Herz unter Druck?

Interview mit Fabian Hain, Arzt

Wirtschaftsforum: Herr Hain, in Ihrer Arztpraxis in Bad Nauheim verbinden Sie ganzheitliche Herzmedizin und Naturheilkunde. Wie funktioniert das?

Fabian Hain: Obwohl unser Herz unser wichtigstes Organ ist und Wechselwirkungen mit anderen Organsystemen des Körpers hat, wird es in der klassischen Schulmedizin oft noch isoliert betrachtet. Dabei ist es wichtig, alle Organe, wie zum Beispiel die Schilddrüse oder die Nieren, die mit dem Herzen verknüpft sind, in die Diagnostik und Therapie miteinzubeziehen. Deshalb betrachten wir in unserer Praxis den Menschen mit seinen Erkrankungen als Ganzes. Wir können mit modernen Methoden und zum Teil selbst entwickelten Verfahren die Ursachen der verschiedenen Krankheitsbilder erkennen und therapieren. Häufig ersparen wir unseren Patienten so die Einnahme vieler Medikamente zur Behandlung ihrer Symptome am Herzen. Um schädliche Nebenwirkungen zu vermeiden, greifen wir dabei oft auf pflanzliche Präparate zurück.

Wirtschaftsforum: Die schulmedizinische Kardiologie deckt doch bereits den Bereich der Herzerkrankungen ab. Reicht das nicht aus?

Fabian Hain: Dadurch, dass die Schulmedizin hochspezifisch ist, kennt sie sich außergewöhnlich gut mit einzelnen Aspekten des Herzens aus. Die schulmedizinische Versorgung und Einstellung ist ein wichtiger Pfeiler in der Behandlung. Manchmal reicht sie allein nicht aus oder kann sinnvoll mit einer ganzheitlichen Sichtweise ergänzt werden. Die naturheilkundliche Therapie stellt oft eine solche Ergänzung dar, die in vielen Fällen sogar eine gute Evidenzlage vorweisen kann.

Wirtschaftsforum: Sie folgen den Methoden Ihres verstorbenen Onkels, Dr. Peter Hain. Was war sein Ansatz?

Fabian Hain: Mein Onkel Dr. Peter Hain war Internist-Kardiologe. Er hat mit seinen Erkenntnissen in der frühen Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen vielen Patienten helfen können. Seine Neuentdeckung des Herz-Innendruck-Syndroms und die damit verbundene und häufig übersehene Herzleistungsschwäche war wegweisend. Bei ihm standen nicht einzelne Erkrankungen, sondern der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt.

Wirtschaftsforum: Welche Methoden und selbst entwickelte Verfahren setzen Sie in Ihrer Praxis ein?

Fabian Hain: Mein Onkel hat zum Beispiel das Vektorschleifen-EKG weiterentwickelt, das zunächst einmal nur eine andere – nämlich räumliche Darstellung des üblichen Zacken-EKGs ist. Er hat eine Erweiterung vorgenommen: Die Aufnahme wird gemacht, wenn die Beine flach liegen und im Anschluss die Beine angehoben werden, um eine Volumenbelastung am Herzen zu simulieren, wie sie jede Nacht im Laufe von mehreren Stunden entsteht. Dadurch kann man gut sehen, wie das Herz auf den Volumendruck reagiert. Die Reaktion lässt sich sehr gut plastisch darstellen und so kann man dem Patienten vermitteln, was genau passiert.

Selbst entwickelt hat mein Onkel zudem die Methode des Doppel-Hämatokrit. Der Hämatokrit (die Blutdicke in %) im venösen und arteriellen Blut sind keinesfalls immer identisch. Es gibt zum Teil deutliche Unterschiede von mehreren Prozent. Wenn man diese beiden Kreisläufe abfragt und vergleicht, kann man sie hervorragend als diagnostischen Marker benutzen. Zum einen, um zum Beispiel eine Herzinsuffizienz oder vermehrte vegetative Anspannung festzustellen, zum anderen, weil sich darüber auch die gesamte Therapie kontrollieren lässt. Eine weitere Methode ist die Blutgasanalyse, die eigentlich aus der Intensivmedizin bekannt ist und sich sehr differenziert einsetzen lässt. Letztlich haben wir, dank dieser Verfahren, ergänzt durch eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung, eine Konstellation, die eine sehr differenzierte Bestandsaufnahme ermöglicht und somit auch eine gute Verlaufskontrolle darstellt. So kann man zum Beispiel auch Einflüsse des vegetativen Nervensystems sehr genau quantifizieren.

Auf unserer Website kann man einen praktischen kostenlosen Herzselbsttest machen. Wir beraten Sie gerne telefonisch oder persönlich zu Ihren Ergebnissen. Fabian HainArzt
Fabian Hain Arzt

Wirtschaftsforum: Welche Rückmeldung bekommen Sie von Ihren Patienten?

Fabian Hain: Viele unserer Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Einige Patienten haben schon die zweite, dritte oder gar vierte ärztliche Meinung gehört und jeder versucht, auf seine Weise das Problem in den Griff zu bekommen. Oft fehlt die Zeit, um ausgiebig die gesamte Krankheitsgeschichte zu erfragen und tatsächlich auf die Erforschung der Ursachen zu gehen. Dann wird vor allem nach gängigen Standards therapiert. Doch einigen Patienten kann man nicht mit normalen Leitlinien begegnen. Man muss sich ein vielschichtigeres Bild machen.

Ursprünglich war dies einmal die Aufgabe des Hausarztes, nämlich den Überblick zu behalten und koordinierend tätig zu werden, wenn sich keine Besserung oder Wechselwirkungen zeigten.

Es freut uns natürlich sehr, wenn ein Patient, der seinen hohen Blutdruck über Jahre hinweg nicht in den Griff bekommen hat und von Arzt zu Arzt gelaufen ist, schon am Ende eines dreitägigen Aufenthalts bei uns mit deutlich gebesserten Blutdruckwerten oder einem unter Umständen erstmals seit Jahren erholsamen Nachtschlaf wieder in den Alltag startet.

Wirtschaftsforum: Ist Ihnen ein besonderer Fall in Erinnerung geblieben?

Fabian Hain: Ja! Eine junge Patientin, etwa Anfang 30, kam mit der Aussage, dass sie überhaupt nicht belastbar sei, Herzklopfen habe und sich nicht konzentrieren könne. Ihre Schilddrüse war nahezu komplett entfernt und sie war in der Folge seit jungen Jahren mit Schilddrüsenhormonen versorgt worden. Das führte aber irgendwie dazu, dass sie immer weniger leistungsfähig wurde. Die Ärzte sagten, sie sei gut eingestellt. Sie selbst hatte einen völlig anderen Eindruck und war mit der Schulmedizin und der Perspektive, ein Leben lang Beta-Blocker sowie Schilddrüsenhormone nehmen zu müssen, nicht glücklich. Hierzu muss man wissen: Schilddrüsengewebe kann sich regenerieren. Also haben mein Onkel und ich versucht, die Dosis der Schilddrüsenhormone ein wenig zu senken und einfach den köpereigenen Regelmechanismus wieder etwas mehr selbst arbeiten zu lassen. Und allein diese kleine Änderung reichte schon aus, um die Regelkreise wieder zu aktivieren. Auf der anderen Seite diagnostizierten wir einen deutlichen Klappenfehler an der Aortenklappe, der dafür verantwortlich war, dass zurückströmendes Blut einen erhöhten Druck auf der Herzinnenseite verursachte. Bei jungen Frauen ist es oft so, dass sie aufgrund der Pille keine ganz so starke Regelblutung haben. Also nahmen wir 50 ml Blut ab.

Am nächsten Tag war die Patientin ganz aufgeregt: keinen Beta-Blocker, eine Herzfrequenz von 60/Min. und keinen Rebound-Effekt. Seitdem konnte sie über einen längeren Zeitraum auch die Schilddrüsenhormone reduzieren. Außerdem benötigt sie seitdem tatsächlich keine Beta-Blocker mehr. Sie hat normale Hormonwerte bei einem leicht erhöhten TSH-Wert, aber sie fühlt sich wohl damit und das ist letztlich der viel entscheidendere Aspekt. Wir therapieren Patienten nicht nach Normwerten, sondern danach, wie es ihm oder ihr geht.

Galerie: Arztpraxis Fabian Hain

Wirtschaftsforum: Sie sprachen von einem dreitägigen Aufenthalt bei Ihnen? Bleibt man bei Ihnen grundsätzlich mehrere Tage?

Fabian Hain: Nein! Aber wir bieten den sogenannten 3-Tages Herz-Check an, für Patienten, die im Rahmen der bisherigen Abklärung von Beschwerden, wie zum Beispiel innerer Unruhe, Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen trotz ärztlicher Bemühungen bisher ohne zufriedenstellende Diagnose geblieben sind. Am Ende eines solchen Checks wissen wir genau, wo wir stehen und haben ein klares Konzept, wie man die Situation langfristig bessern und Gesundheit erhalten kann. Zudem kommen Patienten aus ganz Deutschland und sogar aus dem benachbarten Ausland zu uns. Auch für Sie ist der 3-Tages-Check interessant.

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