Persönliche Schicksale sind unser Antrieb

Interview mit Michael Lugez, General Manager CH und A der Bristol Myers Squibb SA

Wirtschaftsforum: Herr Lugez, BMS kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken.

Michael Lugez: Oh, das stimmt. Squibb wurde 1858 gegründet und war erfolgreich mit Pharmaka und später Penicillin. Bristol Myers entstand 1898 durch eine Übernahme. Nach Erfolg mit Zahnpasta und später Penicillin kamen nach dem 2. Weltkrieg bei Bristol Myers Antibiotika. Die Konkurrenz endete 1989 mit der Fusion beider Unternehmen. Seitdem arbeiten wir an der Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung von neuartigen Medikamenten, die schwer erkrankten Patienten Hoffnung geben.

Wirtschaftsforum: Trotz Ihrer globalen Größe steht bei Ihnen der einzelne Mensch im Fokus.

Michael Lugez: Wir alle arbeiten für dieses Unternehmen, weil wir Menschen in unserem Umfeld haben, die an einer Krankheit leiden. Unser Unternehmen hat als Leitmotiv, das Leiden der Menschen durch innovative Arzneimittel zu verbessern. So haben wir alle eine persönliche Motivation – eine Passion für Patienten.

Wirtschaftsforum: Wie ist Ihre Struktur in der Schweiz?

Michael Lugez: In der Schweiz beschäftigen wir rund 1.000 Mitarbeitende an zwei Standorten. An unserem globalen Collaboration-Hub in Boudry befinden sich sowohl die Produktion mit etwa 450 Mitarbeitenden, als auch alle globalen Funktionen mit etwa 550 Mitarbeitenden, während sich in Steinhausen knapp 150 Mitarbeitende befinden. In Österreich, das ich ebenfalls als General Manager betreue, gibt es eine Filiale mit 110 Mitarbeitenden. Unser Mutterkonzern ist in 85 Ländern präsent, wir in der Schweiz exportieren in 100 Länder weltweit. Der Umsatz der Gruppe liegt bei 46,2 Milliarden USD.

Wirtschaftsforum: Auf welche Krankheiten konzentriert sich Ihre Forschung?

Michael Lugez: Wir entwickeln innovative Medikamente und kümmern uns auch um Indikationserweiterungen von bestehenden Medikamenten. Dies bedeutet, das wir schauen, ob es andere Krankheiten gibt, bei denen ein bestimmtes bestehendes Medikament wirkt. Mit unserer Arbeit unterstützen wir die Behandlung in Bereichen wie Onkologie, Hämatologie und Immunologie sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Innovation ist das, was uns aus zeichnet. Wir konzentrieren uns auf Fortschritte in diesen Therapiebereichen, da wir sicher sind, dort Patienten einen echten Mehrwert bei Behandlungen zu bieten. In den letzten zwei Jahren haben wir neun neue Produkte und diverse Indikationserweiterungen auf den Markt gebracht. Bei vielen Produkten arbeiten wir auch mit Partnern zusammen.

Wirtschaftsforum: Welche Schwerpunkte sind besonders wichtig?

Michael Lugez: Wir gehören zu den führenden Unternehmen in der Durchführung klinischer Studien in der Schweiz. Gerade bei Krebs, der zweithäufigsten Todesursache, tun wir alles, damit Patienten rechtzeitig Zugang zu neuartigen Arzneimitteln erhalten. So können wir das Leben der Patienten durch unsere klinische Forschung verbessern. In der Onkologie sind wir stark, ebenso bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und auch die Neurologie wird immer wichtiger.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?

Michael Lugez: Das sind überwiegend Apotheken und Krankenhäuser, abhängig davon, ob die Behandlung ambulant oder stationär erfolgt.

Wirtschaftsforum: Hat sich durch Covid einiges verändert?

Michael Lugez: Während der Pandemie sind viele Menschen nicht zum Arzt gegangen und Krankheiten wurden verschleppt und zu spät erkannt. Das hat die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung teilweise beeinträchtigt. Andererseits hat sich während Covid die digitale Entwicklung beschleunigt. Kooperationen wurden durch digitale Methoden ermöglicht und so konnten Forschungsergebnisse schneller erbracht werden. Wir haben 2019 einen Merger vollzogen und das Unternehmen Celgene übernommen und es trotz Covid geschafft, die beiden Kulturen zu vereinen und heute als ein Team aufzutreten. Das ist eine Erfolgsgeschichte.

Wirtschaftsforum: Was macht den Erfolg aus?

Michael Lugez: Es sind die Menschen in unserem Unternehmen, und das ist nicht nur ein Slogan. Alle arbeiten gern hier und es fällt uns nicht schwer, neue Fachkräfte zu finden und zu binden. Wir investieren in unsere Mitarbeiter, und dies zeigt sich in einer hohen Motivation und dem Willen, etwas für Patienten bewegen zu wollen.

Wirtschaftsforum: Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmenskultur?

Michael Lugez: Unsere Kultur ist wissensgetrieben, aber der menschliche Faktor ist wichtig und omnipräsent. Die Führungskräfte sind oft in unseren inneren Reihen gewachsen.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

Michael Lugez: Unsere Medikamente sollen für alle zugänglich sein. Dafür müssen Ärzte, Krankenkassen und und weitere Interessengruppen wie Behörden informiert sein und unsere Produkte kennen. Diese Informationspolitik ist wichtig. Zudem wollen wir neue Produkte entwickeln und Kollaborationen fördern. Innovation ist wichtig in unserer Branche. Daneben möchten wir neue Mitarbeiter finden und halten, denn gute Mitarbeiter sind, wie gesagt, die Basis für unseren Erfolg. Wir alle haben persönlichen Kontakt zu Kranken und deren Schicksale treiben uns jeden Tag aufs Neue an.

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