Grenzenlose Transporte durch Europa

Interview mit Dipl.-Kauf. Wolfgang Pötter, Geschäftsführer der Rurtalbahn Cargo GmbH

WF: Herr Pötter, bitte stellen Sie die Rurtalbahn Cargo GmbH einmal vor.

Wolfgang Pötter: Die Rurtalbahn Cargo GmbH ist ein international agierendes Schienentransportunternehmen, das jeden Tag Gütertransporte von den Häfen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden aus in Richtung Ost- und Südosteuropa befördert. Als privates mittelständisches Unternehmen sind wir Teil der R.A.T.H.-Gruppe, die als überregional tätige Unternehmensgruppe die Marktsegmente Güterverkehr, Personenverkehr, Infrastrukturmanagement sowie Werkstattbetrieb abdeckt. Damit können wir innerhalb der Gruppe das gesamte Portfolio anbieten. Im Jahr 2010 wurde die Rurtalbahn Cargo GmbH aus der Rurtalbahn GmbH ausgegliedert, um die Potenziale noch besser nutzen zu können. Seitdem sind wir mit einheitlichen Lösungen im Fahrzeug- und Personalbereich kontinuierlich gewachsen.

WF: Wie schätzen Sie die Situation im Güterverkehr ein?

Wolfgang Pötter: Wir sehen durchaus Potenzial für die nächsten Jahre, aber wir sind in einer stark reglementierten Branche tätig, vor allem im Bereich der Infrastrukturkapazitäten. Die Politik möchte die Güter auf die Schiene bringen, denn der Straßenverkehr kommt an seine Grenzen. Aber auch im Schienenverkehr wird es Engpässe geben, wenn nicht in Personal und Fahrzeugtechnik investiert wird. Und dabei brauchen wir die Unterstützung der Politik. Der Instandhaltungsrückstau soll jetzt verstärkt abgebaut werden, in den vergangenen Jahren hat der Staat hier bereits viel investiert. Auch die Verlängerungen einzelner Routen, etwa der Betuwe-Strecke, sind ein zentraler Punkt für die Weiterentwicklung des grenzüberschreitenden Verkehrs.

WF: Welchen Beitrag leistet die Rurtalbahn zur positiven Entwicklung für Transporte auf der Schiene?

Wolfgang Pötter: Innerhalb der R.A.T.H.-Gruppe haben wir ein eigenes Bildungszentrum, das vom Eisenbahnbundesamt zertifiziert ist. Wir bilden seit vielen Jahren Lokführer selbst aus, um unseren Personalbestand für die Zukunft zu sichern und ein Maß an Qualität sicherzustellen. Wir bilden auch Menschen aus dem zweiten und dritten Arbeitsmarkt aus, die einfach Pech im Leben hatten und eine neue Chance brauchen. Aufgrund der strengen Regularien in diesem Bereich dürfen wir diese Menschen zwar ausbilden, aber nicht selbst einstellen, um den Missbrauch der Arbeitskräfte zu verhindern. Der Bedarf an Fachpersonal in der Branche ist jedoch groß, sodass jeder eine Chance bekommt.

WF: Sie sind eines der wenigen privaten Schienentransportunternehmen in Deutschland. Welche Vorteile bieten Sie Ihren Kunden?

Wolfgang Pötter: Wir bieten einheitliche Lösungen, setzen auf Qualität und sind sehr flexibel. Zu unseren Dienstleistungen gehören der Schienengüterverkehr, die Personalgestellung für Fremdtransporte sowie Terminalbedienungen und zudem auch die Vermietung von Fahrzeugen. Dabei profitieren wir von Synergien innerhalb der R.A.T.H.-Gruppe. Auch das Thema Kommunikation spielt eine große Rolle innerhalb der Rurtalbahn Cargo GmbH. Wir geben unseren Kunden regelmäßig Feedback und informieren sie auch im Falle von Verspätungen. Fehler können passieren und wir kommunizieren diese stets sehr offen. Das wissen unsere Kunden zu schätzen.

WF: In welcher Region ist die Rurtalbahn tätig?

Wolfgang Pötter: Wir transportieren die Güter vor allem von den Häfen der Nordsee in Richtung Ost- und Südosteuropa. Die Rurtalbahn Cargo GmbH ist vor allem auf Strecken zwischen den deutschen Nordseehäfen und den ARA-Häfen, in Österreich, Ost- und Südosteuropa aktiv. Die Rurtalbahn Benelux B.V. mit Sitz in den Niederlanden direkt am bedeutenden Rotterdamer Bahnhof Waalhaven hat ihren Schwerpunkt auf der Achse zwischen Emmerich und Rotterdam, aber auch in Richtung Limburg und Friesland. Die belgische Trainsport N.V. hat ihren Sitz im Antwerpener Hafen. Zudem planen wir eine Niederlassung in Österreich, die aber vor allem als Transit Richtung Südosteuropa gedacht ist. Damit sind wir sehr breit aufgestellt und können die verschiedensten Transporte abdecken. Wir befördern sämtliche Güter, wie zum Beispiel Agrarprodukte, Container, Pkw, chemische Produkte, Mineralien oder Schüttgüter. Dabei arbeiten wir auch mit den Spediteuren zusammen.

WF: Was sind Ihre wichtigsten Erfolgsfaktoren?

Wolfgang Pötter: Wir sind ein privates mittelständisches Unternehmen, das sämtliche Leistungen abdecken kann und von den Synergien innerhalb der R.A.T.H.-Gruppe profitiert. Wir setzen auf solides Wachstum, denken dabei sehr nachhaltig und fühlen uns auch sozial verantwortlich. Wir spielen nicht mit den Existenzen unserer Mitarbeiter.

WF: Wo sehen Sie die Zukunft im Schienenverkehr allgemein und für die Rurtalbahn Cargo GmbH?

Wolfgang Pötter: Die Aussichten im Schienenverkehr sind insgesamt positiv und der Markt hat noch viel Potenzial. Der Güterverkehr ist nicht nur ökonomisch eine Alternative, sondern auch aus ökologischer Sicht. Wir als international agierendes Schienentransportunternehmen wollen uns auf den bestehenden Korridoren weiterentwickeln. Außerdem ist der Aufbau des Marktes in Österreich ein ganz großes Thema in den nächsten zwei bis drei Jahren. Auch der Personalausbau steht auf unserer Agenda und unser Lokführerbestand soll weiter wachsen. Darüber hinaus werden uns die Baumaßnahmen und die Erweiterung der Infrastruktur vor neue Herausforderungen stellen, da die Baustellen zu Beeinträchtigungen des Verkehrs führen werden. Wir werden alternative Verkehrströme und Marktsegmente eruieren, wo wir als Partner unserer Kunden agieren können.

WF: Herr Pötter, wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Zukunft.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

Auf Kurs: Die Herausforderungen der Logistikbranche meistern

Interview mit Andreas Kellner, Geschäftsführer und Malte Bruns Operativer Leiter sowie Philipp Kruse, Finanzleiter der Addicks&Kreye Container Service GmbH & Co. KG

Auf Kurs: Die Herausforderungen der Logistikbranche meistern

Die Addicks&Kreye Container Service GmbH & Co. KG aus Bremerhaven steht vor einer spannenden Transformation. In einem sich ständig verändernden Logistiksektor, der von Herausforderungen wie geopolitischen Spannungen und einem wachsenden…

Umzug und Relocation heißt  Menschen bewegen, nicht Dinge

Interview mit Michael Donath, Geschäftsführer der Donath GmbH & Co. KG

Umzug und Relocation heißt Menschen bewegen, nicht Dinge

Was 1904 im ostdeutschen Görlitz begann, ist bis heute ein mittelständisches Familienunternehmen durch und durch. Die Donath GmbH & Co. KG verbindet klassische Umzugslogistik mit wachsendem Relocation-Geschäft. Im Gespräch geben…

Die Chemie stimmt

Interview mit Tom Enkel, Geschäftsführer der NELO Gesellschaft für Verkehrs- und Industrielogistik mbH

Die Chemie stimmt

Wenn gefährliche Chemikalien transportiert und gelagert werden, erfordert das spezielles Know-how. Logistikunternehmen müssen sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen, was Sicherheit und Nachhaltigkeit betrifft. Auch geopolitische Entwicklungen wirken sich auf…

Spannendes aus der Region Städteregion Aachen

Der Spirit macht‘s

Interview mit Anemone Zabka, Geschäftsführerin der Schumacher Lager und Logistik GmbH

Der Spirit macht‘s

Mit der zunehmenden Globalisierung des Handels und einer steigenden Nachfrage nach frischen und empfindlichen Produkten wächst der Markt für temperaturgeführte Transporte kontinuierlich. Fortschritte in der Kühltechnologie und die steigende Bedeutung…

Sicherheit in Reinform

Interview mit Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH

Sicherheit in Reinform

„Love it, change it or leave it.“ Dieses von Henry Ford stammende Zitat ist für Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH aus Aachen, ein wichtiger Leitspruch. In dem auf…

Brücken bauen für die Zukunft

Interview mit Martin Dickmann, Geschäftsführer der Claus Queck GmbH

Brücken bauen für die Zukunft

Der Investitionsstau in der öffentlichen Infrastruktur ist in Deutschland längst nicht mehr zu übersehen. Das Stahlbauunternehmen Claus Queck GmbH aus Düren, das sich schon seit langer Zeit vornehmlich auf den…

Das könnte Sie auch interessieren

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

Förderung als Motor für Wachstum und Zukunft in Niedersachsen

Interview mit Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank)

Förderung als Motor für Wachstum und Zukunft in Niedersachsen

Förderung ist ein Schlüssel für Wachstum, Innovation und Stabilität – besonders in Zeiten des Wandels. Als zentrale Förderbank des Landes nimmt sich die Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank) in Hannover…

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Die Prinzhorn Group mit Sitz in Wien zählt zu Europas führenden Unternehmen im Bereich Papier, Verpackung und Recycling. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht Gerald Prinzhorn, CEO der Gruppe und Vertreter…

TOP