Vom Modeln, Weltmeistereuphorie und dem gewissen Parfümspritzer

Interview mit Julian Draxler, Fußballprofi bei Paris Saint-Germain, Fußballweltmeister 2014, Unternehmer und engagierter UNICEF-Pate

Wirtschaftsforum: Herr Draxler, gemeinsam mit dem russischen Stürmer Fedor Smolov und dem brasilianischen Nationalspieler Dani Alves waren Sie auf dem Cover der russischen Ausgabe der Vogue zu sehen. Interessieren Sie sich für Mode, oder war das für Sie einfach ein Statement?

Julian Draxler: Wenn man in Paris lebt, wird man überall mit Mode konfrontiert. Ich glaube aber, dass mein Look für Paris und verglichen mit einigen meiner Mannschaftskollegen schon fast langweilig ist. Das Shooting habe ich gemacht, weil mir die Geschichte hinter einem Bild gefiel. Man wollte die Weltmeisterschaft 2014, den Confedcup und die bevorstehende WM verschmelzen lassen. Durch den WM-Titel 2014, den Gewinn des Confedcups 2017 und die Auszeichnung zum Spieler des Turniers wurde die Vogue auf mich aufmerksam. Dass das Shooting zusammen mit meinem PSG-Kumpel Dani Alves als Vertreter der WM in Brasilien und Fedor Smolov für die anstehende WM stattfand, hat die Sache für mich rund gemacht.

Wirtschaftsforum: „Ohne Parfum geht Julian Draxler nicht auf den Platz“, titelte einmal der SPIEGEL. Sie behaupten, Fußballer seien sehr eitel. Was steckt hinter Ihrem Parfüm-Ritual?

Julian Draxler: Auf einen großen Teil meiner bisherigen Mannschaftskollegen trifft dies zu, ja. Mir persönlich ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle auf dem Platz. Es gibt etliche Rituale und fast jeder hat sein eigenes. Für einige Spieler ist es die Reihenfolge, wie sie ihre Schuhe schnüren, für andere, mit welchem Fuß sie zuerst den Platz betreten. Bei mir ist es eben der Parfümspritzer, der mir sagt, dass es gleich losgeht.

Wirtschaftsforum: Sie spielen für Paris St. Germain, den dominierenden Club der Ligue 1. Wie groß ist der Druck, sich in einem solchen, von starken Egos geprägten Umfeld als Spieler und als Mensch beweisen zu müssen?

Julian Draxler: Als Fußballer muss ich mich immer beweisen, wenn ich spielen möchte. Da macht es keinen Unterschied, ob ich bei PSG oder anderswo spiele. Ich sehe die vielen starken Persönlichkeiten hier eher als einen Vorteil an. Jeder Einzelne mit seinen unterschiedlichen, positiven wie negativen Erfahrungen im Sport bereichert unser Team. Davon profitieren alle. Das macht uns stark. Ich habe nicht das Gefühl, mich menschlich beweisen zu müssen. Der Respekt voreinander ist groß und solange ich mich selbst respektiere, tun die anderen es auch.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Leben in der französischen Hauptstadt außerhalb des Platzes aus?

Julian Draxler: Ich genieße es. Ich bin jetzt seit zwei Jahren in Paris und lerne immer wieder neue Seiten kennen. Ich liebe es, gut essen zu gehen, einen Kaffee in der Sonne zu trinken und dabei das bunte Treiben der Stadt zu beobachten.

Wirtschaftsforum: Die Fußball-Begeisterung in Frankreich ist nach der vergangenen FIFAFußball-WM-und dem Titelgewinn 2018 der Équipe Tricolore ungebrochen. Welche Ziele haben Sie sich persönlich für 2019 gesetzt?

Julian Draxler: Die Euphorie ist in Paris immer noch zu spüren, da haben Sie recht. Mit PSG haben wir es geschafft, einen Startrekord für  ie Liga aufzustellen. Dass ich einen Teil dazu beitragen konnte, macht mich sehr stolz. Wir wollen den Vorsprung natürlich halten und die Meisterschaft holen. In der Championsleague sind wir als Gruppenerster weitergekommen und möchten diesen Schwung mit in die KO-Phase nehmen. Mein Ziel ist es, das Vertrauen der Verantwortlichen auf meiner neuen Position zurückzuzahlen. Ich fühle mich wohl in der neuen Rolle als 6er/8er und das möchte ich zeigen – so oft wie möglich.

Wirtschaftsforum: Sie engagieren sich seit 2016 aktiv für Projekte von UNICEF und sind seit April 2018 sogar offizieller UNICEF-Pate. Besonders der Einsatz für Kinderrechte und der Kampf gegen Mangelernährung und Hunger bei Kindern liegt Ihnen am Herzen. Welchen Stellenwert hat dieses Engagement für Sie und was möchten Sie unseren Lesern bei diesem Thema mit auf den Weg geben?

Julian Draxler: Einen besonders hohen Stellenwert. Mir war früh klar, dass ich meine Reichweite als Profifußballer auch abseits des Sports sinnvoll einsetzen möchte, und das Engagement für und mit UNICEF macht das möglich. Ich möchte den Kindern eine Chance geben, gehört zu werden. Sie sind unsere Zukunft und diese sollten sie mitgestalten dürfen.

Julian Draxler
„Ich möchte den Kindern eine Chance geben, gehört zu werden. Sie sind unsere Zukunft und diese sollten sie mitgestalten dürfen.“ Julian Draxler

Wirtschaftsforum: Mit Ihren 25 Jahren haben Sie noch viel Zeit als aktiver Fußballer vor sich. Können Sie sich dennoch vorstellen, später einmal ins Unternehmertum zu wechseln, ein Schritt, den etliche ehemalige Fußballer bereits getan haben?

Julian Draxler: Auf jeden Fall. Die Gründung der JD Marketing GmbH war ein erster Schritt in diese Richtung. Ich bin zwar, wie man so schön sagt, „im besten Fußballeralter“, möchte aber für die Zukunft gut aufgestellt sein. Ich habe aber hoffentlich noch einige Jahre Zeit und blicke der Zukunft entspannt entgegen.

Interview: Andreas Detert | Fotos: JD Marketing GmbH, adidas, UNICEF

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