Fälschern hohe Hürden stellen
Interview mit Oliver Doleschal, Geschäftsführer der Hologram Company RAKO GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Doleschal, wie hoch ist der wirtschaftliche Schaden, der durch Produkt- und Markenpiraterie jährlich entsteht?
Oliver Doleschal: Derzeit beträgt er etwa 130 Milliarden EUR, aber diese Zahl steigt jährlich an. Bei 5% der Waren, die in Europa eingeführt werden, handelt es sich um Fälschungen. Bei großen Autoherstellern sind zum Beispiel enorme Schäden durch gefälschte Felgen entstanden, die im Gebrauch gebrochenen sind. Gefälschte Ware im Wert von 150 Millionen EUR ist daraufhin vernichtet worden. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Thema Fälschung nimmt überhand. Es erstreckt sich nicht nur auf hochwertige Produkte, sondern auch auf Waschmittel, Chemikalien, Mineralöl oder eben die Autoindustrie und vieles mehr. Die meisten Fälschungen finden nicht in Europa statt, sondern häufig in Asien und Osteuropa. Dort befindet sich der Markt und der zweite Absatzweg. Große Modehersteller haben enorme Probleme mit der Graumarktaktivität: Die Wiederverkäufer besorgen sich günstige Waren anderweitig und verkaufen sie dann unter dem Originallabel.
Wirtschaftsforum: Das Beispiel mit den Felgen macht deutlich, dass Fälschungen nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein Sicherheitsproblem darstellen können ...
Oliver Doleschal: Absolut. Große Automobilhersteller führen mittlerweile Tests durch, um Fälschungen zu identifizieren, und haben zum Beispiel festgestellt, dass Spurstangen teilweise gefälscht sind. Das ist natürlich sicherheitsrelevant.
Wirtschaftsforum: Wie kann man sich denn Fälschungen im Bereich Mineralöl vorstellen?
Oliver Doleschal: Das läuft zum Beispiel so ab, dass Mineralölbehälter, die minderwertiges Öl enthalten, mit original aussehenden Etiketten beklebt werden.
Wirtschaftsforum: An dieser Stelle kommt die Hologram Company ins Spiel – wie können Sie so etwas verhindern?
Oliver Doleschal: Indem wir das Mineralöl serialisieren, es also mit einer einzigartigen Labelnummer versehen. Dies erfolgt durch Etikettierung in Form von Sicherheits-Codes, die wir den Kunden zur Verfügung stellen. Die Daten zu dem jeweiligen Behälter werden auf einer cloud-basierten ‘Label Intelligence Solutions’ Plattform gespeichert. Dieses Kennzeichnungssystem enthält eine Analysefunktion: Man kann sehen, wo auf der Welt die Produkte gescannt und getapped werden und sie somit jederzeit nachverfolgen. Die Serialisierung ermöglicht außerdem die Optimierung der Supply Chain. Sehr häufig wird dieses Verfahren in der Automobilbranche zum Schutz von Ersatzteilen genutzt, aber auch für Projekte von großen Consumer-Herstellern zur Abverkaufssteigerung oder Erfassung des Nutzerverhaltens. Denn es entspricht auch dem Wunsch der Markenhersteller, über den Tresen und den Onlineshop hinaus mit dem Endkunden in Verbindung zu bleiben.
Wirtschaftsforum: Woran ist ein gefälschtes Produkt überhaupt zu erkennen?
Oliver Doleschal: Das kommt darauf an, wie gut es zuvor gekennzeichnet wurde. Man kann Fälschern sehr hohe Hürden stellen. Unsere Etiketten ermöglichen eine eindeutige Identifizierung. Wir nutzen dafür Hologramme, die zu 100% fälschungssicher sind. Trotzdem kommt es vor, dass Menschen sich die Mühe machen und sich an Fälschungen versuchen. Bisher konnten wir diese aber immer nachweisen. Dank der neuen digitalen Möglichkeiten kann man per Handy über den 2D-Code oder NFC die spezifische Seriennummer herauslesen und auf der Landingpage sehen, ob es sich um das Original handelt. Es ist aber auch wichtig, dass Hersteller die Erkennungsmerkmale ihrer Marken zum Beispiel an Zollbehörden und Kunden kommunizieren. Denn wenn Container geöffnet werden, wissen die Kontrolleure auch nicht immer, wonach sie suchen sollen.
Wirtschaftsforum: Was zeichnet Sie denn neben Ihren Produkten als Unternehmen besonders aus?
Oliver Doleschal: Als Einzelgesellschaft und Tochter der All4Labels Gruppe konnten wir 2019 auf eine 25-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Schon früh hat sich die Gruppe entschieden, den Schwerpunkt auf den Digitaldruck zu legen – heute sind wir in dem Bereich Weltmarktführer. Die Gruppe ist aus den Firmenkulturen von drei Unternehmerfamilien entstanden und hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Durch den neuen Investor seit Anfang dieses Jahres, die TRITON Unternehmensgruppe, soll es einen weiteren Wachstumsschub geben.
Wirtschaftsforum: Und welche Themen werden Sie in Zukunft beschäftigen?
Oliver Doleschal: Wir werden uns mit einer Schwestergesellschaft zu der neuen Marke ‘All4Labels Smart + Secure’ zusammenschließen. Unter diesem Dach werden wir alle Mehrwertdienste und Labelformate wie NFC, Hologramme und so weiter zusammenführen. Im Februar sind wir auf der EuroShop in Düsseldorf zum ersten Mal unter dem neuen Label aufgetreten. Außerdem werden wir uns stärker auf digitalisierte Services fokussieren. Massenwaren sind ein Thema, denn bei ihnen lohnt es sich nicht, hochwertige Hologramme aufzubringen. Dinge wie diese verändern zu können, finde ich extrem motivierend.