Bauen unter rollendem Rad
Interview mit Sebastian Glöckner, Geschäftsführer der eba-consult GmbH

„Es heißt ja oft, man sehe sich immer zweimal im Leben – in unserem Geschäftsfeld dürfte es aber eher drei- oder viermal sein“, beschreibt Sebastian Glöckner, Geschäftsführer der eba-consult GmbH, die Marktposition seines Unternehmens: „Als Bauüberwacher von Eisenbahnprojekten sind wir mit wenigen Ausnahmen ausschließlich für die Deutsche Bahn selbst tätig. Den Großteil unserer Aufträge gewinnen wir demzufolge über entsprechende öffentliche Ausschreibungen. Dabei engagieren wir uns als Experte für Gleisanlagen vornehmlich im konstruktiven Ingenieur- beziehungsweise Oberbau, aber auch im Rahmen von Oberleitungsanlagen und 50-Hz-Systemen sowie in der Leit- und Sicherungstechnik.“ Gewerke, in denen angesichts des unbestreitbaren Investitionsbedarfs in das deutsche Schienennetz sowie der Impulse des Sondervermögens der Bundesregierung in den nächsten Jahren mit einer stark steigenden Nachfrage zu rechnen ist, wie auch Sebastian Glöckner bestätigt: „Gerade bei den Hochleistungskorridoren wird das im Markt verfügbare Angebot an Bauüberwachungsleistungen wahrscheinlich gar nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Schon jetzt sind die Kapazitäten in unserer Branche am Limit, wenn nicht bereits überschritten. Deshalb freut es mich, dass letztes Jahr vergleichsweise viele Menschen die einschlägige Ausbildung absolviert haben – denn die ist angesichts der hohen Sicherheitsanforderungen und der fachlichen Komplexität nicht trivial.“ Auch eba-consult konnte in den letzten Jahren etwa ein Dutzend Auszubildende gewinnen – für eine Tätigkeit, die nicht nur verantwortungsvoll, sondern auch fordernd ist: „Die Deutsche Bahn verdient ihr Geld mit fahrenden Zügen, nicht mit stehenden. Deswegen werden Bauarbeiten idealerweise auf das Wochenende, Feiertage oder in die Nacht verlegt – wo dann auch unsere Bauüberwacher vor Ort präsent sein müssen“, erläutert Sebastian Glöckner.
Bahn-Bashing fehl am Platz
Für eine besondere Komplexität sorgen indes auch die diffizilen Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie die nicht selten beschlossenen Regelwerksänderungen in laufenden Verfahren. Ins Bahn-Bashing will Sebastian Glöckner jedoch dezidiert nicht einstimmen: „Ursprünglich habe ich in einer Baufirma eine Abteilung im Schienenkontext geleitet und hielt das Bauen daher lange für den schwierigsten Teil – bis ich später acht Jahre lang für die Deutsche Bahn selbst gearbeitet habe, wo sich dieses Bild schnell relativierte. Seitdem weiß ich, was es alles an Schritten bedarf, bis überhaupt einmal die Bautätigkeit aufgenommen werden kann. Natürlich könnte sich die Bahn vieles leichter machen – aber das System ist nun einmal so gewachsen, und es wird sich nicht mit einem großen Kahlschlag ändern lassen, selbst wenn man das wollte.“








