Sicherheit im Tagebau

Interview

"Kollisionswarnsysteme sind unsere Kernkompetenz", sagt Andrea Schlapbach, Mitbegründer und CFO von SAFEmine. "Zusammenstösse können schwerwiegende Folgen haben für Menschen und Fahrzeuge. Das habe ich als Pilot erlebt. Das erste Kollisionswarnsystem haben wir 2003 unter dem Namen FLARM für Flugzeuge entwickelt, eine Innovation, die heute weltweit Sicherheitsstandard für Kleinflugzeuge ist."

‘Wir’, das sind Andrea Schlapbach, Urs Rothacher und Urban Mäder, die nach dem weltweiten Erfolg von FLARM auch Anfragen aus anderen Bereichen bekamen, darunter eine des Bergbaukonzerns Anglo American, der solche Warnsysteme für seine grossen Minenfahrzeuge in Südafrika benötigte. Dort wurde wegen schwerer Unfälle eine Mine zeitweise sogar geschlossen.

"Wir sahen Potential und entwickelten ein entsprechendes System, das sich sehr gut bewährte und weitere Anfragen nach sich zog", erklärt Andrea Schlapbach. 2008 gründeten die drei Pioniere mit einem weiteren Partner, Peter Stegmaier, die Firma SAFEmine und konzentrierten sich auf Sicherheitssysteme für Minenfahrzeuge im Tagebau.

Heute hat SAFEmine über 20 Mitarbeiter in der Schweiz und mehr als 40 weltweit, verteilt auf Nordamerika, Ost- und Westaustralien, Kolumbien, Südafrika und Indonesien.

„Die Kombination aus innovativen, erweiterbaren und robusten Komponenten macht unsere Systeme erfolgreich.“ Andrea Schlapbach

"Unser Team besteht aus erfahrenen Ingenieuren, Elektronikern und Maschinenbauern", betont der CFO. "Über ein Dutzend Ingenieure konzentrieren sich auf die Weiterentwicklung der Systeme. Seit der Gründung ist unser Umsatz gesund gewachsen, in fünf Jahren auf kumuliert etwas mehr als 30 Millionen EUR. Unsere Systeme sind weltweit in Tagebauminen im Einsatz und haben sich auch unter schwierigsten Bedingungen als robust und zuverlässig bewährt."

Für Minen und mehr

Die patentierten Kollisionswarnsysteme von SAFEmine sind kooperative Systeme, die Fahrern von Minenfahrzeugen Sicherheit geben – auch bei schlechten Sichtverhältnissen. Sie warnen vor Fahrzeugen, die ihnen entgegenkommen.

"Unsere Systeme können einfach in den Führerstand eingebaut werden und warnen vor Fahrzeugen, große Fahrzeuge vor kleinen, vor Fußgängern oder festen Hindernissen", sagt Andrea Schlapbach. "Zurzeit bringen wir ein neues Produkt auf den Markt, ein zweidimensionaler Tracking-Radar, mit dem man mehrere Ziele auf eine Distanz von 50 m verfolgen kann. Diese Technologie funktioniert autonom. Eine dritte Produktfamilie ist derzeit in der Pilotphase. Es geht dabei um Operator Fatigue Monitoring, die Ermüdung der Fahrer. Diese haben lange Schichten und teilweise monotone Tätigkeiten, auch in der Nacht. Unser System erkennt nachlassende Aufmerksamkeit und warnt bei progressiver Ermüdung sowie Sekundenschlaf. Ein vierter Bereich ist das zentrale Echtzeit-Flottenmanagement."

Kunden sind Tagebauminen weltweit. Aber inzwischen ist SAFEmine auch außerhalb des Bergbaus bekannt. "Wir haben für ein Bahnunternehmen ein Warnsystem für die Annäherung an Baustellen entwickelt", erklärt Andrea Schlapbach. "Wir arbeiten für Verladestationen an Häfen und haben Anfragen von Flughäfen für Antikollisionssysteme zwischen Lastwagen und Flugzeugen. Zurzeit arbeiten wir mit Daimler AG an einem Kollisionswarnsystem für Hochgeschwindigkeits-Teststrecken. Bereits zwei Teststrecken in Texas und Norddeutschland sind vollständig ausgerüstet. Mit neuen Produkten und dem Ausbau des weltweiten Verkaufs- und Servicenetzes wollen wir in Zukunft weiter wachsen."

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