeugschnittstellen erreichen wir heute etwa die vierzigfache Geschwindigkeit im Vergleich zu einem CAN-Anschluss. Gleichzeitig verändern sich auch die Prozesse beim eigentlichen Deployment der jeweiligen Software: Hier arbeiten wir an verschiedenen Produkten, die als Smart Vehicle Interface ähnlich wie ein klassisches Smartphone funktionieren und sich so eine bekannte Topologie zunutze machen, um die erforderliche Datenübertragung möglichst reibungslos und intuitiv auszuführen. Darüber hinaus bestehen entsprechende Remote- und Proximity-Lösungen.
Wirtschaftsforum: Der fundamentale Wandel, den die Automobilindustrie derzeit durchläuft, spielt sich in der Antriebstechnik ab – bringt die E-Mobilität auch Veränderungen für Softing Automotive Electronics mit sich?
Oliver Fieth: Ja, aber eher mittelbar: Bei Hybridsystemen oder vollelektrischen Fahrzeugen steigt der Elektronik-Content graduell und nicht überproportional an – aus rein elektronischer Sicht ist der Unterschied für unsere Lösungen also nicht sonderlich groß. Der weiter fortschreitende Umstieg auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb bringt jedoch eine Vielzahl an neuen internationalen Standards mit sich, die wiederum eine immense Auswirkung auf unsere Lösungen haben. Denn Standardschnittstellen und -datenformate sind unerlässlich, um eine nachhaltige Kompatibilität sämtlicher Komponenten zu gewährleisten. Die damit einhergehenden Novellen sind für uns relevanter als die eigentliche Veränderung in der Antriebstechnik. An dieser Stelle ist dann auch unser ganzes Know-how gefragt, das wir gerne an unsere Kunden weitergeben, etwa in Form von Webinaren.
Wirtschaftsforum: Welchen Wandel wird Softing Automotive Electronics in den nächsten Jahren erfahren?
René Schneider: Der Kern der Diagnoseverfahren wird sich weiter verändern – und damit auch Softing ein Stück weit mehr zu einem agilen Software-Haus werden. Unsere mittelständische Bodenständigkeit mit kurzen Entscheidungswegen und schnellen Umsetzungszyklen werden wir uns jedoch auch perspektivisch bewahren.