Innovative Verpackung für eine nachhaltige Zukunft
Interview mit Philip De Bie, CEO und Bénédicte Soenen, Sales Director der Soenen Golfkarton NV

Wirtschaftsforum: Herr De Bie, Frau Soenen – Soenen Golfkarton zählt zu den führenden Verpackungsspezialisten Belgiens. Wie hat sich das Familienunternehmen entwickelt?
Philip De Bie: Soenen Golfkarton wurde 1964 gegründet und zählt heute zu den führenden Wellpappeherstellern Belgiens. Ich kam letztes Jahr über ein Projekt ins Unternehmen und übernahm nach dem plötzlichen Tod von Louis-Philippe Soenen die Geschäftsführung. Meine Erfahrung im Maschinenbau unterstützt mich dabei, das Unternehmen technisch weiterzuentwickeln und zukunftsgerichtet zu führen.
Bénédicte Soenen: Mein Urgroßvater gründete das Unternehmen, mein Vater Louis-Philippe Soenen übernahm es in den 1980er-Jahren und baute es konsequent aus. Mit eigenen Kartonmaschinen machte er uns unabhängig und legte die Basis für weiteres Wachstum.
2003 kamen zwei neue Anlagen hinzu, 2014 das HOBO-Hochregallager. Heute produzieren wir an zwei Standorten in Hooglede und Lanklaar, beschäftigen rund 300 Mitarbeitende und erwirtschaften etwa 100 Millionen EUR Umsatz.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte stehen im Fokus – und was unterscheidet Sie vom Wettbewerb?
Philip De Bie: Wir fertigen Wellpappeverpackungen in allen Varianten – von Faltkartons über Obst- und Getränketrays bis zu Stanzverpackungen. Besonders gefragt sind unsere ‘Triple-Wall’-Lösungen für schwere Güter und FanFold-Verpackungen für den E-Commerce. Unsere Produktion umfasst die Verarbeitung der Kartonplatten bis zur bedruckten Endverpackung – jede Lösung ist individuell, kein Standard.
Bénédicte Soenen: Rund 70% unserer Kunden kommen aus der Lebensmittelindustrie, 30% aus Industrie und Chemie. In Lanklaar produzieren wir als einziger belgischer Hersteller dreiwellige Wellpappe – ein klarer Wettbewerbsvorteil. Zu unseren Kunden zählen auch große Verpackungshändler. Insgesamt betreuen wir rund 600 Kunden – vom Mittelständler bis zum internationalen Konzern.
Wirtschaftsforum: Wie sichern Sie Service und Lieferqualität für so unterschiedliche Kunden?
Philip De Bie: Wir liefern just in time, verfügen über ein Abrufsystem und 25 eigene Lkw mit geschulten Fahrern. Viele betreuen feste Kunden und kennen deren Abläufe – das schafft Vertrauen. Unsere Flotte ist zugleich Transportmittel und Markenbotschafter, der unser Logo weit über Belgien hinausträgt.
Bénédicte Soenen: Über unser Kundenportal können Partner jederzeit Auftragsstatus und Produktionsfortschritt einsehen. Diese Transparenz vermeidet Wartezeiten und ermöglicht Kommunikation auch außerhalb der Bürozeiten. Auf LinkedIn informieren wir zusätzlich über Innovationen und Nachhaltigkeitsprojekte.
Wirtschaftsforum: In welchen Märkten sind Sie aktiv, und wie hoch ist Ihr Exportanteil?
Philip De Bie: Unsere Standorte bedienen einen Radius von rund 250 km in Belgien, den Niederlanden, Nordfrankreich und jetzt auch Deutschland. Weil Transportkosten bei Kartonverpackungen entscheidend sind, setzen wir auf regionale Nähe. Der Exportanteil liegt bei rund 15% – Tendenz steigend.
Bénédicte Soenen: Diese Struktur erlaubt uns, Transportwege kurz zu halten und gleichzeitig neue Regionen zu erschließen. So verbinden wir wirtschaftliche Effizienz mit ökologischer Verantwortung – beides zentrale Elemente unserer Unternehmensphilosophie.
Wirtschaftsforum: Digitalisierung und Nachhaltigkeit prägen die Branche – wie setzen Sie diese Themen um?
Philip De Bie: Wir arbeiten vollständig digital vernetzt – von der Auftragserfassung bis zur Auslieferung. Das reduziert Fehler, steigert Geschwindigkeit und Qualität. Digitalisierung ist Teil unserer DNA und Grundlage unserer Positionierung auf Product Leadership.
Bénédicte Soenen: Nachhaltigkeit gehört ebenso dazu. Seit 2011 nutzen wir Photovoltaik, reduzieren Energie- und Wasserverbrauch und recyceln sämtlichen Abfall. Unser Honig von eigenen Bienenvölkern steht symbolisch für unseren respektvollen Umgang mit der Umwelt.
Wirtschaftsforum: Was macht Ihren Erfolg aus – und welche Ziele verfolgen Sie für die Zukunft?
Philip De Bie: Wir sind groß genug für internationale Kunden und klein genug für schnelle Entscheidungen. Investitionen in Technik und Automatisierung sichern Qualität und Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem Standort Lanklaar wollen wir organisch wachsen und gezielt den deutschen Markt erschließen. Mich motiviert die Begeisterung unseres Teams – gemeinsam etwas zu bewegen, treibt mich an.
Bénédicte Soenen: Ebenso wichtig ist unser Teamgeist: Viele Mitarbeitende sind seit Jahrzehnten bei uns. Offenheit und Eigeninitiative prägen unsere Kultur – das spüren auch die Kunden. Nach dem Tod meines Vaters führen wir seine Vision fort: mutig investieren, innovativ bleiben und als Familie zusammenhalten.










