SCHREIBSTATT: warum Handschrift Unternehmen anspricht

Interview mit Thorsten Petzold, Gründer und Geschäftsführer der SCHREIBSTATT GmbH

Wirtschaftsforum: Es gibt Menschen, die handschriftliche Briefe für andere verfassen. Wieso machen sie das?

Thorsten Petzold: Unsere Schönschreiber und -schreiberinnen eint, dass sie über die Schulzeit hinaus immer viel Freude am Schreiben hatten. Sie entdecken eine interessante Schreibweise bei einem Buchstaben und nehmen diese mit in ihr Schriftbild auf. Sie fühlen den Text. Und erfreuen sich an ihren schönen Werken, die sie erstellen. Denn jeden Text gibt es in dieser Form nur einmal, es ist immer ein Unikat, ein Kunstwerk. Und bei uns können sie damit sogar ein Einkommen erzielen.

Wirtschaftsforum: Wer braucht diese handschriftlichen Briefe?

Thorsten Petzold: Unsere Kunden aus dem B2B-Bereich kommen aus den verschiedensten Sparten. Da sind sowohl DAX-Unternehmen dabei, Online-Shops, Event- und Marketing-Agenturen als auch Busunternehmen, Softwareentwickler oder Optiker. Inhaltlich haben wir vier Hauptkategorien: Paketbeileger für Onlineshops, Personalisierungen von Einladungen, Weihnachtskarten und Briefe zur Neukundenakquise.

Thorsten Petzold, Gründer und Geschäftsführer der SCHREIBSTATT GmbH
„Mit Handgeschriebenem sendet man das heutzutage Wertvollste: Zeit. Denn nichts sagt `Wir nehmen uns Zeit für Sie´ besser, als ein handgeschriebenes Schriftstück.“ Thorsten Petzold

Der Klassiker ist die handgeschriebene Weihnachtskarte. Man überlegt ja immer, was man seinen Geschäftspartnern und Kunden als Aufmerksamkeit schickt. Mit Handgeschriebenem sendet man das heutzutage Wertvollste: Zeit. Denn nichts sagt `Wir nehmen uns Zeit für Sie´ besser, als ein handgeschriebenes Schriftstück. Das gilt genauso für Briefe zur Neukundenakquise.

Für Online-Shops schreiben wir über 20.000 Paketbeileger monatlich. Diese werden den Bestellungen beigefügt, sodass die Empfänger schon vor der eigentlichen Ware eine zusätzliche und vor allem persönliche Impression haben, die sich dann auf das Produkt beziehungsweise die Firma niederschlägt. Unsere Kunden bekommen ein regelmäßiges Feedback von den Empfängern, dass sie sich sehr über die handgeschriebenen Karten freuen.

Außerdem personalisieren wir häufig Einladungen für verschiedene Events. Meistens sind hier Agenturen unsere Kunden, die zudem die Events planen. Ob Fashion Week oder das Sommerfest mit mehreren Tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern – wir schreiben die Vor- und Zunamen in den schönsten Handschriften auf die Einladungen, konfektionieren diese und übernehmen auf Wunsch auch den Postversand.

„Mit Handgeschriebenem haben Sie eine etwa 300 bis 400% größere Leserschaft.“ Thorsten Petzold
Thorsten Petzold, Gründer und Geschäftsführer der SCHREIBSTATT GmbH

Wirtschaftsforum: Warum sollte ich auf die Unterstützung der SCHREIBSTATT setzen, obwohl Emails viel günstiger sind?

Thorsten Petzold: Tatsächlich sind E-Mails auf den ersten Blick viel günstiger. Aber wen erreichen Sie damit noch? Die Öffnungsquoten von E-Mails sinken von Jahr zu Jahr, während ein handgeschriebener Brief eine Öffnungsquote von 99,2% erreicht. Mit Handgeschriebenem haben Sie also eine etwa 300 bis 400% größere Leserschaft. Dazu sind die Empfänger ja erst einmal verwundert, im B2B-Kontext einen handgeschriebenen Brief zu erhalten. `Der ist bestimmt gedruckt´, ist da der erste Gedanke. Dann werden als Test einzelne Buchstaben miteinander verglichen, mit dem Finger wird über die Tinte gerieben, der Text wird Kollegen und Kolleginnen gezeigt, die auch noch einmal ungläubig prüfen… Diese Aufmerksamkeit ist weder mit E-Mails noch mit Druckprodukten zu erreichen. Und da sind dann auch acht EUR für einen Brief zur Neukundenakquise eine sinnvolle Investition, da der Return on Investment deutlich höher ist.

Wirtschaftsforum: Ein handschriftlicher Brief überbringt Emotionen. Wie schwer wiegt da der Faktor, dass der Verfasser nicht der Absender ist?

Thorsten Petzold: Der Hauptgrund, warum dies keine Rolle spielt, ist ja: Der Brief wurde tatsächlich von Hand geschrieben. Es saß tatsächlich ein Mensch vor dem Briefbogen oder der Karte und hat den Text mit Füller und echter Tinte zu Papier gebracht. Ob das dann der eigentliche Verfasser war, jemand aus dem Team oder ein externer, professioneller Service, ist sekundär. Seit 2013 sind wir nun schon tätig und haben nicht eine Rückmeldung erhalten, dass dies in der Kundenkommunikation relevant war.

Wirtschaftsforum: Angesichts der immer digitaleren Welt: Können Sie sich vorstellen, dass die Handschrift eines Tages ausstirbt? Ist es heutzutage überhaupt noch nötig, dass wir die Handschrift erlernen?

Thorsten Petzold: Die Diskussion, ob und wie man die Handschrift noch benötigt, hat ja auch weltweit die Schulen erreicht und es wird unterschiedlich gehandhabt. Seit circa 6.000 Jahren `erst´ gibt es die Schrift, aber sie hat einen unvergleichlichen Siegeszug angetreten und der Menschheit viele Entwicklungsmöglichkeiten geschenkt. Die digitale Revolution seit dem Ende der 1990er-Jahre hat zu einem starken Nachlassen des Handgeschriebenen geführt, aber in Situationen ohne technische Hilfsmittel ist der Mensch immer noch auf das Handgeschriebene angewiesen. Insofern wird die Handschrift mit steigendem technischem Fortschritt vielleicht immer weniger notwendig sein, aber sie wird niemals aussterben.

Interview: Aurelia Leppen | Fotos: SCHREIBSTATT GmbH

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