Möglichmacher der Digitalisierung

Interview mit Lars M. Tisken, Geschäftsführer der freesort GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Tisken, welche Services bieten Sie Ihren Kunden konkret an?

Lars M. Tisken: Wir holen die Post bei unseren Kunden vor Ort ab, auch auf Wunschtermin. Wir frankieren, sortieren, konsolidieren, bieten Postfachservices und digitale Services an. Dabei passen wir unsere Dienstleistungen individuell an die Bedürfnisse unserer Kunden an, sodass sie noch schneller, kostengünstiger und auch effizienter ihre Geschäftskommunikation abwickeln können.

Wirtschaftsforum: Was genau bedeutet Briefkonsolidierung?

Lars M. Tisken: Wir sortieren die Post unserer Kunden und geben diese dann gebündelt an die Post weiter. Die Deutsche Post hat ein Rabattsystem, das aber nur auf Großkunden ausgerichtet ist. Rabatte bekommt man nur, wenn man täglich große Briefmengen erreicht. Somit haben die mittelständischen Unternehmen, die meistens geringere Briefmengen haben, eigentlich keine Chance auf die Senkung ihrer Portokosten. Wir fassen die Briefprodukte mehrerer Geschäftskunden zu einer rabattfähigen Gesamtmenge zusammen. Selbstverständlich erhalten unsere Kunden eine monatliche transparente Abrechnung über ihre Portogutschrift.

Wirtschaftsforum: Kommunikation wird immer digitaler. Was bedeutet das für Ihr Geschäft?

Lars M. Tisken: Die ganze Branche verschiebt sich Richtung Digitalisierung. Irgendwann wird ein Kipppunkt kommen, an dem die postalische Zustellung richtig teuer wird. Wir bieten digitale Druckdienstleistungen und Input-Management im Verbund mit unseren Konzernschwestern bei Francotyp-Postalia, die übrigens dieses Jahr 100. Geburtstag feiert. Dazu zählt zum Beispiel das Scannen der Post unserer Kunden. Sie erhalten ihre Post dann nur noch in digitaler Form. Mithilfe einer künstlichen Intelligenz sind wir in der Lage zu erkennen, um was für eine Post es sich handelt, zum Beispiel um einen Vertrag oder eine Rechnung. Die Post geht dann direkt digital an die zuständigen Stellen weiter. In vielen Fällen können die Daten sogar in die ERP-Systeme der Kunden eingepflegt werden.

Wirtschaftsforum: Der Transport der Post erfolgt über Autos. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für freesort?

Lars M. Tisken: Das Thema wird für unsere Kunden immer wichtiger. Die Deutsche Post hat damit begonnen, ihre Flotte konsequent auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Die mittelständischen Kurierdienste sind noch nicht so weit. Es ist teuer, eine ganze Flotte umzustellen. Zudem ist das Thema Reichweite oft ein Hemmschuh. Wir werden ab 2024 die ersten E-Autos einsetzen. Im Umkreis und für Stadtfahrten ist die Reichweite der Batterien inzwischen geeignet. Darüber hinaus setzen wir bereits seit mehreren Jahren ausschließlich LED-Beleuchtung ein und erneuern unsere technischen Anlagen, um energieeffizienter zu werden.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?

Lars M. Tisken: Wir konzen-trieren uns auf mittelständische Unternehmen, grundsätzlich aber auf alle Firmen, die Print-Post haben. Gerade in vielen kleineren Unternehmen werden Rechnungen noch selbst geschrieben und gedruckt und dann als normaler Brief verschickt.

Wirtschaftsforum: Sind Sie ausschließlich in Deutschland tätig?

Lars M. Tisken: Seit Kurzem sind wir auch in der internationalen Post aktiv. Dies ist allerdings ein Nischenmarkt. Wir geben die Post nicht nur an die DPAG weiter, sondern direkt in die entsprechenden Zielländer, zum Beispiel zur französischen Post.

Wirtschaftsforum: freesort ist seit 2005 am Markt, hat mit einem Standort begonnen und ist jetzt schon in sieben Ballungszentren vertreten. Ihr Markt ist sehr dynamisch und wettbewerbsintensiv, die Digitalisierung ist eine große Herausforderung. Worauf führen Sie den sehr langfristigen Erfolg von freesort zurück?

Lars M. Tisken: Wir suchen immer nach neuen Themen und Angeboten, die wir unseren Kunden machen können und die ihre aktuellen Probleme lösen. In den vergangenen Jahren haben wir stetig unsere Effizienz gesteigert und für unsere Mitarbeiter neue Tätigkeiten entwickelt, sodass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind. Unser Mutterunternehmen schiebt europaweit große digitale Projekte an, unter anderem in Skandinavien und im Baltikum. Dort ist die Digitalisierung bereits weiter fortgeschritten. Davon profitieren wir und schauen, was wir für den deutschen Markt übernehmen können.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie noch für dieses Jahr?

Lars M. Tisken: Aktuell planen wir bereits für das Jahr 2024. Wir werden intensiv beobachten, welche Veränderungen der Markt mit sich bringt. Wir haben im Juni dieses Jahres ein Investitionsprogramm Technik gestartet. Wir werden Zug um Zug alle Sortieranlagen erneuern. Unsere Maschinen müssen noch schneller werden, um unsere Effizienz und damit auch Wettbewerbsfähigkeit bei zunehmendem Kostendruck zu sichern.

Wirtschaftsforum: Welches Ziel haben Sie sich langfristig für freesort gesetzt?

Lars M. Tisken: Wir werden langfristig unsere digitalen Aktivitäten ausbauen. Diese werden für einen beachtlichen Anteil unseres Umsatzes zeichnen. Wir sehen uns dabei als Möglichmacher der Digitalisierung und damit nicht nur als verlängerte Werkbank, sondern als Partner unserer Kunden. Letztendlich schaffen wir für sie echte Werte.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Wo Ideen Raum finden

Interview mit Fabian Töws, Geschäftsführer der Laer Unternehmensverwaltung GmbH

Wo Ideen Raum finden

Als Folge von wachsender Urbanisierung, steigenden Immobilienpreisen und schrumpfenden Flächenreserven wird Platz zunehmend zu einer wertvollen Ressource. Flexible Lager-, Werkstatt- und Büroflächen sind gefragter denn je. Moderne Garagen- und Unternehmerparks…

Grenzüberschreitung mit Mehrwert

Interview mit Jan Dykhuizen, Geschäftsführer der ALS Holding Gmbh

Grenzüberschreitung mit Mehrwert

Sie sind komplex und spielen im internationalen Warenverkehr eine große Rolle – Zollabfertigungen. Unternehmen, die sicherstellen wollen, dass Import- und Exportvorgänge rechtskonform, effizient und kosteneffektiv abgewickelt werden und damit Lieferketten…

Digital. Ganzheitlich. Mutig.

Interview mit Dr. Wolfram Jost, CEO der Scheer IDS und Chief Technology Advisor der Scheer Group

Digital. Ganzheitlich. Mutig.

Günstiger, schneller, mehr – die Anforderungen im schnelllebigen Zeitalter des 21.Jahrhunderts sind hoch. Digitale Prozesse unterstützen Unternehmen dabei, Strukturen und Prozesse agiler zu gestalten, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und so…

Spannendes aus der Region Kreis Mettmann

Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven

Interview mit Dietmar Helker, EMEA Applications & Co-Supplier Leader der Bochers GmbH

Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven

Lackadditive sind spezielle Zusatzstoffe, die in der Farb- und Lackindustrie eingesetzt werden, um bestimmte Eigenschaften wie Fließverhalten, Trocknungsgeschwindigkeit oder Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen zu verändern und zu verbessern. Die Borchers…

Innovative Testlösungen für eine gesündere Zukunft

Interview mit Dr. Lothar Kruska, Geschäftsführer der Seegene Germany GmbH

Innovative Testlösungen für eine gesündere Zukunft

Die Seegene Germany GmbH mit Sitz in Düsseldorf hat sich auf die Entwicklung von innovativen Testlösungen im Bereich der Molekulardiagnostik spezialisiert. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die medizinische…

SMP Strategy Consulting: Als Eraneos Strategy weiterhin auf Erfolgskurs

Interview mit Marcel Vandieken, Geschäftsführer

SMP Strategy Consulting: Als Eraneos Strategy weiterhin auf Erfolgskurs

Seit mehr als 25 Jahren steht SMP für strategische Beratung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und umsetzbare Lösungen entwickelt. Auch deshalb hat sich das Düsseldorfer Unternehmen als eine…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir erschaffen neue Markenwelten“

Interview mit Giovanni Giuliani, CEO der Henoto S.p.A.

„Wir erschaffen neue Markenwelten“

Ob Olympische Spiele, internationale Messen oder hochwertige Retail-Projekte – mit innovativer Technologie, nachhaltigem Design und globaler Präsenz hebt die Henoto S.p.A. die Gestaltung temporärer Architekturen und Markenräume auf ein neues…

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Interview mit Armin Bäbler, CEO der Faigle AG

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Mit ihren Managed Printing Solutions hat sich die Faigle AG schon lange einen Namen in der Schweiz gemacht hat: Ausgehend von seiner Druck- und Scankompetenz engagiert sich das Unternehmen inzwischen…

Digital. Ganzheitlich. Mutig.

Interview mit Dr. Wolfram Jost, CEO der Scheer IDS und Chief Technology Advisor der Scheer Group

Digital. Ganzheitlich. Mutig.

Günstiger, schneller, mehr – die Anforderungen im schnelllebigen Zeitalter des 21.Jahrhunderts sind hoch. Digitale Prozesse unterstützen Unternehmen dabei, Strukturen und Prozesse agiler zu gestalten, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und so…

TOP