“Messen sind ideale Plattformen, den emotionalen Dialog zu führen“
Interview mit Markus Ebel-Waldmann, Geschäftsführer der Rhein-Main-Hallen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Ebel-Waldmann, wo liegen die Kernkompetenzen Ihres Unternehmens?
Markus Ebel-Waldmann: Wir sind als Rhein-Main-Hallen hier wunderbar eingebettet in die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden, die ja alleine schon einmal eine Reise wert ist, weil sie ihren eigenen Charme hat. Dass hier Kongresse, Tagungen und Events stattfinden, ist etwas Besonderes, weil wir hier im Rhein-Main-Gebiet natürlich von anderen Standorten wie Frankfurt oder Mainz „umzingelt“ sind. Wir haben aber den Vorteil, dass die Stadt Wiesbaden mit den Rhein-Main-Hallen und dem Kurhaus ein ganz besonderes Flair bietet.
Wirtschaftsforum: Welche sind denn Ihre Hauptstandbeine? Sind das Messen, Firmenevents oder andere Veranstaltungen – und ergibt eine solche Unterscheidung überhaupt Sinn?
Markus Ebel-Waldmann: Eine Unterscheidung ergibt sicherlich Sinn, wenn wir in die Planung eintreten und wenn wir unser Portfolio insgesamt beurteilen. Von der Außenwirkung her ist uns jedes Format gleichermaßen recht, sowohl Messen als auch Kongresse, Parteitage, Tagungen, Konferenzen, Meetings, Jahreshauptversammlungen, aber natürlich auch Unterhaltungsveranstaltungen. Wir sind also Vollsortimenter und Full-Service-Dienstleister für alle Formate.
Wirtschaftsforum: Sind Messen ein wichtiges Standbein für Sie?
Markus Ebel-Waldmann: Zweifelsohne. Das sind sie derzeit und das wird auch in den neuen Rhein-Main-Hallen ab 2018 so sein. Messen sind Veranstaltungen, die Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Bei aller Verlagerung von Handelsaktivitäten ins Internet wird das auch künftig so bleiben, da bin ich mir ganz sicher. Unternehmen brauchen den Dialog, das persönliche Gespräch, und potenzielle Kunden müssen Dinge auch mal anfassen können. Dadurch bleiben Unternehmen mit Kunden im Gespräch. Messen werden also nach wie vor ein ganz wichtiges Format für uns sein.
Wirtschaftsforum: Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass sich der Stellenwert von Messen in den letzten Jahren verändert hat? Früher waren Messen Branchentreffen, um Geschäftskontakte aufzubauen - und heute?
Markus Ebel-Waldmann: Wir müssen bei Messen unterscheiden. Das eine sind die Endverbrauchermessen, wo ich eine ungebrochen hohe Nachfrage sehe. Abhängig von den Formaten und von der Dauer der jeweiligen Messe wird das sogar noch zunehmen. Ich erkenne auch einen Trend, dass bei den Messen insgesamt sowie bei Darstellung und Setting immer mehr auf Hochwertigkeit gesetzt wird. Im B2B-Bereich habe ich den Eindruck, dass es weiter Messen zur Anbahnung von Neugeschäften im Firmenkundenbereich geben wird, allerdings in verkürzter Form.
Wirtschaftsforum: Stichwort: Wissenstransfer – welche Rolle spielt er bei B2B-Messen?
Markus Ebel-Waldmann: Das ist das, was ich vorhin mit Dialog meinte. Auch diesen Begriff können wir auflösen: Da ist zum einen der persönliche Dialog, bei dem das vis-à-vis eine große Rolle spielt und wo es darum geht, erklärungsbedürftige Dinge, Produkte oder Geschäftsmodelle zu erläutern. Messen sind auch ideale Plattformen, den emotionalen Dialog zu führen. Ich erlebe immer wieder, dass bei Abendveranstaltungen, also bei Veranstaltungen am Rande der eigentlichen Messe viele sehr gute Gespräche, die letztendlich auch in erfolgreiche Geschäftsmodelle münden, geführt und angestoßen werden.
Auf der anderen Seite gibt es auch Kongressmessen, die eben nicht nur eine Ausstellung ist. So findet gleichzeitig auch ein Wissenstransfer über Fachforen, Vorträge, Workshops oder ähnliches statt.
Wirtschaftsforum: Welche Vermarktungswege bzw. Marketingkanäle nutzen Sie als Veranstalter?
Markus Ebel-Waldmann: Wir nutzen zum einen unsere Wiesbaden Marketing GmbH, um zunächst mal auf den Standort Wiesbaden hinzuweisen und um uns als Kongressstadt über die Messe-, Kongress- und Tourismus-Holding TriWiCon Bekanntheit zu verschaffen. Wir weisen nicht nur auf die Rhein-Main-Hallen, sondern auch auf das Kurhaus hin, das sich ideal eignet, um alle denkbaren Formate bedienen zu können. Neben der Zusammenarbeit mit Agenturen, die am Markt tätig sind, treten wir auch als Eigenveranstalter auf. Wir akquirieren also durchaus auch auf dem direkten Weg.
Ich persönlich habe zudem ein sehr großes und belastbares Netzwerk: Ich bin seit vielen Jahren ehrenamtlicher Vorstand von einem großen Berufsverband und darüber hinaus auch gut mit Wirtschaftsverbänden vernetzt. Dabei habe ich die Erfahrungen gemacht, dass vor zehn bis 15 Jahren gerade Kongresse oder Messen nach Berlin abgewandert waren, nur weil es gerade „in“ war, nach Berlin zu gehen. Immer, wenn hochkarätige Bundespolitiker gefragt waren, wurde mir gesagt, dass man lieber in die Bundeshauptstadt geht. Dabei haben manche vergessen, auch mal wieder zurückzukommen und zu überlegen, ob man nicht besser eine Messe in einem wirtschaftsstarken Ballungszentrum wie dem Rhein-Main-Gebiet veranstaltet, wobei Wiesbaden für mich an allererster Stelle steht.
Wirtschaftsforum: Welche aktuellen Trends sehen Sie in der Branche?
Markus Ebel-Waldmann: Generell sehe ich bei Messen entgegen anderslautender Meinungen zumindest eine Stabilisierung auf dem Niveau, welches wir derzeit haben und bei Endverbrauchermessen hohe Wachstumsraten. Bei Kongressen, Jahreshauptversammlungen, sehe ich, was unser Haus angeht, eine deutliche Tendenz nach oben und eine zunehmende Bedeutung. Was Unterhaltungsveranstaltungen angeht, ist eine wirtschaftliche Betrachtung nötig: Wir sind dort in einem hart umkämpften Markt mit verhältnismäßig übersichtlichen Margen, sodass jeder Fall einzeln betrachtet werden muss. Aber die Rhein-Main-Hallen haben eine Funktion in dieser Stadt: Wir wollen natürlich für die Wiesbadener Bürger und für alle Bürger im Rhein-Main-Gebiet Anbieter und Location sein und werden das auch weiter ausbauen.
Wirtschaftsforum: Mit welchen Risikofaktoren rechnen Sie? Gibt es negative Einflüsse von außen?
Markus Ebel-Waldmann: Ich würde nicht von „negativen Einflüssen“ sprechen. Wir arbeiten hier als solide Kaufleute und wissen, dass Unternehmertum das Eingehen kalkulierbarer Risiken bedeutet. Ganz auf Nummer sicher werden Sie als erfolgreicher Kaufmann nirgends gehen können. So tasten wir uns sehr vorsichtig an das Jahr 2018 heran, in dem wir mit neuen Rhein-Main-Hallen starten werden. Wir sind ganz sicher, dass wir zu Beginn eine Auslastung haben werden, die uns große Freude bereiten wird und die weit über das hinausgeht, was wir derzeit im Portfolio haben. Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir diese Kunden und Veranstalter, die 2018 bei uns sein werden, an uns binden müssen. Ich gehe aber auch davon aus, dass wir am Anfang Pioniergewinne einstreichen werden, weil viele im Eröffnungsjahr dabei sein wollen. Ob das auf Dauer so sein wird, werden wir sehen.
Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für die nächsten 3 bis 5 Jahre?
Markus Ebel-Waldmann: Ich möchte, dass die Rhein-Main-Hallen weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes bekannt werden, beispielsweise über Veranstaltungen wie den Ball des Sports oder die Bambi-Verleihung. Mein Traum und Ziel ist es, dass wir auch Veranstaltungen wie „Wetten, dass…“ - nach der Premiere am 6. Januar 1990 - wieder nach Wiesbaden holen. Ich möchte zeigen, dass wir mit dem Bau der neuen Rhein-Main-Hallen ein Leuchtturmprojekt realisiert haben und dass wir die modernste Technik mit modernstem Ambiente in dieser wunderschönen Stadt haben.
Wirtschaftsforum: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ebel-Waldmann.